Ischeland. . Die positiven Besucherzahlen der Saunalandschaft des Westfalenbades sind eine Sache, die Menschen dahinter eine andere. Wir sind mit Sauna-Mitarbeiterin Beate in den Aufguss gegangen. Die Faszination des Schwitzens und der Faktor Menschlichkeit.

Beate sagt, ich sei verkrampft. Ich solle mich mal locker machen. Gut, so locker wie man eben sein kann, wenn Damen-Saunatag ist und man als einziger Mann über die Anlage läuft. Angezogen. Immer mit diesem angestrengten Blick woanders hin. Die Saunalandschaft des Westfalenbades schreibt fortwährend positive Zahlen. Dahinter stehen Menschen. Menschen wie Beate.

Der Körper im Anregungsmodus

Sie hat einen heißen Job. Aufgüsse machen. Also dort, wo es in der Sauna eigentlich schon richtig muckelig ist, dafür sorgen, dass der Körper so richtig in den Anregungsmodus schaltet. Muskulatur, Blutdruck, Kreislauf, Stoffwechsel, Immunsystem, Atmung. Man kann das ganz technisch angehen, sich an die Methoden und Regeln halten. Ganz sachlich. Und man kann das so machen wie Beate. Als kleine, von vielen Saunabesuchern lieb gewonnene Zeremonie mit Witz und einem persönlichen Gespräch. Als ein Ritual, das Hunderte Besucher immer und immer wieder erleben wollen.

„Beate ist Beate“, sagt eine der durchweg lachenden Damen auf den Holzbänken der Kelo-Sauna. Geschmeidige 100 Grad wringen dich hier, in der heißesten Sauna von allen, aus. „Sie ist ein Grund, warum wir hier herkommen. Wir kennen sie noch aus unserer Zeit im Willy-Weyer-Bad, wo wir selbst alle als Sauna-Freundinnen zusammengefunden haben.“

Beate gießt währenddessen schon mal auf. Die Luft brüllt vor Hitze. Es zischt. Die ersten Augen auf den Holzbänken gehen genussvoll zu.

Später bei einer Tasse Kaffee wird Beate aus dem Mitarbeiterstab des Westfalenbades sagen, dass die Faszination Sauna darin bestehe, dass die Menschen hier alle gleich sind. Dass hier jeder so ist wie er ist. Unverblümt. Echt. Ziemlich verschwitzt. Aber echt.

„Das gibt uns allen Kraft“

„Hier gibt jeder viel von sich preis“, sagt Beate. Und in dieser Atmosphäre entsteht ein Wohlfühlfaktor, den so viele Besucher scheinbar immer wieder haben wollen. „Wir sind hier alle sehr stolz, dass über unseren Erfolg gesprochen wird. Das gibt uns Kraft“, sagt Beate.

Seit 1999 arbeitet sie in verschiedenen Bädern der Stadt. Erst am Kirchenberg, dann im Lennebad und auch jahrelang im Freibad auf der Hestert. Zwischendurch gab sie Kurse im Willy-Weyer-Bad. „Mit Menschen zu tun zu haben“, antwortet sie auf die Frage, was das Tollste an ihrem Job sei und fügt an: „Dass diese Saunalandschaft hier entstanden ist, war natürlich ein zusätzliches Glück.“

Zurück in die Schwitzstube. Das Trüppchen, das hier sitzt und schnackt, gehört zu den erfahrenen Sauna-Gängern. Die haut kein Aufguss um. Und, wenn man so in die Gespräche reinhört, auch sonst nichts im Leben. Für alle die, die im wahrsten Sinne noch nicht so abgebrüht sind, muss die Sauna aber keine verschlossene Welt bleiben. „Wir weisen jeden Neuling hier ein. Es gibt auch die Gelegenheit, hier einen Saunaführerschein zu machen. Einfach kommen, alle Fragen stellen und dann wird das hier ein schöner Tag.“

Beate und ihr langjähriger Kollege Peter bereiten den nächsten Aufguss vor. Honig steht zum Einreiben bereit. Jede Menge vorfreudige Damen strömen in die Finnische Sauna. „Ich komm’ gleich, Mädels. Macht’s euch schon mal bequem“, ruft Beate. „Wir können nur bequem“, ruft eine zurück. Drinnen wird Beate bei jedem Mal, wenn ihr Handtuch den Aufguss bewegt, ganz genau in die Gesichter schauen. „Ich habe alle im Blick. Und ich erkenne, wann es jemandem zu heiß oder zu unangenehm wird. Das gehört dazu. Und auch, sehr deutlich zu machen, wie so ein Aufguss ordentlich abläuft.“

Beate ist längst überschwitzt

Sie selbst ist sozusagen längst überschwitzt. Der saunaerfahrene Körper hat sich an die vielen Aufgüsse gewöhnt. Beate hat sich ihr Wissen durch Schulungen und Fortbildungen selbst angeeignet.

Betriebsamkeit draußen vor den Saunahäusern. Man spaziert, unterhält sich, liest, schläft. Einige schwimmen im Naturbadeteich. Dass wenige Meter weiter die City brummt: vergessen. „Abschalten, einfach runterkommen“, sagt Beate, „und jetzt werde mal locker.“