Hagen. „Bis Anfang Juli 2015 arbeiten Manuela Pischkale-Arnold und ich parallel als Geschäftsführerinnen, nach diesem sanften Übergang gehe ich im Sommer 2015 mit 64 in Rente.“ Sagt Christa Burghardt vom Hagener Kinderschutzbund mit fester Stimme.

Was Christa Burghardt kennzeichnet? Eine ordentliche Portion Wagemut und Biss, wohl auch ein wenig produktive Dreistigkeit, große Menschenkenntnis und bestimmt auch ein Quäntchen Glück. Dazu natürlich ein großes Herz für Kinder und Eltern.

Und nun bzw. demnächst will sich die Geschäftsführerin des Hagener Kinderschutzbundes, dieser Hans-Dampf-in-allen-Gassen, diese „Für-den-guten-Zweck-geradezu-penetrante-Spendeneintreiberin“ zurückziehen? Unglaublich. „Doch, und das ist eine kluge Entscheidung“, sagt die 63-Jährige mit fester Stimme. Und erklärt das Prinzip der Doppelspitze, das vor gut drei Wochen eingeführt wurde: „Bis Anfang Juli 2015 arbeiten Manuela Pischkale-Arnold und ich parallel als Geschäftsführerinnen, nach diesem sanften Übergang gehe ich im Sommer 2015 mit 64 in Rente.“

Nach und nach könne sie, Burghardt, auf diesem Wege Aufgaben abgeben und ihre mehr als 30-jährige Erfahrung weitergeben. Und ihre Nachfolgerin könne langsam in ihre Aufgaben hineinwachsen. „Außerdem können sich auch alle Beteiligten – Personal, Ehrenamtliche, Spender und Kooperationspartner – peu à peu an das neue Gesicht gewöhnen.

Obwohl – so neu ist das Gesicht im „Haus für Kinder“ in der Potthofstraße 20 gar nicht. Schließlich kennen und schätzen sich Burghardt und Pischkale-Arnold seit langem, die „Demnächst-Chefin“ ist seit sieben Jahren als Pädagogin beim Kinderschutzbund angestellt. „Es kristallisierte sich langsam heraus, dass sie meine Nachfolgerin werden könnte“, blickt Christa Burghardt zurück. „Der Vorstand und ich trauen es ihr rundum zu; sie kennt sich in der Pädagogik rauf und runter aus.“

Gegen Manager-Typ entschieden

Aber was ist mit der heutzutage immer wichtiger werdenden Komponente des Wirtschaftlers mit Profi-Wissen? „Wir haben uns bewusst gegen einen Manager, einen reinen Wirtschaftsexperten entschieden, sondern vielmehr für eine Person, die hier verwurzelt ist und inhaltlich hinter unserem Team und dem Gedanken des Kinderschutzes steht“, unterstreicht Vorstandsmitglied Ellen Steinbach. Natürlich werde das Thema „Finanzen“ im Doppelspitzen-Jahr 2015 einen großen Stellenwert einnehmen, „doch auch ins Wirtschaften, Kalkulieren und Spenden eintreiben wächst man hinein“, spricht Burghardt aus Erfahrung.

Apropos Spenden eintreiben: Es gibt in Hagen wohl niemanden, der auf diesem Gebiet erfolgreicher agierte als Christa Burghardt. In viereinhalb Jahren hat die patente Frau eine knappe Million Euro für das „Haus für Kinder“ in der Innenstadt eingetrieben.

Kein Phoenix-Basketball-Spiel, kein Weihnachtsmarkt, keine Veranstaltung im Freilichtmuseum, bei der die Frau mit der sportlichen Kurzhaarfrisur nicht mit der Sammelbüchse auftauchte. Burghardt lacht: „Ja sicher, aber Kleinvieh macht eben auch Mist.“ Und durch ihre Dauerpräsenz wurden auch Großsponsoren und karitative Einrichtungen auf die Frau mit Biss und ihr ambitioniertes Projekt aufmerksam: „Allein 150.000 Euro bekamen wir für unsere Neubau-Idee von der ARD-Fernsehlotterie.“

Keine Einzelkämpferin

Doch die 63-Jährige sah und sieht sich nicht als Einzelkämpferin: „Liselotte Funke war zum Beispiel Schirmherrin unserer Stiftung. Sie war nicht nur eine tolle Person, sondern auch eine hervorragende Türöffnerin bei potenziellen Sponsoren.“

Ein Vergleich früher zu heute? „Vor 30 Jahren bin ich mit 25 Ehrenamtlichen angefangen, heute unterstützen uns 240. In meiner Anfangszeit hatte der Hagener Kinderschutzbund einen Jahresumsatz von 10.000 Mark, heute haben wir einen Etat von mehr als
600.000 Euro. In der Riegestraße mussten wir auf 97 qm zurecht kommen, im Potthof haben wir 500 qm.“

Und Manuela Pischkale-Arnold? Sie wurde in Leverkusen geboren, ist Sozial-Pädagogin und in den Bereichen Prävention und Eltern-Kind-Arbeit seit Jahren stark engagiert. Die 54-Jährige lebt in Witten, hat sechs Kinder, spielt Gitarre und trommelt gern. Und sie freut sich unbändig auf ihre Arbeit im Team.