Hengstey. Thema im wahrsten Sinne besetzt. Wir haben mit Josef Bücker (Hagen-Aktiv) auf dem möglichen Cargobeamer-Gelände Platz genommen. Der 53-Jährige über seine Motivation, ein drittes Mal anzutreten und den Faktor Überraschung.
Nein, nicht nur BEsetzt. Das haben andere auch. Josef Bücker hat sich GEsetzt. Und zwar auf ein Thema, das besonders den Norden der Stadt seit Monaten brodeln lässt. An den Stammtischen hat es drei Namen. So viele, wie Josef Bücker am 25. Mai Anläufe unternommen haben wird, um Oberbürgermeister dieser Stadt zu werden. „Brachfläche am Hengsteysee“, „Cargobeamer-Gelände“ oder „altes Nasslager.“ Dr. Josef Bücker hat Platz genommen. Noch 55 Tage bis zur Wahl. Aus dem spartanischen Holzstuhl soll am 25. Mai ein OB-Sessel werden.
53 Jahre. Promovierter Naturwissenschaftler. Schwerpunkt Ökotoxikologie. Gesamtschullehrer. Verheiratet in zweiter Ehe. Ein Sohn aus der ersten. Frontmann der Wählergemeinschaft von Hagen-Aktiv.
Der Versuch, Josef Bücker in diesen acht Sätzen zu beschreiben gleicht einem Bild ohne Rahmen. Denn es ist die Gesamtheit all dieser Stationen und Erfahrungen, die dem Wissenschaftler und Politiker, dem Lehrer und Ehemann, das Profil und Selbstbewusstsein verleihen, mit dem er heute vor die Wähler tritt: „Wenn ich es in eine Stichwahl schaffen sollte, dann werde ich auch OB.“
Gereifte Wählergemeinschaft
Bei den vergangenen zwei Kommunalwahlen ist Bücker für Hagen-Aktiv bereits als OB-Kandidat angetreten. 2,3 Prozent im ersten, 7,6 Prozent im zweiten Versuch – zweistellig im dritten? „Traue ich mir zu“, sagt Bücker.
Seine Wählergemeinschaft sei gereift seit Gründung im Jahr 2003. Die Idee von mehr direkter Demokratie – die sich nicht zuletzt darin zeigt, dass Bücker an 30 Wochenenden im Jahr vor dem Hagen-Aktiv-Büro in der Elberfelder Straße steht und den Bürger dort abholt, wo er gerade geht, steht, redet, denkt – war kein Strohfeuer. Ihr Bedarf steige sogar. Das sehe man am Beamer-Nasslager-Freizeit-Gelände. Wir sitzen hier ganz richtig.
Ein wahrer Workaholic
„Es ist grundsätzlich lobenswert, den Verkehr von der Straße holen zu wollen. Aber ich sehe hier am See auch hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten für die Naherholung. Es gibt in der gesamten Umgebung zum Beispiel nur die Pommesbude auf dem Motorrad-Parkplatz. Auf dem Gelände könnte auch eine Gastronomie angesiedelt werden.“ Bücker hat das Gelände studiert. Er hat 20 geschützte Arten hier gefunden, rund um die steinerne Prärie.
Bücker ist ein Workaholic, ein Vielarbeiter. Der Job, die Biologie, die Politik. „Von der zeitlichen Belastung her bin ich dem OB-Amt gewachsen“, sagt er, „da gibt es keinen großen Unterschied zu jetzt.“ Aber kann er auch eine ganze Verwaltung führen? „Ich habe in meinem Leben immer weitergelernt und umdenken müssen. Ich werde das packen.“
Interkommunale Zusammenarbeit als Idee
Wer in Hagen als OB-Kandidat antritt, muss Ideen haben, wie man Ideen ohne Geld verwirklichen kann. „Haben wir als Hagen-Aktiv“, entgegnet er prompt. Die Wissenschaft blinzelt wieder durch. „Wenn eine einzelne Kommune es nicht schafft, dann versucht man es interkommunal.“ Mehrere Schultern trügen weniger Schulden als eine. „Beispiel: Lennebad in Hohenlimburg. Das könnte ein Zentralbad für Hagen und den Bereich Letmathe werden. Dort wird doch eins benötigt.“
Der Blick richtet sich auf die Gegenspieler. In erster Linie auf Erik O. Schulz und Horst Wisotzki. „Schulz ist ein gut vernetzter Mann, im positiven Sinne ein „Hans Dampf“ in allen Gassen. Aber er tanzt auch mit drei Bräuten, und es kann schwierig werden, wenn er sich einer irgendwann mehr zuwendet als den anderen“, will Bücker die vielfältige Interessenslage der Jamaika-Allianz als hinderlich für von schnellen Kompromissen getragene Politik verstanden wissen.
„An Horst Wisotzki schätze ich seine Verdienste für die Stadt und seine Bodenständigkeit. Bei allem Respekt mache ich mir aber auch Sorgen darüber, ob ihn eine Amtsperiode von sechs Jahren nicht zu stark belasten könnte.“ Wenn aller guten Dinge wirklich drei sind, könnte Josef Bücker eine Joker-Rolle im OB-Rennen übernehmen. „Wir trauen uns das zu“. Der Wähler wird entscheiden.