Hagen-Mitte. .
Derzeit verändert sich das Bild der Innenstadt fast monatlich. In der Volme-Galerie wird umgebaut, der Neubau der Rathaus-Galerie, die im September/ Oktober eröffnen soll, nimmt mehr und mehr Gestalt an, in der Fußgängerzone schließen Läden und andere machen neu auf.
Das „Trendbarometer Einzelhandel 2014“, herausgegeben vom Makler und Projektentwickler Lührmann, hat den bundesweiten Einzelhandel unter die Lupe genommen und dazu knapp 2300 Expansionsverantwortliche des Einzelhandels befragt.
In der Gunst der Einzelhändler, so resümiert der Immobiliendienstleister aus Osnabrück, ist die innerstädtische 1-A-Lage als Handelsstandort das Nonplusultra. 75 Prozent der Befragten finden eine exklusive Lage sehr wichtig. Schwächere Werte erzielen das Internet und große Shopping-Center.
Wir haben mit Jacques Kempkens, Vorsitzender der City Gemeinschaft Hagen, über die Ergebnisse der Studie mit Blick auf den Hagener Einzelhandel gesprochen.
Einzelhändler als Multiplikatoren
„Eine 1-A-Lage das einzig Wahre? Nun ja, ich glaube, eine schöne Händlergemeinschaft in einer 1-B-Lage oder in einem Stadtteil bekommt auch etwas hin“, sagt Kempkens. Und liefert ein Beispiel: „Einige Geschäfte in Wehringhausen haben sich zusammengeschlossen zu ,Wir in Wehringhausen’. Die Aktiven bewegen eine Menge, beteiligen sich an Gesprächsrunden und Projekten wie ,Soziale Stadt Wehringhausen’.“ Allerdings, so Kempkens, sei es gerade für Nicht-Top-Lagen wichtig, den Eigentümern der dortigen Geschäftshäuser Anreize zur Sanierung und Verschönerung zu bieten, „ich denke da an Fassadenprogramme oder Architekturwettbewerbe. Aber auch Einzelhändler sollten Multiplikatoren und Sprachrohre sein und Förderprojekte unter Kollegen und Immobilienbesitzern publik machen.“
Es gebe leider auch Negativ-Beispiele für ein nicht besonders gut funktionierendes Zusammenspiel zwischen den einzelnen Händlern sowie Hauseigentümern. „Vor einigen Jahren sind große Summen an Sanierungs-Fördermitteln ans Land zurückgeflossen, da sie nicht abgerufen wurden.“
Leerstände in der Kampstraße
Aber zurück in die City – unsere Zeitung hat sich umgeschaut. Und bemerkt, dass in der Kampstraße einiges im Argen liegt. Das Ex-NKD-Ladenlokal und die frühere Campus-Apotheke stehen leer, das vor eineinhalb Jahren eröffnete MW Junior Designer Outlet schließt, und „Zu vermieten“-Schilder zieren vier weitere leerstehende Ladenlokale.
Auch die Marienapotheke in der Elberfelder-/Ecke Marienstraße wurde schon vor Monaten abgeschlossen, der Bertelsmann Bücher-Club ein paar Meter weiter schließt in Kürze. Und im seit langem leerstehenden Charles-Vögele-Geschäft hängen seit kurzem große „Immobilie zu verkaufen“-Schilder.
Eine Möglichkeit für Händler, ihre Einnahmen zu erhöhen, sei Multichannel, so ein Ergebnis der Lührmann-Studie. Mehrgleisig zu fahren (also z.B. Laden-und OnlineVerkauf parallel zu betreiben) sei für über 93 Prozent der Befragten eine wichtige Strategie. Auch Jacques Kempkens bewertet das Multichannel-Konzept als zukunftsweisend: „Was spricht dagegen, neben dem eigenen Laden einen kleinen Online-Shop zu betreiben? Besonders Aktionen kann man im Netz gut bewerben.“ Dass das permanente Pflegen einer Online-Verkaufs-Seite mit viel Arbeit verbunden sei, räumt Kempkens ein, „und daher ist ein eigener Online-Shop gerade für kleine Geschäfte mit wenig Personal schwierig zu stemmen“.
Newsletter und Mailing-Aktionen
Laut Trendbaromter sind kleine Shopping-Center unter 17.000 qm für knapp 70 Prozent der Befragten wenig wichtig oder sogar unwichtig.
„Die Volme-Galerie hat 33.000, die Rathaus-Galerie wird 22.000 Quadratmeter Verkaufsfläche haben; also annehmbare Größen“, urteilt der Vorsitzende der Hagener Werbegemeinschaft, die derzeit 56 Mitglieder zählt. „Doch für jeden Einzelhändler – egal, ob in Passage oder kleinem Laden in einem Vorort ansässig – ist es wichtig, den Kunden vom Sofa zu locken. Newsletter, Mailing-Aktionen, Überraschungen – selbst verkaufsoffene Sonntage müssen heutzutage mit Aktionen angereichert werden.“