Hagen. . Für die Fachhochschule Südwestfalen ist Annika Meyer ein Glücksgriff. Seit einem Jahr lehrt Deutschlands vermutlich jüngste Mathematik-Professorin im Hochhaus an der Haldener Straße lineare Gleichungssysteme, Vektorrechnung und andere abstrakte Strukturen.
Gibt es den Zufall im Leben oder ist alles vorherbestimmt? Das ist eine Frage, mit der sich Annika Meyer (30) häufig beschäftigt. Und wie erzeugt man Zufallszahlen? Die Lottozahlen zum Beispiel, werden die wirklich zufällig gezogen? Denn sie unterliegen ja, beim Einfüllen und Drehen in der Lostrommel, physikalischem Einfluss: „Und nur weil wir dessen Wirkung nicht durchschauen, heißt das ja nicht, dass es ihn nicht gibt.“
Man merkt schon, Annika Meyer ist ein kluger Kopf. Für die Fachhochschule Südwestfalen ist sie ein Glücksgriff. Seit einem Jahr lehrt Deutschlands vermutlich jüngste Mathematik-Professorin im Hochhaus an der Haldener Straße lineare Gleichungssysteme, Vektorrechnung und andere abstrakte Strukturen: „Mathematik ist eine exakte Sprache, in der ich mich ungemein prägnant ausdrücken kann.“
Wahre Berufung
Professor Dr. Meyer mag es, tiefschürfende Gespräche – im besten Sinne des Wortes – zu führen. Sie bewegt sich aber keineswegs im luftleeren Raum, vielmehr hat die Tätigkeit der Mathematikerin einen handfesten Bezug zur Wirklichkeit. Bevor sie nach Hagen kam, war sie in der IT-Sicherheitssparte von Siemens tätig und beschäftigte sich mit der Verschlüsselung von Software, um diese gegen unbefugtes Lesen und Verändern zu schützen – ihre kryptographischen Fähigkeiten sollten den Elektronikkonzern vor globaler Industriespionage bewahren. Im kommenden Semester plant sie eine Vorlesung zum gleichen Thema.
An der Fachhochschule hat Annika Meyer ihre wahre Berufung gefunden, hier kann sie sich von morgens bis abends mit Zahlen und Figuren beschäftigen. „Ich finde es sehr befriedigend, dass man mit Hilfe der Mathematik für jedes Phänomen eine Erklärung findet. Alles fußt auf Logik. Bisweilen muss man allerdings lernen, die richtigen Fragen zu stellen.“ Die kniffligen Probleme, an denen sie sich abarbeitet, verfolgen sie mitunter bis in den Schlaf. Annika Meyer lebt Mathematik und träumt Mathematik.
Körperloses Dasein
Komplexe Zahlen oder Algorithmen mögen zwar notwendig sein, um bestimmte Strukturen, etwa in der Elektrotechnik, zu beschreiben, doch dass viele mathematische Objekte keine Entsprechung in der Realität haben, sondern ein körperloses, abstraktes Dasein führen, ist für die junge Professorin ebenso faszinierend wie beunruhigend. Deshalb isoliert sie sich nicht gern in der Studierkammer, sondern bevorzugt die Teamarbeit mit Studenten und Kollegen: „Sonst weiß man nicht, ob das, was man tut, jemanden interessiert.“
Es gebe zahlreiche ungelöste Probleme, berichtet Annika Meyer. Ob sie herausfinden wird, welche Rolle der Zufall in der Welt spielt? „Wahrscheinlich nicht. Aber ich möchte eine Ahnung davon bekommen.“ Die wahren Fallgruben lauern ohnehin abseits der Mathematik, Gefühle gehören dazu und das menschliche Bewusstsein: „Die soll und braucht man als Mathematiker nicht zu erklären.“
Ausbildung mit langer Tradition
Die Fachhochschule Südwestfalen kann auf eine lange Tradition zurückblicken. In Hagen findet seit 190 Jahren eine höhere technisch-wirtschaftliche Ausbildung statt.
Hochschulausbildung am Standort Haldener Straße 182 gibt es seit 50 Jahren.
Weitere Standorte der FHS gibt es in Iserlohn, Soest und Meschede.
Derzeit sind (an allen Standorten zusammen) 11 282 Studenten an der FHS eingeschrieben.
Das sei Sache der Philosophie – übrigens das zweite Fach, das die Professorin studiert hat.