Meschede.. Internationale Kunst-Impulse aus dem Hochsauerlandkreis: Die Künstlerin Kerstin Brätsch ist in Meschede mit dem August-Macke-Preis ausgezeichnet worden. Bereits im kommenden Jahr werden Kerstin Brätschs Arbeiten in einer Ausstellung im Kloster Wedinghausen in Arnsberg zu sehen sein.

Mit dem August-Macke-Preis setzt der Hochsauerlandkreis Signale in der internationalen Kunstszene. Am Samstag wurde die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung in der Christuskirche Meschede, der Taufkirche des Malers August Macke (1887 – 1914), an die junge Künstlerin Kerstin Brätsch (New York / Berlin) verliehen. „Macke war jemand, der in Krisenzeiten neue Perspektiven entwickelte und etwas leistete, was Kunst heute noch leisten sollte: uns neue Sichtweisen auf die Welt aufzuzeigen. Und das ist der Maßstab für die Verleihung des August-Macke-Preises“, so beschreibt Prof. Dr. Carl-Peter Buschkühle als Vorsitzender des Kuratoriums und der Jury den Anspruch und die Fallhöhe der Ehrung: „Wir zeichnen diejenigen aus, die die Zukunft in sich tragen.“

Neuer Zugang zur Malerei

Und so ist die Jury einstimmig zu der Überzeugung gelangt, dass Kerstin Brätsch im 100. Todesjahr August Mackes mit dem Preis gewürdigt werden soll. Denn Kerstin Brätsch ist eine Künstlerin, die dem Thema Malerei neue Impulse verleiht. „Die Malerei muss heute antreten gegen eine unüberschaubare Menge an Bildern; Bilder, die endlos reproduzierbar und modifizierbar sind und in ihrer Verbreitung unsere Wahrnehmung von der Welt bestimmen. Warum sollte man sich unter diesen Bedingungen noch für ein Medium entscheiden, das immer noch der nostalgischen Idee des Unikats verhaftet ist? Und dazu wie kein anderes bis heute mit der Person des Künstlers kurzgeschlossen wird?“, so beschreibt Laudatorin Patrizia Dander vom Haus der Kunst in München das Spannungsgefüge, in dem zeitgenössische Malerei ihre Legitimation sucht. „Kerstin hat in den letzten Jahren einen Zugang zur Malerei entwickelt, der genau diese Fragen adressiert; und damit hat sie sich einen neuen Aktionsraum innerhalb der Problemfelder verschafft“, so Patrizia Dander.

Bereits im kommenden Jahr werden Kerstin Brätschs Arbeiten in einer Ausstellung im Kloster Wedinghausen in Arnsberg zu sehen sein. HSK-Landrat Dr. Karl Schneider: „Und wieder einmal sendet der Macke-Preis, mit der neuen Preisträgerin, mit Kerstin Brätsch, internationale Kunst-Signale aus, ein Umstand, den wir seit der Neukonzeption des Preises vor sechs Jahren so nicht erwarten durften – jetzt aber ist bereits ein Status erreicht, der uns alle erfreut, und der am heutigen Vormittag auch spürbar wird.“

Diese Signale spiegeln sich auch in der Feierstunde selbst. Eine junge, hochbegabte Künstlerin, eine junge, hochbegabte Laudatorin und ein junger, hochbegabter Musiker aus Dortmund, der mit seinem Ensemble in seine Heimatstadt Meschede zurückkehrt, um die Feierstunde mit Ostperanto Folkjazz musikalisch zu gestalten: Gregor Hengesbach und seine Band „Kapelsy & Marina“. So vermittelt der Festakt einen der Auszeichnung angemessenen würdigen Rahmen und zugleich eine Aufbruchstimmung, die auch die Eltern der Preisträgerin berührt, die aus Hamburg angereist sind - und wie alle Eltern von jungen Künstlern zunächst mit Sorge auf den Berufsweg blickten, den ihre Tochter gewählt hat.

„Sie, Frau Brätsch, werden heute geehrt, weil sie als Künstlerin mutig sind, neue Räume entdecken, ­einander bisher Fremdes kombinieren und nicht nur fortsetzen, was andere begonnen haben. Über Brüche und Sprünge gelangen wir in die Zukunft, Visionen locken uns – auf Statistiken basierende Szenarien helfen uns nur, wenn sie uns die Freiheit lassen, Zukunft auch anders zu denken“, würdigt Pfarrerin Kathrin Koppe-Bäumer als Gastgeberin die Preisträgerin.

Austausch auf Augenhöhe

Kerstin Brätsch bezieht den Betrachter in ihren künstlerischen Prozess ein, der dadurch demokratisiert wird. „Sie gewährt ihrem Umfeld die Möglichkeit, das Bild nach eigenem Gutdünken zu verändern; gleichzeitig verändert sie mit ihren Bildern natürlich auch das Umfeld. Ein Austausch auf Augenhöhe also, der die Autorität der Künstlerin im positiven Sinne unterwandert und Kerstin Brätschs Malerei als einen sozialen Prozess betont“, erläutert Patrizia Dander. Kerstin Brätsch selbst sagt dazu: „Der Betrachter soll seinen Augen vertrauen, seinem Kopf und seinem Herzen.“

Großes privates Engagement

Großes privates Engagement hat die Neugestaltung des August-Macke-Preises möglich gemacht, der seit 2008 im Dreijahresturnus verliehen wird. Neben dem Hochsauerlandkreis tragen die Annegret & Hans-Richard Meininghaus-Stiftung, die Brauerei Veltins, die Sparkassen im HSK und die Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial die Auszeichnung.

So wie der Preis internationale Akzente setzt, so vernetzt und ­beflügelt er auch die Szene im Sauerland. Carl-Peter Buschkühle: „Wir haben das Kuratorium um die Vorsitzenden der vier großen Kunstvereine in der Region erweitert. Der Macke-Preis strahlt so auch in das alltägliche Kunstleben aus.“

Angesichts der kommunalen Haushaltskrise ist es keineswegs selbstverständlich, dass eine ­Region einen derart hoch dotierten Kunstpreis ins Leben ruft. Landrat Schneider begründet die ­Motivation: „Das Sauerland ist ein guter Ort für Bildende Kunst: Kunst und Kultur sind kein Luxus, den wir uns in guten Zeiten leisten und den wir in schlechten Zeiten leicht entbehren können. Kunst und Kultur sind ein fester und notwendiger Bestandteil unseres Gemeinwesens. Hierfür gilt mein Einsatz.“