Boele. . Erstmals hat der TÜV in diesem Jahr vor den Umzügen die Hagener Prunkwagen geprüft. Es gab kaum Beanstandungen.

Der Aufschrei war groß. Und die Telefondrähte, die es im Smartphone-Zeitalter so gar nicht mehr gibt, glühten zwischen Amtshaustreppe und Leitung des Rosensonntagszug heiß. Das war vor rund einem Jahr. Da standen Oberbürgermeister und Polizeipräsident auf der Treppe des Boeler Amtshauses, hatten gerade die Schlüsselübergabe bejubelt und warteten auf den Rosensonntagszug. Der aber kam nicht. Weil Ordnungsamt und Polizei die Festwagen unter die Lupe nahmen und Gutachten fehlten.

Im Vorfeld unterwegs

Das wird 2013 anders. Der TÜV Nord ist erstmals im Vorfeld unterwegs und kontrolliert die Fahrzeuge, die am Rosensonntag und Rosenmontag mit und ohne Jecken an Bord rollen sollen.

Detlef Gehrmann ist derjenige, der mit Taschenlampe halb unter den Wagen krabbelt, der unter dem Motto „40 Jahre Sesamstraße“ bei großen und kleinen Narren Erinnerungen an Krümelmonster & Co wecken soll. „Das Profil der Reifen ist okay“, sagt der Experte, der sich seit acht Jahren auch um Brauchtumwagen kümmert. Und damit unterstreicht auch dieser Prunkwagen den guten Eindruck, den der Prüfer in Hagen gewonnen hat: „Die Fahrzeuge, die ich bislang untersucht habe, sind in einem hervorragenden Zustand – so, wie ich es erwartet hatte.“

Von Urvätern gelernt

Was vielleicht auch daran liegt, dass es im Norden wahre Dynastien von Wagenbauern gibt. „Die Urväter haben uns das schon beigebracht“, sagt Hans Dratius, Vorstandsmitglied der Loßröcke, die mit insgesamt sechs Wagen im Zug vertreten sind. Der Verein und seine Handwerker haben mit den Kontrollen im Übrigen kein Problem: „Dieses Geschwätz, dass der TÜV das Brauchtum kaputt mache, kann ich nicht nachvollziehen“, sagt Dratius weiter. „Diese Kontrollen sind gut und wichtig. Das Einzige, was uns vor einem Jahr gestört hat, war der Zeitpunkt so kurz vor dem Umzug.“

Vorbereitet sind auch die Wagenbauer, die immer in festen Gruppen an einem Wagen arbeiten. „Sie kennen Vorgaben wie beispielsweise die neue Brüstungshöhe für Wagen, auf denen Menschen mitfahren“, sagt Dratius, „und sie wissen auch, dass die Wagen so gebaut sein müssen, dass Kinder auf der Suche nach dem letzten Bonbon nicht darunter greifen können.“

Mit den TÜV-Gutachten rollen die Brauchtumvereine am Sonntag und Montag zum Zug. Die wenigen Mängel sind aufgeführt mit der Maßgabe, schnell nachzubessern. „Da sind wir ganz entspannt“, sagt Hans Dratius. Verzögerungen wie im letzten Jahr sind nahezu ausgeschlossen. Um 14.30 wird der Lindwurm der Freude am Rosensonntag am Boeler Marktplatz starten.