Leserbrief zu „Bund vereinter Therapeuten“. Vielen Dank für Ihren Leserbrief vom 3. April und das damit einhergehende Interesse an der Bundesvereinigung „Bund vereinter Therapeuten e.V.“ Dazu Stellung nehmend führe ich folgend eine Kleinigkeit auf, die in Ihrer Gegenrechnung keine Berücksichtigung gefunden hat.

Auszubildende in Deutschland verdienen laut Bundesinstitut für Berufsbildung ab dem ersten Tag Ihrer Ausbildung zwischen 406 Euro und 943 Euro. Das ergibt in der Summe einen Mittelwert beim Lehrgehalt von 24 282 Euro für die Zeit von drei Jahren. In diesen drei Jahren haben die Heilmittelerbringer (Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Masseure und Logopäden) für Ihren Beruf ein Lehrgeld in Höhe von 18 120 Euro bezahlt.

Das bedeutet, dass bereits am ersten Tag als ausgelernter Angestellter eine Lücke in Höhe von ca. 42 402 Euro zwischen den Heilmittelerbringern auf der einen und dem Rest aller Ausbildungsberufe auf der anderen Seite klafft. Gemessen an den bezahlbaren Gehältern ist das ein finanzieller Nachteil, der nicht mehr aufgefangen werden kann. Dennoch zahlen sich Praxisinhaber an einigen Monaten weniger aus, als Sie Ihren Mitarbeitern an Lohn überweisen.

Des Weiteren sprechen Sie in anderen Berufen eine aktuelle Lohnsteigerung von 3% an. Wir Heilmittelerbringer haben in den letzten 20 Jahren keine signifikante Lohnanpassung jenseits der Inflationsrate erfahren. Hätten wir in der Vergangenheit Honoraranpassungen in dieser Höhe erhalten, gäbe es keinen Grund, aktiv zu werden. Diese desolate Situation führt zum eigentlichen Problem, nämlich das des Fachkräftemangels. Bereits jetzt sind in den Ballungszentren keine Mitarbeiter zu finden. Es herrscht Unterversorgung. Die Nachfrage wird größer (demografischer Wandel) und kann nicht bedient werden, weil kein Nachwuchs heranwächst.

Mir bleibt Ihnen aufrichtig zu wünschen, nicht selbst einmal in die Notwendigkeit einer längerfristigen Therapie zu gelangen. Würde dies geschehen, würden Sie am eigenen Leibe erfahren, wofür wir als Vereinigung weiter stehen. Nämlich den Rückgang der irrwitzigen Bürokratie, welche für den Praxisinhaber zwischen 20-60 Stunden unbezahlter Mehrarbeit im Monat bedeutet und den Wegfall der Budgetierung. Diese liegt je nach Arzt zwischen 13,95€ für einen Internisten und 19,60€ pro Patient und Quartal. Diese Budgetierung ist nicht ausreichend und schränkt den Arzt in seiner Entscheidungsgewalt in Bezug auf die Genesung des Patienten deutlich ein.

So, Herr Linnemann, vielleicht erscheinen Ihnen unsere Forderungen nun ein wenig plausibler! Falls nicht, lade ich Sie herzlich zu unserem Infotag am 10. Mai um 11 Uhr in der Bahnhofstr. 30 in Hagen ein, um in einem persönlichen Gespräch weitere Unklarheiten zu erörtern.