Hagen-Hengstey. Landwirtschaft oder Gewerbegebiet - die Nutzung des Böhfeldes in Hagen steht zur Diskussion. Jetzt hat sich die Bezirksvertretung Nord der gewerblichen Bebauung des Gebiets eine deutliche Absage erteilt - doch ob der Bauernhof, der dort ebenfalls bauen wird, eine Erlaubnis bekommt, ist noch unklar.

Die Bezirksvertretung Nord hat der Einrichtung eines Gewerbegebietes auf dem Böhfeld eine deutliche Abfuhr erteilt. Die Mitglieder aller Fraktionen sprachen sich einstimmig gegen die Aufstellung eines Bebauungsplanes für die ausgedehnten Flächen zwischen Dortmunder Straße und Hengsteysee aus.

Nach der Ablehnung des Cargobeamers haben sich die Bezirksvertreter im Norden damit erneut gegen ein Großprojekt in Hengstey gestellt. „Wir haben alle große Bedenken, weil ein Gewerbegebiet die Existenz von Friedrich-Wilhelm Külpmann gefährden würde“, nannte Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Kohaupt eines der ausschlaggebenden Argumente für den Beschluss.

Antrag zurückstellen

Külpmann, der der Sitzung der Bezirksvertretung beiwohnte, ist einer der letzten Vollerwerbslandwirte in Hagen, er hält Milchvieh und erwirtschaftet auf seinen Ländereien das Futter für die Tiere. Rund die Hälfte der für das Gewerbegebiet vorgesehenen Flächen befinden sich in seinem Besitz. Nicht zuletzt weil Sohn Christoph den Betrieb fortführen will, hat Familie Külpmann die Errichtung eines neuen Rindviehstalles, einer Maschinenhalle, eines Futterlagers sowie eines Güllebehälters auf dem Böhfeld beantragt.

Mit Blick auf das geplante Gewerbegebiet empfiehlt die Stadtverwaltung, den Antrag des Landwirtes zurückzustellen, bis das zukünftige Nebeneinander von landwirtschaftlicher und gewerblicher Nutzung entschieden ist. Die Bezirksvertreter plagen jedoch Zweifel, ob eine solche Zurückstellung überhaupt rechtlich zulässig ist, lässt Külpmann doch im Ungewissen über die mögliche Erweiterung seines Hofes. „Es könnten Entschädigungsforderungen in erheblich Höhe auf die Stadt zukommen“, gibt Hans-Georg Panzer (Grüne) zu bedenken.

Kein Bedarf für ein Gewerbegebiet auf dem Böhfeld

Die Politiker des Nordens sehen aber auch grundsätzlich keinerlei Bedarf für die Entwicklung eines 27 Hektar großen Gewerbegebietes auf dem Böhfeld. Zunächst einmal sollten brachliegende Flächen, etwa im Lennetal, genutzt werden, heißt es in dem Beschluss der Bezirksvertretung. Selbst bei einer Realisierung des Cargobeamers auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Hengstey würde es sich um die Reaktivierung alter Bahnanlagen handeln. „Beim Böhfeld handelt es sich jedoch um die letzte größere landwirtschaftliche Nutzfläche im Hagener Norden überhaupt. Diese quasi auf Vorrat zu entwickeln lehnen wir entschieden ab.“

Entschieden wird über das Gewerbegebiet jedoch nicht in Boele. Vielmehr werden sich demnächst die Ausschüsse für Stadtentwicklung und Umwelt mit der Thematik befassen, ehe der Stadtrat das letzte Wort hat.