Hohenlimburg. . Auguste und Julius Stern, Tochter Margot sowie Tante Jenny Weil wurden von den Nazis verschleppt und ermordet. Zum Gedenken an die Opfer und den vertriebenen Rolf Stern verlegte der Künstler Gunter Demnig fünf Stolpersteine in Hohenlimburg an der Wesselbachstraße 4.

Gerade einmal 15 Jahre alt – ein Kind noch – war Rolf Stern, als er 1938 allein aus Deutschland in die USA flüchtete. Seine Familie, die über Generationen in Hohenlimburg gelebt hatte, sollte der Junge nie wiedersehen: Die Eltern Auguste und Julius, die jüngere Schwester Margot sowie die Tante Jenny Weil wurden von den Nazis verschleppt und ermordet.

Zum Gedenken an die Opfer und den vertriebenen Rolf Stern verlegte der Künstler Gunter Demnig am Freitag, 29. August 2014, fünf Stolpersteine an der Wesselbachstraße 4 – dort, wo einst das Haus der Familie Stern stand.

Eine bewegende Zeremonie

Es war eine bewegende Zeremonie; nicht zuletzt, weil Rolf Sterns Kinder Gail und Jeffrey sowie die Schwiegertochter Sheri eigens aus Baltimore/USA angereist waren, um an dem Akt gegen das Vergessen teilzunehmen. Die Gedenkfeier besaß einen würdigen Rahmen: Rund 100 Schüler waren ebenso gekommen wie zahlreiche Bürger und Vertreter der Stadt; unter ihnen Oberbürgermeister Erik O. Schulz und Bezirksbürgermeister Hermann-Josef Voss.

Herbert Langenohl von der Initiative „Stolpersteine“ erläuterte zunächst, dass die Bezeichnung der Steinquader mit den aufgesetzten Messingplatten, in die Namen und Daten der Opfer eingraviert sind, keineswegs wörtlich zu nehmen sei. Vielmehr zitierte Langenohl den Künstler Demnig, der die Projekt-Bezeichnung einst mit dem Satz begründete: „Man stolpert nicht und fällt hin, man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen.“

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Sichtlich ergriffener Oberbürgermeister

Ein sichtlich ergriffener Oberbürgermeister Erik O. Schulz erinnerte daran, dass während des Naziterrors Millionen Menschen ihres Namens, ihrer Würde und ihres Lebens beraubt wurden. Sie seien zu Nummern degradiert worden, um letztlich nur noch eine statistische Größe auf dem Papier zu sein. Doch die Vorstellung der Todes-Bürokraten, die Namen all der Opfer hinter diesen Zahlen verstecken zu können, habe sich nicht erfüllt: „Und es ist und bleibt unser Auftrag und unsere stetige Verpflichtung, dass dieses auch niemals der Fall sein darf!“

Nachdem Schüler die Lebensläufe der einzelnen Mitglieder der Familie Stern vorgetragen hatten, sprach Sheri Stern mit Tränen in den Augen das Kaddisch, eines der wichtigsten Gebete im Judentum. Ein ebenso emotionaler Moment wie das gemeinsame Singen des jüdischen Liedes „Shalom Chaverim“ oder der Zeitpunkt, als Schüler Blumen auf den Stolpersteinen platzierten. Denn gerade der jüngeren Generationen soll das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte nähergebracht und so gegen das Vergessen angekämpft werden.

Ins Gästebuch der Stadt Hagen eingetragen

Als dann Gail und Sheri Stern kleine Steine auf die in dem Bürgersteig eingelassenen Messingplatten legten, schien die Familie Stern für einen Augenblick wiedervereint. Im Anschluss an den feierlichen Akt trugen sich die Besucher aus Baltimore in das Gästebuch der Stadt Hagen ein.

Bei der Ankunft am Hohenlimburger Rathaus wurden sie entsprechend empfangen: Vom Glockenturm erklang zunächst die amerikanische Nationalhymne und anschließend das Lied „Hewenu shalom alejchem“, das die Menschen zum Frieden aufruft. Vielleicht trägt die Zeremonie ja ein kleines Stück dazu bei, dass dieser Wunsch irgendwann erhört wird.