Hagen. . Die Stiftung der Märkischen Bank ruft einen Förderpreis für hochbegabte junge Künstler aus der Region ins Leben. Mit 10 000 Euro ist er großzügig dotiert. Jette Flügge aus Iserlohn und Andy Spyra aus Hagen sind die ersten Preisträger. Dabei fand Jette Flüge erst über Umwege zur Kunst

Kunstpreise fallen in Zeiten der Finanzkrise nicht vom Himmel. Daher ist es umso bemerkenswerter, dass die Stiftung der Märkischen Bank jetzt eine neue, hochdotierte Auszeichnung ins Leben gerufen hat. Der mit 10.000 Euro ausgestattete Förderpreis will außergewöhnlich begabte junge Künstler unterstützen. Er soll alle drei Jahre verliehen werden.

Die ersten Preisträger stehen fest: Die Iserlohner Künstlerin Jette Flügge und der Hagener Fotograf Andy Spyra haben die Ehrung aus der Hand von Stiftungsvorstand Hermann Backhaus erhalten. „Wir sind überzeugt, dass es in der Region viele hervorragende junge Künstlerinnen und Künstler gibt, die es verdienen, gefördert zu werden“, begründet der Vorstandsvorsitzende der Märkischen Bank das kulturelle Engagement.

Vom bürgerlichen Beruf zur Kunst

Mit Jette Flügge und Andy Spyra hat die Jury zwei hochbegabte Künstler ernannt, die in ihren jeweiligen Bereichen zeichensetzende Arbeit leisten. Jette Flügge ist erst auf dem Umweg über einen bürgerlichen Beruf zur Kunst, zum Zeichnen gekommen. Heute ist sie Lehrbeauftragte an der TU Dortmund im Fachbereich Grafik und mit ihrem bereits mehrfach ausgezeichneten Werk in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland präsent. Sie lebt in Iserlohn, ihr Atelier hat sie in Menden, und ist in der Kunstszene der Region aktiv, etwa als Gründungsmitglied des Frauenkunstforums Südwestfalen.

„Die Künstlerin zeichnet und schneidet ihre Zeichnungen als Details in Linoleum“, erläutert Rouven Lotz, der wissenschaftliche Leiter des Emil-Schumacher-Museums in Hagen, in seiner Laudatio. „Die Details kombiniert sie später modular immer wieder neu. Insbesondere die Möglichkeit von Bedeutungsverschiebung durch Neukombination der Motive reizt Jette Flügge an der Druckgrafik.“

Erste Fotos für unsere Zeitung

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Andy Spyra hat seine ersten Fotos für unsere Zeitung gemacht. Heute druckt das Time Magazin seine Bilder, die Zeit, Geo, Stern und FAZ. „Andy Spyra ist mit seinen dreißig Jahren ein absolutes Phänomen. Sich erst spät mit der Fotografie beschäftigend, hat er innerhalb kürzester Zeit mehr erreicht, als viele, viele seiner Kollegen sich je erhoffen dürfen“, lobt Rainer Danne als Leiter der Städtischen Galerie Iserlohn, in seiner Laudatio. „Sein Talent drückt sich neben der beeindruckenden stilistischen Reife und Sicherheit ebenso in der Themenwahl aus. Es ist für einen jungen Mann nicht selbstverständlich, sich so schwierigen Themen wie den christlichen Minderheiten in der islamischen Welt und anderen Langzeitstudien an verschiedenen Konfliktherden zu stellen.“

Kurz vor der Preisverleihung ist Andy Spyra aus Kurdistan zurückgekommen. Dort arbeitet er an einer Reportage über „100 Jahre armenischer Völkermord“. „An der syrisch-kurdischen Grenze habe ich eine Gruppe von Flüchtlingen getroffen, die nichts hatten, kein Essen, kein Wasser, da waren 30 Kinder dabei. Und in jedem Kind sieht man seine eigenen Kinder, und das ist nicht immer leicht, diese Welten zusammenzubringen.“

Zeuge mit der Kamera

Andy Spyra hat sich bewusst für seine Themen entschieden. Er will die Welt verstehen lernen, will mit der Kamera erkunden, was die Menschen im Besten wie im Abscheulichsten antreibt. Der Fotograf versteht sich als Zeuge, der den vergessenen Menschen ein Gesicht gibt. Spyra, der in Dortmund wohnt, hat jüngst viele Auszeichnungen erhalten, doch über den Förderpreis freut er sich von Herzen, nicht nur, weil er damit in seiner Heimatstadt Hagen gewürdigt wird: „Ich habe jahrelang von Wasser und Brot gelebt, um diese Themen immer wieder machen zu können, die ich für wichtig halte, die man sich aber nicht immer gerne anschaut.

Es ist mir bewusst, dass meine Bilder für viele Leute verstörend sind. Diese Kriege spielen am Ende der Welt, aber ich finde es wichtig, das hierhin zu holen.“