Hagen. Das Bäderkonzept in Hagen geht auf. Das belegt ein Blick auf die Zahlen von Hagenbad. Rund 521.000 Besucher allein im Westfalenbad lassen das Defizit des Unternehmens auf 4,5 Millionen Euro schmelzen. Daher plant das Unternehmen bereits wieder eine Werbeoffensive im Raum Dortmund.
Zur Grundsteinlegung des Westfalenbades erklang der Chor der Skeptiker noch mehrstimmig. Würde die 30-Millionen-Euro-Investition in ein Sport- und Familienbad mit integrierter Saunalandschaft tatsächlich die Abwärtsspirale beim Defizit der Hagener Hallen- und Freibad-Landschaft stoppen können? Zweifel, die vier Jahre nach der Eröffnung durch Bilanz-Fakten aus der Welt geräumt wurden.
Während vor sechs Jahren das Minus noch bei 6 Millionen Euro lag – Tendenz steigend – kam Hagenbad im Geschäftsjahr 2013 mit einem Zuschussbedarf von 4,5 Millionen Euro aus. Parallel dazu stiegen im gleichen Zeitraum die Besucherzahlen von 350.000 auf 656.000 sowie die Umsätze von einer Million auf 3,4 Millionen Euro. Dabei wurden im Westfalenbad selbst zuletzt 521.000 Schwimm- und Saunagäste gezählt – erstmals jenseits der halben Million-Marke, also etwa 1500 Besucher am Tag.
Leistungsspektrum kommt an
Die Gründe liegen für Unternehmenssprecher Dirk Thorbow auf der Hand: „Das Leistungsspektrum des Bades als Mehrzweckfreizeitanlage kommt bei unseren Besuchern einfach gut an. Es ist längst nicht so, dass es an heißen Tagen die Menschen bevorzugt in die klassischen Freibäder in Hengstey und auf der Hestert zieht. Auch im Westfalenbad ist die Frequenz dann hoch.“
Umsätze sind kontinuierlich gewachsen
Der Sauna- und Wellnessbereich des Westfalenbades entpuppt sich als Hauptattraktion.
Im Jahr 2013 wurden dort 76.896 Gäste gezählt, ein Plus im Vergleich zum Vorjahr von 9,3 Prozent.
Eine Auswertung der Besucherströme zeigt, dass 49,2 Prozent aus Hagen kommen. Der Rest verteilt sich auf Dortmund (12,2 Prozent), Schwerte (7,3 Prozent), Iserlohn (5,3 Prozent), Herdecke (3,7 Prozent), Wetter (2,8 Prozent) sowie das Umland (19,5 Prozent).
Mit dem schrittweise greifenden Bäderkonzept sind auch die Umsätze in den vergangenen sechs Jahren kontinuierlich gewachsen: 1 Mio. in 2008, 1,1 Mio. in 2009, 1,9 Mio. in 2010, 2,8 Mio. in 2011, 3,2 Mio. 2012 und 3,4 Mio. in 2013.
Das Cabrio-Dach mit der Liegewiese wird von den Open-Air-Schwimmfans voll akzeptiert. Selbst die weitläufige Saunaanlage, in dem Gesamtkonzept der Profitbringer schlechthin, ist im Hochsommer bestens besucht: „Das edlere Ambiente mit dem Badeteich ist vielen Menschen weitaus angenehmer, als dicht gedrängt an irgendeinem Baggersee zu liegen.“
Mitarbeiter geschult
Besonderes Augenmerk legt Hagenbad auf Service und Kundenfreundlichkeit: „Mitarbeiter-Schulungen und Trainingsangebote haben durchaus zu einer mentalen Veränderung innerhalb der Belegschaft geführt“, erzählt Thorbow und erinnert an die jüngst erfolgte Dekorierung als Premium-Sauna. Dazu wurden im Vorfeld im Rahmen eines so genannten „Mystery-Checks“, also durch anonyme Tester, die Anlage und das Personal auf Herz und Nieren geprüft – mit entsprechend positivem Resultat.
Diese Zertifizierung der Sauna-Landschaft erleichtert selbstverständlich auch das Marketing in die Region hinein. „Insgesamt sehen wir unseren Einzugsbereich angesichts der guten Erreichbarkeit und der kostenlosen Parkmöglichkeiten inzwischen in einem Radius von 60 bis 80 Kilometern“, verweist der Unternehmenssprecher darauf, dass etwa die Hälfte der Sauna-Gäste keineswegs aus Hagen komme.
So steuert nicht zuletzt durch eine gezielte Marketingkampagne im vergangenen Jahr etwa ein Fünftel der Besucher aus Dortmund und Schwerte das Ischeland an. Hier erntet Hagenbad die Früchte einer Werbeoffensive in der Dortmunder Thier-Galerie mit Mega-Poster und Promotion-Platzierungen in Citylight-Werbevitrinen. Sogar auf den Zapfhähnen an Tankstellen wurde Reklame für die Hagener Sauna- und Wellnessoase gemacht. Ein Konzept, dass den Dortmunder Besucherstrom gleich einmal vervierfachte. „Das ist auch insgesamt für Hagen gut“, meint Thorbow, „denn die Gäste bleiben oft den Rest des Tages in der Stadt.“
Werbeoffensive in Dortmund
Angesichts dieses Erfolges setzt Hagenbad auch in diesem Jahr die Werbeoffensive in den Dortmunder Raum hinein fort. Was für 2015 aber keineswegs bedeuten muss, dass die Lüdenscheider mit ihrem konkurrierenden Saunadorf schamvoll zur Tabuzone erklärt werden.
Zumal Geschäftsführer Christoph Köther im Rahmen der Bilanz-Vorlage bereits in Aussicht stellte, dass man vor dem Hintergrund des anhaltenden Sauna-Booms vermutlich schon im nächsten Jahren neue Lust verspüre, diesen Bereich weiter auszubauen. Platz dafür ist am Ischeland noch reichlich vorhanden.