Hagen. Auf dem Parkplatz neben der Markuskirche stehen sieben unansehnliche Container, die so gar nicht zur anheimelnden Atmosphäre der gutbürgerlichen Umgebung passen wollen. Die Gemeinde will dort ihre Jugendarbeit neu organisieren.
Wenn Gisa Breuer ihr Wohnzimmerfenster öffnet, fällt ihr Blick auf das beschauliche Wohngebiet rund um die Markuskirche und den hoch aufragenden Kirchturm. Doch seit einigen Tagen ist die Aussicht getrübt. Auf dem Parkplatz neben dem Gotteshaus stehen sieben unansehnliche Container, die so gar nicht zur anheimelnden Atmosphäre der gutbürgerlichen Umgebung passen wollen. „Die hässlichen Baracken ärgern mich“, fasst Gisa Breuer ihren Unmut zusammen. „Sie passen dort nicht hin und sollten wieder verschwinden.“
Danach sieht es jedoch nicht aus. Mindestens zehn Jahre werden die Container an Ort und Stelle bleiben, denn das ist eine der Auflagen, unter denen die Stadtverwaltung der Kirchengemeinde die mobilen Unterkünfte zur Verfügung gestellt hat. „Wir wollen unsere Kinder- und Jugendarbeit neu aufziehen“, berichtet Pfarrerin Juliane im Schlaa.
Zahlreiche Anträge müssen gestellt werden
Nach der Schließung des Gemeindezentrums in der Yorckstraße hat die Gemeinde händeringend nach einer alternativen Örtlichkeit für die Nachwuchsarbeit gesucht. Die Räumlichkeiten im Keller unter der Markuskirche sind ungeeignet. Da kam es dem Presbyterium gerade recht, dass die Stadt bereit war, die Container des jüngst geschlossenen Jugendzentrums in Helfe unentgeltlich zur Verfügung zu stellen – mit der Maßgabe, sie unverzüglich neben der Kirche aufzubauen.
Gesagt, getan. Nun stehen die Großraum-Behälter zwar an Ort und Stelle, genutzt werden dürfen sie freilich nicht. Kein Kinderlärm, keine Musik dringt aus den verschlossenen Buden. Bis es so weit ist, muss wiederum eine behördliche Genehmigung vorliegen, müssen zahlreiche Anträge gestellt, Vorschriften beachtet, das Gelände vermessen und die vorgesehene Nutzung der Räume minutiös dokumentiert werden. „Das sehe ich auch ein“, so Pfarrerin im Schlaa, die einen Architekten engagiert hat, um im Wust der Bestimmungen nicht den Überblick zu verlieren.
Kirchengemeinde bittet um Verständnis
Aber die Mühlen der Bürokratie mahlen nun einmal langsam. Währenddessen werden die rund 100 Kinder und Jugendlichen, die in Bands, Flötenkreis, Chor und vielen weiteren Gruppen und Grüppchen organisiert sind, provisorisch im Kirchenkeller betreut.
Ohnehin sollen die Container nicht nur mit Gas- und Wasseranschluss versehen, sondern auch optisch aufgepeppt und eventuell mit Holz verkleidet werden, damit sie sich besser in ihr Umfeld einpassen, denn bislang wirken sie wie Fremdkörper: „Die Baracken verschandeln den Anblick der Kirche“, sagen Gisa Breuer sowie Andrea Schulte und Michael Melzer, die ebenfalls in der Nachbarschaft wohnen.
Die Kirchengemeinde ist derweil auf die Anlieger zugegangen und hat in einem Schreiben um Verständnis für die Situation gebeten. Dass wegen der Container Bäume gefällt worden seien, bestreitet Pfarrerin im Schlaa, der an einem guten Verhältnis zu den Nachbarn gelegen ist: „Das war Gestrüpp.“ Letztlich müssen wohl alle Beteiligten Kompromisse eingehen, damit die Kinder- und Jugendarbeit rund um die Markuskirche den früheren Schwung wieder aufnehmen kann.