Hagen-Emst. Eine brutale Gewalttat in der Gerhart-Hauptmann-Straße sorgt für ein Gefühl der Unsicherheit bei vielen Anwohnern auf Emst. Ein 17-Jähriger hatte einen 63-jährigen Emster am späten Sonntagabend brutal niedergeprügelt und immer wieder gegen den Kopf getreten.
Keiner will etwas sagen, aber alle wollen reden. Was am späten Sonntagabend in einem Mehrfamilienhaus in der Gerhart-Hauptmann-Straße auf Emst passiert ist, war so brutal, dass selbst gestandene Polizisten in der Nachbearbeitung des Falls nicht sofort Routine walten lassen konnten. Die Attacke eines Teenagers gegen einen 63-Jährigen sorgt bei manchen im Viertel für Unsicherheit. Es ist eine besondere Dimension der Gewalt.
Gewalttat vielerorts Thema
Am Tag danach war das Emster Zentrum in Aufruhr. Am Kiosk, im Discounter, auf dem Bürgersteig, überall war die Gewalttat Thema. Und der Redebedarf in dem klobigen siebengeschossigen Mehrfamilienhaus mit 54 Wohnungen war groß. „Gucken Sie sich das doch an“, sagt eine Hausbewohnerin und deutet auf den Eingangsbereich vor dem Fahrstuhl. Die Glastür gesplittert, Blutspuren am Türgriff und der Treppenhauswand, „Ich fühle mich hier nicht mehr so sicher.“
Ein Nachbar geht noch einen Schritt weiter: „Es wird Zeit für eine große Veranstaltung unter dem Titel ,Wie sicher ist Emst?’ Auch eine Bürgerwehr ist vorstellbar.“ Er habe keine Lust, zusammengeschlagen zu werden. Niemand will mit seinem Namen genannt werden, aber jeder möchte seine Meinung loswerden.
Gerüchte rollen los. Der Flurfunk brabbelt. Das Viertel sei in den vergangenen Jahren sozial ziemlich durchmischt worden, sagt einer. Eine unheimliche Bande ziehe durch Emst und begehe Straftaten. Der Brand im Jugendzentrum vor vier Jahren gehe auf deren Kappe. Aus vielen Kellern würden Gegenstände geklaut und in den Straßen Autos beschädigt. „So etwas“, sagt Polizei-Pressesprecher Ulrich Hanki, „können wir nicht bestätigen.“ Zusammenhänge zwischen einzelnen Delikten gibt es nicht. Auch wenn der 17-Jährige, der die Prügelattacke auf den 63-Jährigen gestand, ein Intensivtäter sei und schon mehrfach auffällig wurde.
Die Nummer kommt einigen Hausbewohnern sehr bekannt vor. Irgendwann am Abend klingelt es an irgendeiner Tür, weil Jugendliche sich Zugang zu den Kellerräumlichkeiten verschaffen wollen. Am Sonntag war das auch so.
Immer wieder auf den Kopf eingetreten
Eine Gruppe, zwei 14-jährige Mädchen, ein junger Mann (16) und der spätere Täter (17), gelangt hinein, verhält sich laut und lässt im Keller Musik laufen. Dem späteren Opfer geht das zu weit. Er geht das Treppenhaus hinunter und beschwert sich. Der 17-Jährige stürmt sofort los, schlägt den 63-Jährigen nieder und tritt immer wieder auf seinen Kopf ein. Die Jugendlichen flüchten. Da ist es etwa 22.50 Uhr. Der Täter lebt im Nebenhaus seines Opfers.
Nachbarn hören Geräusche und rufen die Polizei, die die flüchtenden Jugendlichen wenige Straßen weiter stellt. Das Opfer wird in eine Bochumer Spezialklinik gebracht. Auf die Intensivstation. Gestern Nachmittag gab es noch keine Neuigkeiten zu seinem Gesundheitszustand.
17-Jähriger gesteht die Attacke
Der 17-Jährige gesteht, die Attacke alleine ausgeübt zu haben und entlastet den Rest der Gruppe. Die Staatsanwaltschaft hat Haftbefehl beantragt. Der Vorwurf: Schwerer Raub und schwere Körperverletzung. Der Täter hatte dem Opfer noch die Geldbörse gestohlen.
An den Emster Klaus-Dieter Wetzel (SPD), Mitglied in der Bezirksvertretung Mitte, sind bislang keine Bürger herangetreten: „Ich bin sehr überrascht über die Tat. Mir ist aber nicht bekannt, dass es größere Sicherheitsprobleme auf Emst gibt.“ Ein Anwohner findet den Vorfall grauenhaft, „aber ich glaube, dass Emst kein Sicherheitsproblem hat.“ Eine Nachbarin: „Die Banküberfälle, der Einbruch mit vorgehaltener Waffe (Anm. der Red: Ein Unternehmer war in seinem Haus von maskierten Männern überfallen worden), die Beschädigungen und der Gewalttäter (Anm. der Red.: Gemeint ist Sergej B., auf dessen Konto vier Gewalttaten auf Emst und mutmaßlich ein Mord an dem aus Weeze stammenden Andy A. gehen sollen). Unterm Strich ist das zu viel auf Emst.“