Wetter. Seit Jahresbeginn gehören Wetters Kranbauer zum finnischen Konzern Konecranes. Nun läuft die Bestandsaufnahme.
- Der Chef von Konecranes, Panu Routila, und weitere Entscheidungsträger, stellten sich jetzt in Wetter vor
- Laut Routila wird die vollständige Integration der Demag in den finnischen Konzert zwei Jahre dauern
- Ein Ziel ist es, die Servicesparte international auszubauen und zu stärken
Auf den Fahnen flattert nur noch der Demag-Schriftzug, auch von den Gebäuden im Werk an der Ruhrstraße ist der Terex-Schriftzug verschwunden. Seit diesem Monat gehören Wetters Kranbauer zum finnischen Konzern Konecranes. Dessen Chef Panu Routila und weitere Entscheidungsträger stellten sich kürzlich an der Ruhr vor.
Wie weit sind die Prozesse beim Zusammenschluss fortgeschritten?
Panu Routila: Es gibt noch keine Entscheidung zur endgültigen Organisation. Wir arbeiten mit einer Übergangsstruktur, um sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter ihren Platz in dieser Struktur kennen und wissen, an wen sie oder er berichten. Die integrierte Organisation wird sich am operativen Modell von Konecranes orientieren. Konecranes ist in drei Geschäftsbereichen tätig: Industrial Equipment, Port Solutions und Services. Dazu kommen konzernweite Supportfunktionen.
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Die Geschäftstätigkeiten des früheren Bereichs Material Handling sind jetzt den Geschäftsbereichen Industrial Equipment und Services zugeordnet. Die Marke Demag wird dabei auch weiterhin eine wesentliche Rolle in der Konecranes-Markenwelt übernehmen. Wir entwickeln nun gemeinsam die Zielorganisation. Die Integration der betrieblichen Bestandteile sollte in etwa zwölf Monaten abgeschlossen sein. Die vollständige Integration wird jedoch bis zu zwei Jahre in Anspruch nehmen.
Wie fällt seitens Konecranes die Bestandsaufnahme in Wetter aus, nachdem die „Demagogen“ nun mehr als fünf Jahre zum Terex-Geschäftsfeld Material Handling & Port Solution (MHPS) gehörten?
Routila: Die Aktivitäten des ehemaligen Bereiches MHPS sind jetzt Teil von Konecranes. Nach Abschluss der Akquisition ist es uns nun möglich, auf die entsprechenden Daten zuzugreifen und diese zu analysieren. Auf dieser Grundlage können wir weitere Schritte ausarbeiten – das machen wir in Teams, die mit Konecranes und MHPS-Spezialisten besetzt sind. Unser Ansatz ist, uns fundiert und gründlich vorzubereiten, sämtliche Fakten zusammenzustellen und erst auf dieser Grundlage Entscheidungen zu treffen. Das nimmt einige Zeit in Anspruch. Wir schätzen die Qualität und Tradition der Marke Demag sowie ihren guten Ruf auf dem Markt sehr. Die Mitarbeiter mit ihrer Erfahrung, ihren technischen Fähigkeiten, ihrem Engagement und Know-How schaffen den Wert der Marke Demag. Bei Konecranes pflegen wir eine ähnliche Unternehmenskultur. Daher sind wir zuversichtlich, dass die gemeinsame Arbeit in einem Unternehmen gut funktionieren wird. Konecranes und Demag sowie Port Solutions können schon lange auf gute Kundenbeziehungen in ihren Märkten zurückblicken.
Die Demag hat mehrere Eigentümerwechsel und wie die Hafen-Experten von Gottwald unruhige Zeiten hinter sich. Wie will Konecranes für Ruhe sorgen, gibt es Standort-Zusagen?
Routila: Wir sind ein Industrieunternehmen und verfolgen einen langfristigen Ansatz. Wir möchten der Demag und Port Solutions eine Heimat bieten. Auf dieser Grundlage können sie wachsen und ein starker Bestandteil unserer gemeinsamen Organisation werden.
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Aus langjährigen Konkurrenten wird ein Betrieb, welche Chancen und Gefahren gibt es durch Synergien?
Routila: Zusammen können wir die Servicesparte international ausbauen und stärken. Unsere branchenführende Konstruktions- und Entwicklungstätigkeit wird auch weiterhin Marktmaßstäbe setzen. Wir wollen mit führenden Technologielösungen Wachstum generieren. Wir können nicht ausschließen, dass bei der Zusammenführung der beiden Unternehmen und unserer zukunftsfähigen Ausrichtung weitere Anpassungen erforderlich werden. Wir versprechen aber, dass dieser Prozess fundiert und gründlich durchdacht ist. Vor unseren Spezialistenteams liegen noch viele Aufgaben.
Welche Unternehmensphilosophie bzw. -kultur will Konecranes hier einführen? Wie wird der Betriebsrat der Demag eingebunden?
Routila: Konecranes und MHPS können auf eine lange, erfolgreiche Tradition zurückblicken und pflegen eine ähnliche Unternehmenskultur: Beide Unternehmen setzen auf Konstruktion und Entwicklung, verfügen über erfahrene Teams mit umfangreichem Wissen im Materialumschlag, sind global tätig und streben die Marktführerschaft an. Die Unternehmenskultur von Konecranes basiert auf drei zentralen Werten: Vertrauen in Menschen, absolute Serviceorientierung und nachhaltige Rentabilität. MHPS hat sich an ähnlichen Grundsätzen orientiert. Wir haben mit den Mitarbeitern von Demag und Port Solutions viel gemeinsam – unser Engagement für Engineering, Technologie und Kundendienst. Wir passen sehr gut zusammen. Der Betriebsrat ist bereits seit der Planungsphase mit eingebunden, genau wie alle anderen MHPS-Mitarbeiter. Bei unserer Begrüßungsveranstaltung gaben uns die Betriebsratsmitglieder sehr positives Feedback und hießen uns herzlich willkommen. Wir sind sehr dankbar für ihre Kooperation.
Demag-Betriebsrat ist vorsichtig optimistisch
Der Demag-Betriebsrat um Petra Nijhuis und Yvonne Eisenblätter hat nach den ersten Tagen einen guten Eindruck von den Konecranes-Verantwortlichen gewonnen. Der Willkommens-Tag für die Mitarbeiter in Wetter sei sehr gut verlaufen, die finnischen Unternehmens-Vertreter stellten professionell ihre Ideen teils auf Deutsch vor und ließen Fragen der Belegschaft zu. „Wir glauben, dass Konecranes uns unsere Identität wieder geben kann, uns nicht unterjocht und die Marke Demag mehr Präsenz bekommt“, so Nijhuis und Eisenblätter.
Gleichwohl habe der Konzern für die Übernahme viel Geld bezahlt und entsprechende Erwartungen. „Auch dieses Unternehmen verfolgt finanzielle Ziele, also schweben wir auf keiner rosa Wolke und werden sehen, wie sich etwa Produktüberschneidungen auswirken.“
Der hiesige Betriebsrat bleibe ebenso bestehen wie die MHPS-Arbeitnehmervertretung. Aus den beiden Gremien rücken Mitglieder in den europäischen und in den Konzern-Betriebsrat von Konecranes.