Warstein. . Damit die jüdischen Mitbürger aus Warstein, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben oder in Konzentrationslager deportiert wurden, nicht in Vergessenheit geraten, hat Heimatforscher Jürgen Kösters angeregt, vor den drei Häusern, in denen diese Familien bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges gelebt haben, Stolpersteine zu verlegen. Im März 2015 soll das Projekt zusammen mit dem Kölner Künstler Gunter Demnig verwirklicht werden.
„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, besagt ein jüdisches Sprichwort. Damit die jüdischen Mitbürger aus Warstein, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben oder in Konzentrationslager deportiert wurden, nicht in Vergessenheit geraten, hat Heimatforscher Jürgen Kösters angeregt, vor den drei Häusern, in denen diese Familien bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges gelebt haben, Stolpersteine zu verlegen. Im März 2015 soll das Projekt zusammen mit dem Kölner Künstler Gunter Demnig verwirklicht werden. Schon vorher will man auf die Geschichte der Juden in Warstein mit verschiedenen Aktionen aufmerksam machen.
„Wir müssen die Menschen wach rütteln, auch gerade mit Blick auf den neu aufkommenden Judenhass, und die Erinnerung wach halten“, lobt Bürgermeister Manfred Gödde das Engagement von Jürgen Kösters. „Es gibt immer weniger Zeitzeugen, die sich an die damaligen Geschehnisse erinnern. Wir haben die Pflicht, daran zu erinnern, was hier geschehen ist. Wir dürfen uns in Warstein nicht verstecken.“
Jüdische Familien waren integriert
Voll integriert in die Gemeinschaft waren die die jüdischen Mitbürger, waren in Vereinen aktiv. – Bis die Nazis an die Macht kamen. „Was dann hier passiert ist, ist schon gewaltig“, bedauert Gödde.
Die Projekt-Idee zu den Stolpersteinen kam Jürgen Kösters, als er zu erforschen versuchte, was mit der alten Synagoge, die im Gegensatz zu den jüdischen Wohnhäusern nicht mehr steht, geschehen ist. „Es gibt zwar eine Gedenktafel an der Synagogengasse, aber ich habe bei mir gedacht: Das ist eigentlich zu wenig.“ Auch auf die Familien finde sich außer des Straßenschildes „Moritz-Kaufmann-Weg“ kein Hinweis. „Irgendwann sind die Häuser weg, da sie teilweise auch baufällig sind, und dann heißt es: Aus den Augen aus dem Sinn. Dann gibt es keinen Hinweis mehr, dass die jüdischen Familien hier gelebt haben.“ Dietmar Lange fügt hinzu: „Gut an den Stolpersteinen ist, dass man aus den Archiven herausgehen kann und jedem Mitbürger zeigen kann: Sieh hin und denk darüber nach – das ist hier passiert.“
Dass nur in Warstein Stolpersteine in die Bürgersteige eingebaut werden, die an die Deportierten, aber auch die Geflohenen erinnern, hat einen einfachen Grund: In den anderen Ortsteilen gab es in den 1930er Jahren keine jüdischen Familien mehr.
Gedenkfeier am 9. November
Da der Arbeitskreis das Projekt nicht alleine stemmen kann – jeder Stein wird etwa 120 Euro kosten, die Kosten für die Stolperschwelle (siehe Info-Kasten) stehen noch nicht fest – werden noch Spender und Paten gesucht. Mehrere Bürger haben bereits signalisiert, sich an dem Projekt zu beteiligen. „Man muss nicht einen kompletten Stein übernehmen, jede Spende ist willkommen“, betont Dietmar Lange.
Als erste Veranstaltung im Vorfeld des Projektes ist eine Gedenkfeier auf dem seit 2002 unter Denkmalschutz stehenden Judenfriedhof geplant, die wahrscheinlich am 9. November, dem Tag der Reichskristallnacht, stattfinden wird.Um auch die Schulen mit einzubinden, ist für Anfang 2015 ein Info-Abend für Pädagogen im Haus Kupferhammer geplant, bei dem Material zur Verfügung gestellt wird, wie man die Thematik am besten im Religions- und Geschichtsunterricht behandeln kann. „Dann hat man eine gute Position, um bei den Jugendlichen geschichtliches Interesse zu wecken“, erklärt Lange.Bei einer weiteren Veranstaltung soll auf die Geschichte der Juden in Warstein eingegangen werden. „Es gibt sehr gute Dokumente, beispielsweise das Familienverzeichnis von 1824 bis 1876; es ist eine ganze Masse da. Außerdem haben wir Leute, die aus der Jetzt-Zeit berichten können, wie sich das Gedenken geändert hat“, so Lange. So wolle man auf Dauer die Vergangenheit lebendig halten und für die Zukunft mahnen.