Hagen. Die gute Nachricht ist: Gewerbetreibende könnten von einem Fördertopf zum Ausbau des Breitbandnetzes profitieren. Die schlechte Nachricht: Nur Gebiete mit weniger als 2 MBit Leitung sollen gefördert werden. Die Bandbreite in Hagen ist schlecht, aber nicht schlecht genug.

Der neuerliche Ärger vieler Anwohner über die unzeitgemäße 2-MBit-Internetversorgung im Neubaugebiet Schmittewinkel wirft die Frage auf, wie unterversorgte Reviere im Stadtgebiet künftig von stärkeren Übertragungsraten erreicht werden können.

Denn: Die Telekom hat aktuell keine Absichten, die bestehenden Netzstrukturen in Hagen zu verändern. Hoffnung könnte es jetzt für Gewerbetreibende geben. Und für Menschen, die unweit von Gebieten leben, in denen Gewerbetreibende von einer bald auslaufenden Förderrichtlinie profitieren könnten. Die Sache hat nur einen Haken: Die schlechte Breitbandversorgung an vielen Stellen wird am Ende paradoxerweise nicht schlecht für eine Förderung sein.

Schlechter als 2 Mbit

Das regionale Wirtschaftsförderungsprogramm „Infrastrukturrichtlinie“ des Landes NRW bietet noch bis Ende dieses Jahres die Chance, Gewerbegebiete, die schlechter als mit 2 MBit versorgt werden, hochrüsten zu lassen. Träger der Maßnahme sollen vorzugsweise Gemeinden sein, weswegen die Stadt Hagen, insbesondere die Hagen-Agentur, die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer (SIHK) und auch das Regierungspräsidium in Arnsberg sich gemeinsam für den Ausbau stark machen und dies in einen Förderantrag münden lassen wollen. Positiver Nebeneffekt könnte dabei sein, dass Anwohner in der Nähe geförderter Gebiete von der höheren Internetleistungsfähigkeit profitieren könnten.

Glasfaser nur in Ballungszentren attraktiv

50 oder 100 MBit lassen sich nur über Glasfaserkabel erreichen, nicht mit Kupferleitungen. Glasfaser-Investitionen fallen umso höher aus, je niedriger die Besiedlungsdichte ist. Weder für die Telekom, noch für andere Anbieter ist der Ausbau außerhalb von Ballungszentren deshalb betriebswirtschaftlich attraktiv.

Im Förderungsfall würde die Stadt einen Eigenanteil von 20 Prozent tragen müssen.

Denn: Je näher sich ein Teilnehmer an einer Vermittlungsstelle befindet, desto höher ist auch die maximal erzielbare Datenübertragungsrate.

„Das Problem ist die Dämpfung"

Das Problem: Der Fördertopf ist noch bis Ende des Jahres geöffnet. Noch erhebt die SIHK die Daten aller Gewerbetreibenden in Hagen. Die Rücklaufquote ist hoch und ein nicht unwesentlicher Teil der befragten Unternehmer hat bereits bekundet, dass eine Übertragungsrate von 50 bis 100 MBit in Zukunft wünschenswert wäre. Von der Wirklichkeit ist das allerdings meilenweit entfernt.

Der Breitbandatlas des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie stellt an vielen Stellen im Stadtgebiet eher eine Vision, denn erlebte Realität dar. Flächendeckend sollen in Hagen demnach mindestens 6 bis 16 MBit beim Verbraucher ankommen.

„Das Problem ist die Dämpfung“, sagt Michael Ellinghaus von der Hagen-Agentur. Die Leitungsdämpfung ist die Minderung der übertragenen Stärke eines Signals auf einer Übertragungsstrecke. Je länger die Leitung, desto geringer sind die Datenraten, die zum Beispiel via DSL erzielt werden können. „Die Telekom hat nur im Citybereich nachgerüstet und dabei auch Glasfaserkabel verlegt (Anm.: Siehe dazu Infobox). Aber nicht in den Randgebieten.“

Schlecht, aber nicht schlecht genug

Nach rund 500 zur SIHK zurückgeschickten Fragebögen zeichnet sich bereits ab, dass viele Gewerbetreibende, gemessen an ihren erhöhten Anforderungen, mit inakzeptablen Übertragungsraten zwischen 2 und 5 MBit versorgt werden. Die Leistung ist schlecht, aber eben nicht so schlecht, wie die dahingehend veraltete Richtlinie es zur Förderung erwartet. Zum Vergleich: Im neuen schwarz-roten Koalitionsvertrag wünscht sich die Bundesregierung einen Breitbandausbau, der das Surfen mit bis zu 50 Mbit flächendeckend möglich machen soll – auch auf dem Land.

„Für uns gehört eine hohe Internetleistungsfähigkeit zur Grundversorgung“, sagt Christoph Brünger, Leiter des SIHK-Geschäftsbereiches Standortpolitik. Ende Februar kommen Hagen-Agentur, SIHK und der Regierungspräsident an einen Tisch, um abschließend über den Hagener Förderantrag zu entscheiden. Sollte dieser später tatsächlich von Erfolg gekrönt sein, wären das Lennetal, das Sudfeld oder Herbeck mögliche Ausbaugebiete mit Priorität.