Hagen.
Der zweite Band der Schriftenreihe des Osthaus-Museums widmet sich dem ursprünglichen Planer und Erbauer des Folkwang-Museums, dem Berliner Königlichen Baurat Carl Gérard. Über 100 Briefe Gérards aus den Jahren 1896 bis 1903 im Karl-Ernst-Osthaus-Archiv dokumentieren die Baudurchführung des Museumsgebäudes, so wie die 320 Blatt Rechnungsseiten den Umfang dieses Projektes vergegenwärtigen.
1898 hatte der junge Hagener den Berliner Regierungsbaumeister mit dem geplanten Museumsbau betraut. Ein Sinneswandel bewirkte, dass Osthaus den belgischen Jugendstil-Künstler Henry van de Velde 1900 mit der Gestaltung des Museumsinterieurs beauftragte. Im Zuge der Reformbewegung geriet das Lebenswerk des historistischen Architekten Carl Gérard in Vergessenheit.
Der 1880 zum Regierungsbaumeister ernannte Berliner Architekt hatte 1890 in Hagen die Villa „Elfriedenhöhe“ am Rande des Stadtgartens erbaut. Nachdem Karl Ernst Osthaus Ende 1896 ein beträchtliches Erbe angetreten hatte, nahm er Kontakt zu Gérard auf und beauftragte ihn zwei Jahre später mit dem Museumsbau.
Gebäude im Renaissancestil
Gérard, der ein Gebäude im Renaissancestil schuf, gab nach der Fertigstellung des Rohbaus sein Vorhaben auf, dass Interieur nach seinen eigenen Plänen zu gestalten. Er übernahm die Bauleitung und Durchführung van de Veldes Entwürfe sowie 1903 die finanzielle Abrechnung des Museumsbaus. Auch wenn die geplante Gesamtausführung des Museums von Gérard nicht so spektakulär von der Öffentlichkeit weltweit aufgenommen worden wäre wie es mit der Ausstattung von van de Velde der Fall war, kann sie doch einen festen Platz in der Tradition der Sammlervilla und des Privatmuseums beanspruchen.
Der Band von Elisabeth May kann im Museum bestellt oder im Museums-Shop im Kunstquartier für 7,80 Euro gekauft werden.