Emst. . Ist das ein Erfolg für die Demonstranten, die sich gegen den Abriss der Emster Ladenzeile protestiert hatten? Zumindest vorerst bleibt der Teil des Gebäudes, in dem auch die Emster Quelle untergebracht ist, erhalten. Investieren will der Wohnungsverein aber nicht.
Ring frei zur nächsten Runde im Streit um die Zukunft der „Emster Ladenzeile“. Der Wohnungsverein Hagen will jetzt neben den Garagen nur einen Teil des in die Jahre gekommenen Geschäftsgebäudes Am großen Feld 30 abreißen lassen. Jener Bereich, in dem ein Kiosk, ein Friseur-Salon sowie die „Emster Quelle“ untergebracht sind, soll erhalten bleiben.
Was auf den ersten Blick nach einem Erfolg für all jene klingt, die vor allem die Kneipe zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Emster Infrastruktur erklärt hatten, wird in einer Mitteilung sogleich wieder relativiert. Wörtlich heißt es: „Aufsichtsrat und Vorstand des Wohnungsvereins haben sich abschließend darüber verständigt, die geplanten Investitionen am Standort in die Infrastruktur abzuziehen und die frei werdenden Mittel in andere Stadtteile zu investieren.“
Investitionen ausgeschlossen
Dahinter steckt eine Meinung, die Klaus-Peter Pejic, Mitglied im Vorstand des Wohnungsvereins, zusammenfasst: „Das gesamte Objekt ist nicht sanierungsfähig. Wir lassen es jetzt stehen, bis es in einem solchen Zustand ist, dass es nicht mehr genutzt werden kann. Investitionen in das bestehende Gebäude schließen wir aus.“
Sternmarsch und 2600 Unterschriften gegen Abriss
Matthias Lüdecke, Vorstandsvorsitzender des Wohnungsvereins, erklärt Ende Juli 2013, dass die Emster Ladenzeile im Jahr 2015 abgerissen werde.
Der Widerstand organisiert sich Anfang August. Es findet eine erste Bürgerversammlung statt. Emster sammeln Unterschriften gegen den Abriss. Beeindruckende 2600 kommen am Ende zusammen.
Mitte August bietet der Wohnungsverein an, bei der Suche nach einem Alternativstandort zu vermitteln.
Am 16. November marschieren Emster Vereine in einem Sternmarsch zur Ladenzeile.
Welche Perspektive das konkret für die Emster Quelle bedeutet, die Getränkehändler Bier Schneider gepachtet hat, lässt Pejic offen: „Das können wir nicht vorhersagen. Wir planen, kurzfristige Mietverträge abzuschließen und wollen nach diesem Beschluss auf die Pächter zugehen.“ Der bereits bei der Stadt Hagen gestellte Antrag auf Abriss bleibe bestehen, werde nur nicht in Gänze umgesetzt.
Denn abgerissen werden der Bereich, in dem einst die Drogeriekette Schlecker untergebracht war, sowie 22 Garagen, die fast 55 Jahre alt sind. „Die“, so sagt Pejic, „entsprechen einfach nicht mehr den Anforderungen. Die Autos heute sind wesentlich breiter als damals.“ Die frei werdenden Flächen werden mit neuen Garagen bebaut. Darunter werden auch behindertengerechte Garagen sein.
Grundstück verfügbar
Nach Ansicht des Wohnungsvereins bleibt somit der Interessengemeinschaft Zeit, sich um einen alternativen Standort für eine Kneipe zu kümmern. Ein angrenzendes städtisches Grundstück sei unmittelbar verfügbar. Das sei der Interessengemeinschaft auch bekannt. Bislang sei diese Alternative allerdings nicht aufgegriffen worden.
Die Vereinsgemeinschaft hatte immerhin 2600 Unterschriften für den Erhalt des Komplexes gesammelt. Ihre Vertreter sehen den Vorschlag, von dem sie durch unsere Zeitung erfuhren, mit gemischten Gefühlen: „Uns freut, dass der Abriss zurückgestellt worden ist. Das verschafft uns ein wenig Luft“, sagt Jörg Meier, SPD-Ratsherr und Vorsitzender der Vereinsgemeinschaft Emst-Bissingheim. Denn der Architekt weiß auch: „Es ist nur eine Zusage auf Zeit. Der Wohnungsverein ist nach wie vor nicht bereit, in das Gebäude zu investieren. Für uns wäre es wichtig, die Infrastruktur auf Emst zu erhalten.“
Meier spricht sich dafür aus, den Prozess jetzt in „geordnete Bahnen zu lenken“. Die Politik sei gefragt, sagt er. Sie müsse über ein Bebauungsplanverfahren steuernd eingreifen. Und das Thema sei keineswegs für die SPD reserviert.