Hegnstey. . Der Hengsteysee ist dermaßen zugewuchert, dass man ihn erahnen, aber nicht mehr sehen kann. Die grüne Wand aus Gestrüpp und Gesträuch hat inzwischen eine Höhe von drei Metern und mehr erreicht.

  • Hengsteysee vom Gehweg aus kaum noch zu sehen
  • Grüne Wand aus Gestrüpp verhindert Blick aufs Wasser
  • Politiker fordern Beseitigung der Sträucher

Wer während eines erholsamen Spazierganges einen Blick aufs Wasser des Hengsteysees werfen möchte, der sollte sich hinüber auf die Dortmunder Seeseite begeben oder lieber gleich hinüber nach Herdecke fahren. Dort heißt der See zwar Harkortsee, aber man kann ihn wenigstens genießen. In Hagen ist das schon lange nicht mehr der Fall.

Der Hengsteysee ist dermaßen zugewuchert, dass man ihn erahnen, aber nicht mehr sehen kann. „Ein Spazierweg rund um einen See, den man nicht sieht, macht doch gar keinen Sinn“, ärgert sich nicht nur Andreas Schumann, stellvertretender Bezirksbürgermeister im Hagener Norden: „Was die Stadtverwaltung hier treibt, ist das Gegenteil von bürgerfreundlich.“

Grüne Wand aus Gestrüpp

Die grüne Wand aus Gestrüpp und Gesträuch hat inzwischen eine Höhe von drei Metern und mehr erreicht. Wer sich auf eine der Bänke entlang des Spazierweges setzt, der guckt auf die Pflanzenmauer. Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Kohaupt hatte bereits im letzten Jahr gefordert, das Grünzeug zurückzuschneiden: „Die Bänke haben wir doch nicht aufgestellt, damit die Leute in die Büsche gucken.“

Und auch Oberbürgermeister Erik O. Schulz hatte, angesprochen auf das Uferdickicht, versprochen, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Herausgekommen ist dabei so gut wie nichts. Zwar gab es seinerzeit einen Ortstermin mit Vertretern der Verwaltung, doch weder im Umweltamt noch beim Wirtschaftsbetrieb Hagen hat man etwas gegen die grüne Blicksperre unternommen.

Brut- und Nahrungsbiotop

Begründung: Das Ufergelände sei wegen seiner Bedeutung als Brut- und Nahrungsbiotop sowie als Winterrastplatz für zahlreiche Wasservogelarten der Roten Liste als Schutzgebiet ausgewiesen. Insbesondere im Böschungsbereich des Hengsteysees befänden sich wichtige Lebensräume für Vögel, bei einem Eingriff in die Gehölzstrukturen sei mit Beeinträchtigungen zu rechnen.

Fuß- und Radweg wird freigehalten

Derzeit wird am See lediglich ein Pflegeschnitt durchgeführt, um wenigstens den Fuß- und Radweg vom wuchernden Grünzeug freizuhalten.

Andreas Schumann hält derlei Rechtfertigungen für überzogen: „Der Umweltschutz dient heutzutage als Totschlagargument, um jedwede Entwicklung zu blockieren.“ Der SPD-Politiker befürchtet, dass aus der gemeinsam von den Städten Hagen und Herdecke angestrebten touristischen In­frastruktur am See nichts wird, wenn die Riesenhecke stehen bleibt: „Wer will denn dort ein Freizeitangebot schaffen, wenn man nicht einmal das Wasser sehen kann. In Hagen beißen wir uns an der Stadtverwaltung die Zähne aus.“ Schumann hat sich mit dem für die Dortmunder Seeseite zuständigen Bezirksbürgermeister von Hörde, Sascha Hilgeris, in Verbindung gesetzt: „In Dortmund gibt es solche Probleme nicht.“

Suche nach Kompromiss

Inzwischen hat Ralf Reiner Braun, Leiter des Hagener Umweltamtes, Bereitschaft zu einem Kompromiss erkennen lassen: „Wir sollten ein vernünftiges Verhältnis finden zwischen dem Anspruch auf Freizeitbedürfnisse und Naturschutz.“ Keine der radikalen Lösungen – entweder alles wegzuschneiden bzw. alles zuwuchern zu lassen – komme in Frage: „Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte.“

Auch Gerald Fleischmann, Fachbereichsleiter beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH), deutete die Möglichkeit an, die Bänke so zu versetzen, dass sie an Stellen mit niedrigem Gestrüpp Blickachsen auf den See ermöglichen. Und auch Wilhelm Bögemann, Vorsitzender des Hagener Landschaftsbeirates, möchte die Bedürfnisse von Natur und Mensch am Hengsteysee in Übereinstimmung bringen: „Es muss ja nicht sein, dass man ständig auf den See gucken kann. Aber natürlich muss es Unterbrechungen in der Riesenhecke geben.“

Bis es so weit ist, bleibt ein Spaziergang auf Dortmunder Seeseite die attraktivere Variante.