Hagen. . Jeder dritte der 120 Hausärzte in Hagen ist über 60 Jahre alt. Somit steht in den nächsten Jahren in etlichen Praxen ein Eigentümerwechsel bevor. Dem Hagener Ärzteverein bereitet die Überalterung Sorgen.
Jeder dritte der 120 Hausärzte in Hagen ist über 60 Jahre alt. Somit steht in den nächsten Jahren in etlichen Praxen ein Eigentümerwechsel bevor. Dem Hagener Ärzteverein bereitet die Überalterung Sorgen: „Mittelfristig führt diese Entwicklung zu Engpässen in der medizinischen Versorgung“, so Vorsitzender Dr. Markus Schmidt, zugleich Chefarzt der Geriatrie am Marienkrankenhaus.
Auch Dr. Joachim Dehnst, Chefchirurg am Krankenhaus Elsey und Vorsitzender der Ärztekammer im Verwaltungsbezirk Hagen, sieht schwarz: „Wir werden bald nicht mal die Hälfte des jetzigen Bestandes an Hausärzten decken können.“
Versorgungsgrad noch gut
Es sind genau 39 Hagener Hausärzte, die das 60. Lebensjahr überschritten haben. Zahlreiche ihrer Kollegen sind Mitte 50, das Durchschnittsalter der Hausärzte in der Stadt liegt bei 56 Jahren. Noch ist der Versorgungsgrad der Bevölkerung gut, auf 1567 Einwohner kommt ein Hausarzt. Die vom gemeinsamen Bundeausschuss der Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigungen erstellte Bedarfsplanungsrichtlinie sieht für Hagen eigentlich nur 90 Hausärzte vor, doch diese eher theoretische Zahl würde die Wartezeiten in den Praxen weiter verlängern. Deshalb darf jeder in Rente gehende Mediziner seine Praxis im Rahmen eines Nachbesetzungsverfahrens an einen Nachfolger übergeben. „Und daran wird sich auch nichts ändern“, so Christopher Schneider, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe.
Doch spätestens in fünf bis sieben Jahren, das hat der Ärzteverein hochgerechnet, wird es nicht mehr genügend junge Ärzte geben, die sich in Hagen niederlassen wollen. Die Misere zeichne sich bereits ab, so Dr. Schmidt. Schon heute ließen sich in den Kliniken weit weniger Nachwuchsmediziner weiterbilden als benötigt. Das Lebenskonzept vieler Medizinerinnen – der Anteil von Frauen liegt in der ärztlichen Ausbildung bei über 50 Prozent – sei schwerlich mit einer Tätigkeit als selbstständiger Hausarzt vereinbaren: „Vor allem, wenn Familie und Beruf unter einen Hut gebracht werden müssen.“ Sein Kollege Dehnst stößt ins gleiche Horn: „Frauen haben häufig eine andere Erwerbsbiographie. Sie lassen sich lieber anstellen als selbst zeitintensiv eine Praxis zu übernehmen.“
Kein Hausarzt in Helfe
Überhaupt dürfte die klassische Einzelpraxis zukünftig schwierig an Nachfolger zu vermitteln sein. Diese Erfahrung haben etwa die Bürger in Helfe gemacht, wo die Behandlungsräume eines Allgemeinmediziners seit rund einem Jahr leer stehen – trotz intensiver Bemühungen, einen neuen Hausarzt für den Stadtteil zu finden. Obwohl ein urbanes Umfeld die Eröffnung einer eigenen Praxis erleichtere, wolle ein solcher Schritt gut überlegt sein, so KV-Sprecher Schneider: „Der Arzt investiert schließlich viel Geld und bindet sich und seine Existenz für Jahrzehnte an einen Ort.“
Schneller als in Hagen werde sich ein Arztmangel in ländlichen Gebieten wie Breckerfeld bemerkbar machen, glaubt Dr. Schmidt vom Ärzteverein: „Grundsätzlich müssen wir unsere Klinikplätze attraktiv machen, um Medizinstudenten und junge Ärzte anzulocken, damit die sich später in Hagen und Umgebung niederlassen.“