Hagen/Hannover. An die 200.000 Menschen besuchen in dieser Woche die Leitmesse in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Darunter waren gestern auch 1000 Schüler aus Hagen, die sich zwischen kühnen Zukunftsvisionen und solidem Handwerk für die Zeit nach dem Abschluss inspirieren ließen.

Colin Weger schlägt mit voller Wucht auf den Boxsack. Er lacht und hält sich die schmerzende Faust. Auf einem Bildschirm liest er ab, dass er gerade mit 1362 Newton zugeschlagen hat. Profis schaffen 5000 Newton, da muss er üben. Er befindet sich jedoch nicht in einem Trainingslager für Boxer, sondern auf der Hannover Messe, der größten Industriemesse der Welt.

An die 200.000 Menschen besuchen in dieser Woche die Leitmesse in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Darunter waren gestern auch 1000 Schüler aus Hagen, die sich zwischen kühnen Zukunftsvisionen und solidem Handwerk für die Zeit nach dem Abschluss inspirieren ließen. In der Branche ist qualifizierter Nachwuchs gefragt.

Schüler am Boxsack

Neun Klassen aus Hagen gingen mit auf die Reise, darunter das Cuno-Berufskolleg. Der 18-jährige Colin absolviert dort einen zweijährigen Bildungsgang im metalltechnischen Bereich mit dem Fachabitur als Ziel. Er und seine Mitschüler tobten sich am Boxsack aus, eine Installation der Fachhochschule Hannover. Ein autonomes Sensorsystem misst Beschleunigung und Kraft.

Das faszinierte die Jungs. Sie haben schon den Weg in einen technischen Beruf eingeschlagen. Colin will mal in der Arbeitssicherheit arbeiten.

Hochmoderne Werkzeuge

Den Unterricht zwischen blinkenden Robotern und hochmodernen Werkzeugen hat die Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK) organisiert. „Sie bietet uns das Rundum-Sorglos-Paket“, so Lehrer Michael Oefler. „Die Schüler nehmen die Strapazen gerne auf sich, um solche Dinge hier mitzunehmen.“ Und auch die Aussteller profitieren von dem Besuch aus Westfalen. Wenngleich die Konjunkturprognosen gut sind, sehen die Branchenverbände die Zukunft nämlich eher unsicher. Und das liegt auch am Fachkräftemangel. Darum werben neben Unternehmen auch Verbände und Hochschulen auf der Messe. Ein Messe-Guide des Schulprogramms „Tec2You“ führte die Schüler durch die vollen Hallen. Stets musste es schnell gehen. Wissenshappen und viele Eindrücke prasselten auf die Schüler ein.

Noch bis Freitag thematisiert die Hannover Messe als einen Schwerpunkt die selbstlernende Fabrik. Was hinter diesem Begriff steht, ist zunächst beeindruckend und im zweiten Augenblick auch beängstigend. Es geht um intelligente Produktionsketten, die sich automatisch steuern und miteinander kommunizieren wie ein Fischschwarm. Menschen überwachen und programmieren nur noch. So kann die Wirtschaft besser und billiger produzieren. Die Etablierung selbstlernender Fabriken würde eine neue industrielle Revolution bedeuten, ähnlich wie die Dampfmaschine im 18. Jahrhundert. Fachleute sprechen von Industrie 4.0., der Fusion von Produktion und IT-Welt. „Mich fasziniert das“, so Nico Scharlei, ebenfalls Cuno-Schüler: „Es ist hochspannend, was man mit Technik alles machen kann.“