Herdecke/Hagen. . Für 930.000 Euro tauscht der Ruhrverband den Mitarbeiter-Steg aus. Die Sanierung am Hengsteysee-Wehr dauert insgesamt noch länger.

Schweres leicht aussehen lassen, das ist die Kunst. Recht leise und ohne großes Getöse sind Fachleute in dieser Woche mit dem Austausch des alten Mitarbeiter-Stegs am Hengsteysee-Wehr beschäftigt. Dabei müssen sie tonnenschwere und 30 Meter lange Elemente zentimetergenau ein- oder herausschweben lassen. Und das vom Wasser aus. Den Ruhrverband kostet die Aktion 930.000 Euro.

Geschichte wird sichtbar, handelt es sich bei den vier roten Übergängen zwischen den Wehrpfeilern doch um den alten Steg aus der Anfangszeit des Hengsteysees. Seit Montag hebt ein Schwimmkran jeweils nachmittags die 15 Tonnen schweren Stahlkonstruktionen aus dem Jahr 1928 hoch und bringt das Quartett zum Herdecker Ufer. Dort heißt es: verladen, abtransportieren und in Witten verschrotten.

Nur noch Restarbeiten

Am nächsten Morgen (heute zum letzten Mal) schiebt ein Schlepperboot dann den Schwimmkran wieder in Stellung, um die neuen Brückenelemente aus Aluminium an Ort und Stelle zu bringen. Diese vier Spezialanfertigungen einer Firma vom Bodensee wiegen jeweils zwölf Tonnen, mit Stahlseilen dirigieren die Facheleute die schwarzen Wegstrecken in die endgültige Position. Das dauert vom Ablegen bis zur Feinjustierung nur 40 Minuten. „Als es einmal recht windig war, wollten wir das Einbringen eigentlich verschieben, haben es aber doch durchgezogen“, berichtet Thomas Brinkmann, beim Ruhrverband für die östlichen Stauseen verantwortlich. „Bisher hat alles gut geklappt.“ Demnach stehen ab der nächsten Woche nur noch Restarbeiten wie Kabelverbindungen an, das schwere Gerät ist dann weg.

Laut Andreas Schiffmann, der als Projektleiter die gesamte Wehrsanierung koordiniert, war die vernietete Stahlkonstruktion durch eine so genannte Spaltkorrosion etwas verrostet. Wegen der aufwändigen Beschichtung der alten Elemente, die jeweils auch noch fast 40.000 Euro teurer im Vergleich zur neuen Alu-Konstruktion gewesen wäre, und auch angesichts neuer Umweltschutzrichtlinien entschied sich der Ruhrverband gegen eine Reparatur und für einen Austausch.

Um den Kran auf mehreren Pontons problemlos navigieren zu können, ist derzeit der Wasserstand des Hengsteysees nach Absprache mit RWE als Betreiberin des Kraftwerks auch etwas höher als sonst zu dieser Jahreszeit.

Öffentliche Brücke gut in Schuss

Nicht nur Kaffeetrinker im Lokal Schiffswinkel schauen neugierig zu, wie die Lücken am Wehr entstehen bzw. geschlossen werden. Den besten Blick gibt es frontal von der alten Eisenbahnbrücke. Diese können Spaziergänger und Radfahrer noch viele Jahre nutzen, ist sie doch laut Ruhrverband noch gut in Schuss.

Ab Herbst wird dann die erste der vier Walzen der Hengsteysee-Anlage zwischen Herdecke und Hagen überarbeitet, was ein knappes Jahr dauert und wofür der Pegel unterhalb des Wehrs durch das Kraftwerk an der Stiftsmühle gesenkt wird. „Wir stehen noch am Anfang der Wehrsanierung“, sagt Projektleiter Andreas Schiffmann. Mit den Maßnahmen an den Häuschen, Pfeilern, Uferwänden und Betonarbeiten wird das gesamte Projekt nicht vor 2020 abgeschlossen sein.

An den aktuellen Arbeiten ist übrigens neben einer Firma aus Mülheim, die zudem bei der Brückensanierung am Obergraben in Wetter aktiv ist, auch der Herdecker Metallbau-Betrieb von Klaus Cantus beteiligt. Meist drei seiner Leute packen bei der Montage des neuen Alu-Stegs mit an.