Hagen. . Die Freie evangelische Schule will im nächsten Sommer auf die bestehende Grundschule eine Gesamtschule mit den gleichen Leitlinien und einer vom christlichen Menschenbild geprägten Pädagogik aufsatteln.

Dass moslemische Eltern ihre Kinder auf eine betont christliche Schule schicken und sogar am Religionsunterricht teilnehmen lassen, mag unglaubhaft erscheinen. Und doch werden an der Freien Evangelischen Schule (Fesh) in Haspe sieben moslemische Schüler unterrichtet. „Diese Eltern werden vom guten Ruf unserer Schule angelockt“, behauptet Thomas Weber (56), Vorsitzender des Schulvereins: „Im übrigen argumentieren sie, dass es nur einen Gott gibt und dass Moslems und Christen an denselben Gott glauben.“

Dankgebet selbstverständlich

Die Fesh ist eben in mancher Hinsicht eine ungewöhnliche Schule. Derzeit schickt sie sich an, die Schullandschaft in Hagen kräftig aufzumischen. Denn schon im nächsten Sommer soll auf die bestehende Grundschule eine Gesamtschule mit den gleichen Leitlinien und einer vom christlichen Menschenbild geprägten Pädagogik aufgesattelt werden. „Morgenandacht und Dankgebet am Mittagstisch sind bei uns selbstverständlich“, so Weber.

Während die Grundschule (derzeit 228 Schüler) an der Hammerstraße in Haspe bleibt, soll die neue Gesamtschule mit zwei fünften Klassen im Schulzentrum Wehringhausen an den Start gehen. Die Fesh will das Gebäude, in dem derzeit noch das Weiterbildungskolleg Rahel Varnhagen und die Förderschule Friedrich von Bodelschwingh untergebracht sind, nach dem Umzug der beiden Einrichtungen in zwei oder drei Jahren von der Stadt erwerben. „Bis es so weit ist, zahlen wir Miete“, so Weber.

Von keiner Konfession abhängig

Die Fesh wäre die vierte Gesamtschule in Hagen, aber zugleich die einzige in privater Trägerschaft. Die zehn Mitglieder des Schulvereins, des Trägers der Schule, gehören verschiedenen Freikirchen bzw. der katholischen und evangelischen Kirche an. „Dadurch sind wir von keiner Konfession oder Kirche abhängig“, erläutert Weber, der davon ausgeht, dass ein Elternbeitrag von durchschnittlich 120 Euro (an der Grundschule sind es 90 Euro) erhoben werden muss, um die Gesamtschule zu finanzieren. An der Fesh legt man Wert darauf, dass es sich nicht um Schulgeld handelt: „Wir sind eine Schule für alle Kinder unabhängig vom Einkommen der Eltern“, sagt Weber. „Manche Eltern zahlen mehr, manche weniger.“

Das Wagnis Gesamtschule geht der Schulverein auf Wunsch vieler Eltern ein, die ihren Nachwuchs auch nach der Grundschulzeit nach Fesh-Kriterien unterrichtet wissen wollen. Man habe auch mit dem Gedanken gespielt, ein Gymnasium zu gründen, so Weber: „Aber dann wären viele Schüler ausgegrenzt worden.“ Fesh-Viertklässler würden bei der Anmeldung zur Gesamtschule sicherlich bevorzugt, es blieben aber noch genügend Plätze frei für Kinder aus anderen Grundschulen.

Dreizügigkeit nicht ausgeschlossen

Die Gesamtschule will mit zwei fünften Klassen beginnen, doch wird eine spätere Dreizügigkeit bei entsprechender Resonanz nicht ausgeschlossen. Seine Hausaufgaben hat der Schulverein gemacht und nicht nur die entsprechenden Antragsformulare bei der Bezirksregierung eingereicht, sondern auch schon einen Schulleiter, mehrere Lehrer sowie einen Sonderpädagogen gefunden. Viel Wert wird auf Musik, künstlerisches Gestalten und Hauswirtschaft gelegt, die Schule wird alle Abschlüsse bis zum Abitur anbieten, im Real- und Hauptschulbereich strebt die Fesh eine Kooperation mit dem Cuno-Berufskolleg an.

Einen Vorteil gegenüber staatlichen Schulen sieht Weber in der Tatsache, dass an der Fesh nicht eine Stunde Unterricht ausfalle. Erkranke ein Lehrer, sei stets ein Vertreter zur Stelle: „Wir sind eine verlässliche Schule und haben uns unseren guten Ruf mit den Jahren erarbeitet.“

Wie auch immer: Die Erweiterungsabsichten der Fesh sorgen beim bevorstehenden Anmeldungsreigen an den weiterführenden Schulen in Hagen für steigende Spannung.