Hagen-Mitte..
Die Lutherkirche war einst ein Symbol für den Wiederaufbau, für lebendigen Glauben, für eine vitale Innenstadt. In den 60er Jahren versammelten sich an die 1000 Menschen zum Gottesdienst in dem markanten Kirchenbau.
Doch seit vier Jahren steht das Gotteshaus leer, die Bausubstanz verkommt, einige Räume sind sogar wegen Schimmelbefalls und möglicher Gesundheitsgefahren gesperrt. „Es ist so traurig, wie es hier bergab geht“, sagt Hausmeisterin Brigitte Wennek (63), die jeden Winkel des Gebäudes kennt.
Fantastische Lage
Immerhin leuchtet ein Lichtlein am Ende des Kirchentunnels: Die evangelische Stadtkirchengemeinde hat nach mehreren gescheiterten Versuchen, das Bauwerk zu verkaufen, den Immobilienentwickler Peter Hauck damit beauftragt, einen Investor ausfindig zu machen. Hauck geht seine Aufgabe optimistisch an, nach eigenen Angaben verhandelt er bereits mit Interessenten: „Die Lage der Kirche ist einfach fantastisch. Und sie bietet eine weite Spanne von Nutzungsmöglichkeiten.“
Kirche wird keine Moschee
Ein Hotel in den geweihten Räumen kann sich der Geschäftsmann ebenso vorstellen wie ein Altenheim, ein Bürohaus oder ein Kongresszentrum. Ein Verkauf an die islamische Gemeinde, die mit der benachbarten Moschee samt Minarett den immer größer werdenden Anteil muslimischer Menschen in der Innenstadt repräsentiert, kommt dagegen nicht in Frage: „Das verbieten schon die Statuten der Landeskirche“, betont Pfarrerin Juliane im Schlaa.
Wer auch immer das einstige Gotteshaus erwirbt, muss die Auflagen des Denkmalschutzes in Kauf nehmen. Nicht nur das Gebäude, auch große Teile der Inneneinrichtung, etwa das Wandkreuz, der Taufstein, der Altar, die Orgel und sogar die weißen Kirchenbänke sind in der Denkmalliste eingetragen. Im letzten Jahr sei der Verkauf der wertvollen, passgenau in die Seitenempore eingebauten Orgel an eine Gemeinde in Oslo gescheitert, weil das Hagener Denkmalamt sein Veto eingelegt habe, berichtet die Pfarrerin: „So eine Chance kommt nicht so schnell wieder.“
Mitgliederschwund
Für die Kirchengemeinde, die mit Johannis- und Markuskirche zwei weitere Gotteshäuser besitzt und die aufgrund der demografischen Entwicklung unter erheblichem Mitgliederschwund leidet, ist die Lutherkirche ein finanzieller Klotz am Bein, der den Etat mit 20 000 Euro pro Jahr belastet. Damit die Feuchtigkeit nicht weiter um sich greift, wird das leere Haus, das zwischenzeitlich als Probenraum des Hagener Orchesters diente sowie einen Kindergarten beherbergte, regelmäßig beheizt.
Doch durch die flammend leuchtenden Kirchenfenster malt die Sonne herrliche Lichtflecken auf den Fußboden. . .