Vorhalle. . Als Magdalena Gram (82) die Tür öffnete, stürmte ein fremder Mann an ihr vorbei in die Wohnung. Er schrie unverständliches Zeug, ging durch alle Zimmer. Schließlich konnte die resolute Frau ihn vertreiben. Der Ganove versuchte weiter sein Glück - unter anderem beim Ehemann von Magdalena Grams.

Eigentlich hatte Magdalena Grams (82) ihre Enkeltochter erwartet, die regelmäßig nach der Schule zum Mittagessen bei ihr vorbeikommt. Doch als es klingelte und sie die Tür öffnete, stand ein fremder Mann südosteuropäischen Aussehens vor ihr, der gar nicht abwartete, dass sie ihn hereinbat, sondern an der verdutzten Seniorin vorbei in die Wohnung stürmte und wie ein Wirbelwind von Zimmer zu Zimmer huschte.

„Er schrie: Da, da, da – Lampen, alle Lampen“, berichtet Magdalena Grams, der jedoch bald schwante, dass es sich bei dem Unbekannten keineswegs um einen geisteskranken Elektriker, sondern einen gewieften Trickbetrüger handelte: „Zumal er mit einem Papier herumwedelte, das offenbar einen Ausweis darstellen sollte.“

Als die resolute Frau den unliebsamen Besucher aufforderte, ihre Wohnung auf der Stelle zu verlassen, reagierte er zunächst nicht. Erst als sie mit dem Schlüssel hantierte und Anstalten machte, ihn in der Wohnung einzuschließen, verschwand er so schnell wie er gekommen war. In der Reichsbahnstraße traf er zufällig auf Artur Grams (80), der gerade vom Einkaufen kam und nichts von dem Erlebnis seiner Frau wusste. Der Fremde fragte ihn, ob er einen Euro wechseln könne. „Und dann hat er ganz schief in mein Portemonnaie geschielt“, erzählt der Rentner, der zeitlebens als Walzwerker mit harter Arbeit sein Geld verdient hat: „Als er sah, dass meine Börse leer war, ging er weiter.“

Alle Schubladen aufgerissen

Keine zwei Minuten später stand der Unbekannte erneut vor dem Mehrfamilienhaus in der Reichsbahnstraße 12, diesmal klingelte er bei einem Rentnerpaar im Erdgeschoss. Auch hier gelangte er an dem konsternierten Wohnungsinhaber (85) vorbei in die Räumlichkeiten, riss alle Schubladen auf. Als ihn der alte Herr festhalten und die Polizei rufen wollte, riss sich der Täter mit solcher Vehemenz los, dass die Tür, an die er sich klammerte, aus den Angeln sprang.

Dann verschwand er in den Straßen von Vorhalle, die kurz darauf eintreffende Polizei konnte ihn nicht ausfindig machen. Magdalena Grams beschrieb ihn den Beamten gegenüber als kleinen Mann mit kompaktem Körperbau. „Gut, dass die Leute den Unbekannten abgewiesen und sich sofort an uns gewandt haben, mit etwas Glück hätten wir ihn erwischen können“, lobte Polizeisprecher Ulrich Hanki das geistesgegenwärtige Verhalten der Rentner aus der Reichsbahnstraße.

Möglicherweise hatte der Täter das Haus ausgespäht und gezielt bei den alten Herrschaften geklingelt. Die Hagener Polizei warnt seit längerem vor den Maschen der Trickbetrüger, die immer öfter Senioren ins Visier nehmen. Neulich war einem Ehepaar am Bergischen Ring am helllichten Tag ein wertvoller Armreif gestohlen worden. „Auf jeden Fall sollte man misstrauisch sein und nie fremde Menschen in die Wohnung lassen“, so Hanki.

Schwierige Situation

Dass Magdalena Grams und ihr Nachbar den Ganoven erfolgreich vertreiben konnten, ist nicht zuletzt ihrem Mut zu verdanken: „Das war schon eine schwierige Situation, aber Angst hatte ich nicht“, sagt die energische Frau: „Im Notfall hätte ich mich auch gewehrt.“ Dass sie ihr Erlebnis öffentlich macht, hat natürlich auch seinen Grund: „Das muss in die Zeitung, damit andere Menschen gewarnt sind.“ Denn es war bestimmt nicht der letzte Trickbetrüger, der an einer Hagener Haustür geklingelt hat.