Hagen. Vor zehn Jahren verließ Markus Lisser seine westfälische Heimat – und zog ins knapp 600 Kilometer entfernte Tussenhausen im Unterallgäu. Das ehemalige Loßröcke-Mitglied schloss sich gleich einem neuen Karnevals-Verein an: Dem Schalmeien-Verein. Nun bringt er seine Kollegen in die alte Heimat.
Acht Stunden Busfahrt für 36 Stunden Hagen – für so einen Einsatz braucht es schon einen besonderen Anlass. Für den Schalmeienverein der Narrenzunft „Zaisonarria“ könnte es keinen besseren als Karneval geben: Und deshalb nehmen die Musiker in Kauf, 600 Kilometer mit dem Reisebus aus dem Unterallgäu nach Westfalen zu reisen. Denn ihre Heimat, Tussenhausen, liegt in Bayern. Und dort feiert man Karneval anders.
„Eines Tages habe ich gedacht: Das wär doch mal a Gaudi!“, sagt Markus Lisser. Er ist gebürtiger Hagener und vor zehn Jahren in das knapp 3000-Seelen-Dorf „ausgewandert“. Schon davor war er ein Freund der fünften Jahreszeit, lief bei den Hagener Loßröcken mit. Jetzt musiziert er im Schalmeienverein seiner neuen Heimat. Und die soll nun seine alte Heimat kennenlernen. Am Rosensonntag lernen die Bayer den Zug in Boele, am Rosenmontag den in der Hagener Innenstadt kennen. „Einmal Fasching, immer Fasching!“, sagt Lisser. Seit August plante er den Ausflug: Dabei halfen ihm auch die alten Kollegen, die Loßröcke.
Übernachtung in der Turnhalle der Finkeschule
„Das ist eine wirkliche Leistung“, freut sich Hans Stücker, Vorsitzender der Loßröcke, über den Einsatz des bayerischen Schalmeienvereins. „Markus muss wirklich überzeugend vom Karneval in seiner Heimat geschwärmt haben“. Die Loßröcke freuen sich über die Abwechslung in den Karnevalszügen. „Und für die Kapelle wird das auch eine Herausforderung – in deren Dorf laufen die ja nur 600 Meter die Straße rauf und runter, hier sind es mal eben sechs Kilometer durch die Innenstadt!“, sagt Stücker, natürlich mit einem zwinkernden Auge. Zur Übernachtung haben die Loßröcke und Lisser die Turnhalle der Finkeschule in Boele gewinnen können. Die Loßröcke sind es auch, die sich um die Verpflegung der bayerischen Gäste kümmern.
Die Hagener Besucher des Rosenmontags- und Rosensonntagszuges können sich auf eine bunt gekleidete Kapelle freuen – wer nach den frühen 1980er Jahren geboren wurde, wird vielleicht zum ersten Mal eine Schalmeien-Kapelle vernehmen. Bis dahin gab es noch eine Westerbauer Kapelle, die sich dem ungewöhnlichen Instrument verschrieben hatte. Außerdem lockt Markus Lisser mit der ungewöhnlichen Schminke der Musiker: „In Bayern ist Fasching größer, aber auch ganz anders als in Hagen. Mehr Musik, mehr Garde, mehr Masken und Züge. Jetzt will ich meinen Vereinsfreunden mal zeigen, wie es in Westfalen zugeht – da freue ich mich sogar schon auf die Busfahrt!“