Hachen. . Und plötzlich war in der Stille nur noch das leise Klöppeln von Künstler Gunter Demnig an der Hachener Straße zu hören. Zufällig ruhte auch gerade der Verkehr, kein Lkw-Brummen störte beim Gedenken an die Familie Grüneberg vor dem Haus Nr. 61.
Und plötzlich war in der Stille nur noch das leise Klöppeln von Künstler Gunter Demnig an der Hachener Straße zu hören. Zufällig ruhte auch gerade der Verkehr, kein Lkw-Brummen störte beim Gedenken an die Familie Grüneberg vor dem Haus Nr. 61.
Dort hatten sie seit dem 18. Jahrhundert gelebt. Wie Bürgermeister Detlef Lins in seiner Gedenkrede sagte, waren sie hoch angesehen und integriert. Und doch passierte es: Bei der Reichspogromnacht flogen die Steine, die Scheiben der Metzgerei wurden zerstört. Am Tag danach öffnete Sally Grüneberg seinen Laden nicht mehr, zog sich mit der Familie zurück. Wenig später starb er an einem Herzinfarkt. So erlebte den ganz großen Angriff der Nationalsozialisten auf sein Volk und seine Familie nicht mehr.
Das konnte auch Sohn Alfred, der in die USA ausgewandert war, nicht mehr verhindern. Seine Bemühungen, die anderen Geschwister und seine Mutter Emma vor dem Zugriff der Nazis zu retten, scheiterten. „Die Mehrheit war es nicht, die handelte. Aber leider hat die Mehrheit weggeschaut. Das ist kein Einzelphänomen, sondern das gab es in ganz Deutschland“, so Lins. „Es zählte nichts mehr: Keine Spende, keine Hilfsbereitshaft.“ Zu loben seien einige Hachener, die damals die Grünebergs mit Lebensmittel unterstützt hätten. Die Stolpersteine sollen, so Lins, an das Unrecht erinnern. Und ermahnen, dass man nicht nachlassen solle in den Bemühungen, dass sich dies nicht wiederhole. Dafür plädierte auch Ortsvorsteherin Sigrid Stübecke angesichts der Wahlen, z.B. in Dortmund.
Lob gab es für die Initiative von Pfarrer Meinolf Kemper. Er leitete die Gedenkfeier, zu der über 80 Personen erschienen, darunter auch entfernte Verwandte wie Ruth Prinz (Lennestadt) und Irmgard Otte (geb. Schauerte) aus Hellefeld, deren Großmutter eine geborene Grüneberg war. Kemper würdigte die Aktion, die Gunter Demnig seit den 90er Jahren mit globaler Anerkennung leiste. „Wir schauen hier zurück auf das dunkelste Kapitel der Gemeinde Hachen“, sagte er und verband dies mit dem Wunsch nach Frieden. Gemeinsam sangen die Anwesenden das Lied „Hevenu shalom aleichem - Wir wünschen Frieden euch allen!“
Einzelschicksal wird greifbar
Der Künstler erinnerte an den eher „konzeptionellen Beginn“ seiner Arbeit. Gleichzeitig sagte er, obwohl er doch täglich unterwegs sei und Stolpersteine verlege, sei ihm die Zahl von sechs Millionen toten Juden und noch mal so vielen anderen Opfern des Nationalsozialismus noch immer eine abstrakte Größe. Die Stolpersteine, eben mit den persönlichen Daten der ermordeten und deportierten Juden, machten aber aus dieser Menge das Einzelschicksal greifbar. Lobend erwähnte Demnig das Interesse von Jugendlichen an seiner Arbeit, so auch in Hachen zu sehen.