Wetter/Herdecke/Ennepe-Ruhr. . Beim Kreissängertag des Chorverbandes Hagen/Ennepe-Ruhr gab es nicht nur Positives zu berichten. Vielen Chören fehlt der Nachwuchs.

Meist passiert es unbewusst: Man hört einen einprägsamen Song im Radio oder schnappt eine Gute-Laune-Melodie im Fernsehen auf, und schon will das Lied einfach nicht mehr aus dem Kopf verschwinden: Man pfeift, man summt, man singt. Aber wer nimmt sich heute noch Zeit, bewusst und regelmäßig in einer Gemeinschaft zu singen?

Diese Frage bestimmte auch den Kreissängertag des Chorverbandes Hagen/Ennepe-Ruhr, der am Samstag im Vereinsheim St. Bonifatius in Hagen-Haspe tagte. Zumindest angeboten wird die Möglichkeit zum Singen im Chor reichlich. Beispiel dafür ist der Frauenchor Hagen Eilpe. 19 Aktive singen dort unter der Leitung von Mechthild Heumann, die gleichzeitig Geschäftsführerin des Chorverbandes ist.

Aber: Wie so viele Chöre hat auch dieser mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen: „Es gibt viele Aktivitäten, die insbesondere junge Leute heutzutage machen können“, stellte Mechthild Heumann klar. Der Eilper Frauenchor sei sehr engagiert, singe bei Weihnachtsfeiern, im Altenheim oder bei Geburtstagsfeiern. Trotzdem mangele es an jungem Nachwuchs.

Regelmäßigkeit wird zum Problem

Gastrednerin bei der Jahreshauptversammlung war die ehemalige Landtagspräsidentin und jetzige Präsidentin des Chor-Verbandes NRW Regina van Dinther. Sie habe schon in ihrem Geburtsort Wengern bei der Gründung von Frauen- und Jugendchören mitgewirkt. Obwohl van Dinther ebenso auf die sinkenden Mitgliederzahlen in den Chören aufmerksam machte, war sie nicht ohne Hoffnung: Sie stellte Projekte vor, die beweisen, dass sich auch heute noch zahlreiche Menschen für das Singen begeistern lassen. So existiert ein deutsch-türkischer Projektchor des Chor-Verbandes NRW mit über 50 Sängerinnen und Sängern unter der Leitung von Betin Günes und Enver Özdiker, der beweist, dass Singen Kulturen vereint, Integration ermöglicht und Gemeinschaft entstehen lässt. Außerdem erinnerte sie an die Aufführung des Luther Oratoriums mit 3100 Sängern in der Westfalenhalle Dortmund.

Aus diesen Projekten, ließe sich folgern, dass eine Begeisterung für das Singen im Chor herrscht. Trotzdem scheint es, als stelle die Regelmäßigkeit des Probens, die eine Mitgliedschaft in einem Chor erfordert, ein Problem dar.

„Singen tut eigentlich jeder gerne, nur viele können sich nicht überwinden, längerfristig zu den Proben zu gehen“, stellte Mechthild Heumann fest. Im Ennepe-Ruhr Kreis existieren aktuell 55 Chöre. Regina van Dinther zeigte auf, dass das Schrumpfen der Chöre kein Geheimnis sei und natürlich auch mit der Altersentwicklung zusammenhänge. Letzten Endes müsse man jedoch engagiert sein, sich nicht mit dem Mitgliederschwund zufriedengeben, sondern hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Fest steht: Die Chöre freuen sich über neue, engagierte Sänger. Wer Lust und Freude am Singen hat, wird in den Chören Hagens herzlich aufgenommen.