Hagen. Urnengräber liegen in Hagen im Trend. Egal ob im Ruheforst, oder auf dem klassischen Friedhof: Rund 83 Prozent der Bestattungen werden inzwischen als Feuerbestattung durchgeführt. Da diese Entwicklung die bisherige Gebührenordnung ins Wanken bringt, sollen jetzt die Preise angepasst werden.

Die Zahl der Erdbestattungen in Hagen ist auf einen historischen Tiefststand gesunken. Im vergangenen Jahr waren bereits 83 Prozent aller Begräbnisse auf städtischen Friedhöfen und im Ruheforst Feuerbestattungen. Diese Entwicklung bringt die Gebührenordnung ins Wanken, der für das Friedhofswesen zuständige Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) denkt über eine Anpassung der Abgaben nach. „Derzeit sind Urnenbestattungen im Ruheforst die günstigste Variante“, so WBH-Chef Hans-Joachim Bihs: „Das wollen wir ändern.“

In Hagen starben 2013 rund 2550 Menschen – Tendenz leicht steigend. Natürlich werden nicht alle hier begraben, was aber durch Beerdigungen von Nicht-Hagenern in der Volmestadt in mehr als ausgeglichen wird. Denn seit Eröffnung des Ruheforsts auf der Philippshöhe im Jahr 2006 lassen sich überproportional viele Auswärtige in Hagen bestatten.

Kirchliche Friedhöfe: Gleicher Trend

Waren es zu Beginn nur 79 Beerdigungen in dem stillen Laubwald, stieg die Zahl im Jahr 2013 auf 456. Hinzu kamen 799 Urnenbestattungen auf städtischen Friedhöfen, während die Zahl der Erdbestattungen auf 257 sank. „2014 drohen wir sogar unter der 200er-Marke zu bleiben“, so Bihs.

Auf den konfessionellen Friedhöfen ist die gleiche Entwicklung auszumachen. So fanden auf dem von katholischer, evangelisch-lutherischer und reformierter Kirche betriebenen Remberg-Friedhof 228 Urnen-, aber nur noch 116 Erdbegräbnisse statt. „Wir haben aufgrund dieser Entwicklung schon vor vier Jahren eine Gebührenanpassung vorgenommen“, berichtet ein Sprecher der Friedhofskommission. „Deshalb kommen wir derzeit mit unserer Kalkulation noch über die Runden.“

Liegezeiten der Urnen begrenzen

Anders der WBH, ein Tochterunternehmen der Stadt. „Die Friedhöfe sind unser Sorgenkind“, so Geschäftsführer Bihs. Die Kosten für eine Beerdigung orientieren sich grundsätzlich am Platzverbrauch, und der ist für einen Sarg eben größer als für eine

Urnengrab kostet derzeit 462 Euro, Erdgrab 924 Euro

Die günstigsten Gräber auf städtischen Friedhöfen kosten derzeit im Ruheforst 297,50 Euro (Familienbiotop), 462 Euro (Urnengrab) bzw. 924 Euro (Erdgrab). Um wieviele Prozent die Gebühren erhöht werden sollen, möchte der WBH noch nicht bekannt geben.

Die letzten Gebührenanpassung für Gräber in Hagen trat zum 1. Januar 2006 in Kraft.

In Hagen gibt es neun städtische Friedhöfe: Berchum, Garenfeld, Halden, Loxbaum, Haspe, Holthausen, Delstern, Vorhalle, Altenhagen. Hinzu kommt der Ruheforst. Außerdem existieren 16 konfessionelle Friedhöfe.

Die Gesamtfläche der Friedhöfe umfasst 111 Hektar. Die städtischen Friedhöfe nehmen 51,28 Hektar ein, der Ruheforst 8,5 Hektar, der Friedhof Remberg/Buschey 21,82 Hektar, die übrigen konfessionellen Friedhöfe 29,66 Hektar.

Im Krematorium Delstern werden pro Jahr wischen 2200 und 2500 Leichen eingeäschert. Zwischen 1995 und 2005, ehe die Krematorien in Siegen und Lüdenscheid eröffnet wurden, waren es bis zu 5500.

Während die Einwohnerzahl Hagens von 2008 bis 2013 sank (von 193.000 auf 188.000 Menschen), stieg im gleichen Zeitraum die Zahl der Sterbefälle pro Jahr (von etwa 2200 auf etwa 2550).

Urne. Zwar könne man mit den Gebühren, die nach dem kommunalen Abgabengesetz berechnet werden, ohnehin nur Verluste einfahren (für den WBH betrug das Minus 2012 rund 1,7 Millionen Euro), doch aufgrund des Rückgangs der Erdbestattungen stehe auf den Friedhöfen inzwischen doppelt so viel Platz zur Verfügung wie benötigt. Ungenutzte Flächen aber müssten ebenso gepflegt werden wie aufgegebene Grabstellen: „Und das kostet Geld. Wir müssen immer mehr Wege und Grünanlagen, die nicht mehr durch Gebühren refinanziert werden, instand halten.“ Deshalb müssten auf jeden Fall die Gebühren im Ruheforst, der ohnehin nicht kostendeckend betrieben werde, erhöht werden, folgert Bihs: „Ich bin der Meinung, dass eine Urnenbestattung dort nicht günstiger sein darf als auf einem Friedhof.“ Auch die Liegezeit der Urnen im Forst will er von derzeit 99 auf 30 Jahre begrenzen.

Aber auch die Gebühren auf den städtischen Friedhöfen sollen der neuen Beerdigungskultur angepasst werden – die für Urnenbestattungen nach oben, die für Erdbestattungen nach unten.