Hagen-Vorhalle. In der Karwoche waren sie wieder auf Wallfahrt in Lourdes, Christian (74) und Christel (66) Hackenberg aus Hagen-Vorhalle. Und das zum wiederholten Male. Beide sind nicht krank. Trotzdem nehmen sie den weiten Weg auf sich. Über die Beweggründe der Pilgerfahrt hat das Ehepaar mit uns gesprochen.

Christian Hackenberg war 25 Jahre alt, als er zum ersten Mal nach Lourdes pilgerte. Er war ledig und Soldat. Er bat die Gottesmutter darum, ihn eine liebe Frau finden zu lassen, und wieder zu Hause angekommen, gab er eine Anzeige auf: Musik sollte seine Zukünftige lieben und sie sollte gern wandern, vor allem aber sollte sie eines sein: katholisch. „Weil das doch das A und O ist, dass man den gleichen Glauben hat.“

Heirat das persönliche Wunder von Lourdes

Seit 46 Jahren ist er inzwischen mit der Frau, die sich damals auf seine Anzeige meldete, verheiratet. Glücklich verheiratet. „Dass ich sie kennengelernt habe mit Marias Hilfe, das ist mein persönliches Wunder von Lourdes“, sagt Christian Hackenberg. Er meint das ganz ohne Schabernack oder einen Anflug von Ironie.

In der Karwoche waren sie wieder in Lourdes, Christian (74) und Christel (66) Hackenberg. Ob sie die Pilgerfahrt denn nötig hätten, werden sie in Vorhalle manchmal gefragt, sie seien doch nicht krank. Nein, sie sind nicht krank. „Aber ich habe auch mein Päckchen zu tragen, jeder Mensch hat doch sein Päckchen zu tragen“, sagt Christel Hackenberg und dass der Weg zu Gott manchmal etwas weiter sei und man den Willen besitzen müsse, sich auf diesen Weg zu begeben. Ihre jüngste Tochter war sehr krank, auch mit ihr waren sie schon einmal in Lourdes, und das war eine Art Wende. Nichts sei zufällig.

Berühmter Wallfahrtsort in den Pyrenäen

Lourdes liegt im französischen Teil der Pyrenäen und ist einer der weltweit am häufigsten besuchten Wallfahrtsorte.

In der Grotte Massabielle soll der Müllerstochter Bernadette Soubirous 1858 die Gottesmutter Maria mit den Worten „ich bin die unbefleckte Empfängnis“ erschienen sein.

Bernadette (1844 bis 1878) wurde 1933 heilig gesprochen.

Heute hat Lourdes knapp 15.000 Einwohner, aber 12.000 Übernachtungsmöglichkeiten.

Die Faszination, die spirituelle Energie, die von der Grotte ausgeht, in der die heilige Bernadette 1858 mehrere Marienerscheinungen hatte, ist nicht leicht in Worte zu fassen. Christel Hackenberg versucht es so: „Nicht alles läuft rund im Leben, aber in Lourdes, da ist eine Macht, und diese Macht hilft, es rund zu machen.“ Dass es schon öfter zu Wunderheilungen gekommen sei, das sei ja belegt, darüber gebe es medizinische Nachweise. An keinem anderen Ort in der Welt würden behinderte Menschen so wahrgenommen und so ernst genommen wie in Lourdes, und dabei gehe es nicht um Mitleid.

Jeder hat sein Kreuz zu tragen 

Eine Pilgerfahrt ist keine Urlaubsreise, schon im Flieger haben Hackenbergs mit den anderen Gläubigen Marienlieder gesungen. Fünf Tage lang haben sie in Lourdes gesungen und gebetet, sie haben an Gottesdiensten teilgenommen und an Lichterprozessionen. Sie haben ihr Gesicht mit dem heiligen Quellwasser gewaschen und das Quellwasser mit der Hand geschöpft und aus der Hand getrunken. Zwei Flaschen mit Quellwasser haben sie mitgebracht nach Vorhalle, auch wenn sie wissen, dass sie dafür belächelt werden könnten: „Man muss Stellung beziehen im Leben. Gott ist manchmal weit entfernt, aber Maria ist die Frau zwischen Gott und uns. Das ist unser Glaube.“

Wofür sie gebetet haben in Lourdes? Dass er noch einige Jahre auf der Erde bleiben dürfe, sagt Christian Hackenberg. Dass ihre Kinder auch das Richtige tun im Leben und dass sie sich selbst wiederfinde, wenn es mit ihr dereinst zu Ende gehe, auch wenn sie dann nicht mehr sprechen könne, sagt Christel Hackenberg. Manchmal sitze ihr Mann abends neben ihr auf dem Sofa und verlange, sie solle doch noch einmal erzählen, wie sie sich damals kennengelernt hätten nach seiner ersten Lourdes-Reise.

Es gebe ja Leute die behaupten, Gott könne nicht Milliarden von Menschen auf ihrem Weg begleiten, sagt Christel Hackenberg. Dann erzählt sie diese Geschichte von dem Mann, der sich darüber beklagte, dass sein Kreuz zu schwer sei und dem Gott anbietet, sich ein neues zu suchen, wenn er es nicht mehr tragen könne. Doch die anderen Kreuze, die er ausprobiert, sind nichts für den Mann, sie sind zu hoch, zu breit, zu lang, zu kurz oder zu klobig. Dann fällt ihm sein eigenes wieder in die Hände. Es passt. Jeder habe sein Kreuz zu tragen, sagt Christel Hackenberg. Das Leben sei kein Zufall.