Wetter. . Von Terex zu Konecranes: Seit Januar bestimmt der langjährige Konkurrent aus Finnland, was mit der Demag in Wetter passiert. Vieles ist noch unklar.
- Nach mehr als fünf Jahren endet Terex-Regiment
- Erste Personalentscheidungen getroffen, aber noch kein Standortkonzept
- 150 Stellen 2016 im Werk Wetter abgebaut
Die nächste Zeitenwende bei der Demag. Kurz: Die Amerikaner gehen, die Finnen kommen. Nach fast fünfeinhalb Jahren endet für Wetters Kranbauer und für die Hafen-Experten von Gottwald in Düsseldorf die Zeit im Terex-Segment Material Handling & Port Solution (MHPS). Seit Januar gehört auch das hiesige Werk an der Ruhrstraße zum ehemaligen Konkurrenten Konecranes. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Zusammenschluss.
Wie heißt das neue Unternehmen?
In Deutschland wurde die Gesellschaft Terex MHPS GmbH an Konecranes verkauft. Der Name der Gesellschaft bleibt zunächst unverändert. Wie genau die Firmierung zukünftig sein wird oder wie der Geschäftsbereich heißen wird, in den Terex-Material-Handling mit den Demag-Produkten integriert wird, werde erst in Kürze kommuniziert. Dem Vernehmen nach handelt es sich um eine Holding. Fest steht, dass Demag als Marke erhalten bleibt und damit auch der Schriftzug weiterhin im Stadtbild von Wetter präsent bleiben wird.
Wieviele Mitarbeiter zählen dann an welchen Standorten zu diesem neuen Unternehmen?
Konecranes hat weltweit ca. 11 500 Mitarbeiter, davon mehr als 6000 in Europa, Afrika und dem Mittleren Osten. Das Segment MHPS wird mit ca. 7000 Teammitgliedern (darunter 1500 aus Wetter) die Mannschaft vergrößern. Standortkonzepte stehen noch nicht fest.
Wie steht es um den im Mai angekündigten Stellenabbau? Wie wurden 150 Jobs in Wetter gestrichen?
Der laut Geschäftsführung nötige Stellenabbau wurde mit dem Betriebsrat verhandelt. Dank sozialverträglicher Lösungen (Transfergesellschaft, Altersteilzeit) gab es keine betriebsbedingten Kündigungen. Zudem sollen Prozesse vereinheitlicht und verbessert werden, z.B. im Rahmen des Order-To-Delivery-Prozesses (Auftragseingang bis Auslieferung des Produkts). Ziel: eine effizientere Zusammenarbeit der Abteilungen.
Welche Personalentscheidungen und Zuschnitte stehen fest?
Konecranes wird drei Geschäftsbereiche führen: Service, Industrial Equipment und Port Solutions. Susanna Schneeberger als Material-Handling-Leiterin von Terex wird bei Konecranes Executive Vice President Strategy und in dieser Funktion u.a. weiterhin die Integration mitgestalten. Panu Routila bleibt an der Spitze von Konecranes (President/CEO). Steve Filipov als ehemaliger MHPS-Verantwortlicher bleibt bei Terex und führt die Kran-Abteilung des US-Konzerns.
Worin sehen die Verantwortlichen die größten Synergieeffekte?
Konecranes mit dem integrierten MHPS-Geschäft hat sich zum Ziel gesetzt, durch das Ausschöpfen von Umsatzpotenzial bei Anlagen, Maschinen und Dienstleistungen Wachstumspotenziale zu realisieren. Gemeinsam mit dem MHPS-Service-Geschäft könne das vereinte Unternehmen ein hohes Geschäftsvolumen und Bandbreite im weltweiten Servicegeschäft erreichen sowie weiterhin führend in der Entwicklung von zukünftigen Technologien sein. Auch die globale Fertigungspräsenz sei ebenso von Vorteil wie das vollständige Produktangebot und die Lieferkette in der Hafentechnologie.
Inwieweit ist der Betriebsrat in die Fusions-Gespräche eingebunden?
Die Betriebsräte als Arbeitsgruppe seien fester Bestandteil im Rahmen der Integration, um eine frühzeitige Einbindung sicherzustellen.
Was besprachen die Fusions-Arbeitsgruppen seit Herbst 2016?
Die mit Konecranes- und MHPS-Fachleuten gemischten Arbeitsgruppen arbeiten – soweit unter der Voraussetzung möglich, dass beide noch bis zum Jahresende Wettbewerber waren – daran, die zukünftige Aufstellung des gemeinsamen Geschäfts zu entwerfen. Zurzeit bereiten die Arbeitsgruppen vorrangig den Übergang nach dem so genannten Closing und damit das Herauslösen aus der Terex-Gruppe vor, damit das Geschäft reibungslos weiterläuft. Alle größeren MHPS-Standorte wurden besucht, MHPS-Führungskräfte waren auch bei Konecranes in Finnland.
In welchen Märkten im In- und Ausland erhoffen sich die Verantwortlichen die größten Gewinnsprünge und Wachstumschancen?
Die Integration von MHPS in Konecranes sei eine „strategisch und unternehmerisch wegweisende Entwicklung, die für beide Unternehmen auf einem derzeit schwierigen Markt sehr gute Chancen eröffnet“, so die Geschäftsführung.
Lässt sich der Vorteil dieses Zusammenschlusses, für den Konecranes 1,1 Millarden Euro zahlt, prognostiziert in Euro ausdrücken?
Konecranes rechnet mit Synergieeffekten von 140 Millionen Euro bis Ende 2019. Weitere Vorteile sehen die Verantwortlichen beispielsweise in einer gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsarbeit (Ziel: Technologieführerschaft), einer größeren Nähe zum Kunden, einer vollständigen Produktpalette in der Hafentechnik oder breiter Service-Aufstellung weltweit.
Wie steht es um die Marke Demag und gibt es Überschneidungen mit den Konecranes-Produkten?
Die Marke Demag habe einen hohen Stellenwert und werde in der Konecranes-Gruppe weiterentwickelt. Im Zuge der fortschreitenden Integration werde zu klären sein, was etwa bei Produkt-Überschneidungen passiert.
Gibt die aktuell hohe Werksauslastung in Wetter Rückenwind für die „Demagogen“?
Die derzeit gute Beschäftigung am Jahresende sei nicht unüblich, da viele Kunden ihre Budgets ausschöpfen und Bestände auffüllen wollen. Dank „der hervorragenden Marke und Produkte sowie kompetenter Teammitglieder“ vertreten die hiesigen Verantwortlichen selbstgewusst ihre Anliegen in den Integrations-Arbeitsgruppen.
Terex behält einige Anteile. Können sich die Amerikaner bei Konecranes/Demag noch einmischen?
Terex wird 25-prozentiger Anteilseigner und dadurch die Möglichkeit erhalten, zwei Mitglieder des Führungsgremiums zu benennen. Dieses Executive Board von Konecranes besteht ab Tag 1 in der neuen Struktur aus neun Führungskräften, inklusive Panu Routila und Susanna Schneeberger.