Hagen/Siegen. Südwestfalens Arbeitsmarkt mit Licht und Schatten. Fachkräftemangel trotz geringer Arbeitskräftenachfrage. Zeiten könnten rauer werden.
Mit der Entwicklung der Arbeitslosigkeit könnten die Beschäftigten in Südwestfalen eigentlich sehr zufrieden sein - und das seit langem. Die Region stellt mit Siegen (5,4 Prozent) und Meschede/Soest (5,7) die Arbeitsamtsbezirke mit der zweit- und drittbesten Arbeitslosenquote in ganz NRW, seit April 2010 liegt die Beschäftigung Monat für Monat über der des Vorjahres (aktuell 6,2 Millionen Menschen), und selbst der bisher milde Winter hat die Arbeitslosenzahlen noch nicht spürbar nach oben getrieben.
Doch es gibt noch eine andere Realität, und die ist nicht ganz so erfreulich: Im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat steigt die Arbeitslosigkeit in Südwestfalen zeitweise stärker als in anderen Regionen des Landes. Und, noch gravierender: „Die Arbeitskräftenachfrage bleibt der Schwachpunkt des NRW-Arbeitsmarktes“, wie die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit nüchtern konstatiert.
Qualifizierte Zuwander arbeiten als Ärzte oder Pfleger
Aber wie passt das zusammen - geringe Nachfrage der Unternehmen - allein im Bezirk Siegen ist sie im Verlauf des vergangenen Jahres um 20 Prozent zurückgegangen - und gleichzeitig grassierender und tendenziell steigender Fachkräftemangel in Südwestfalen?
Für die steigende Beschäftigung hat nach Ansicht von Florian Müller, Sprecher der Arbeitsagentur Siegen, vor allem die „Aktivierung der stillen Reserve“ gesorgt: Bisher Beschäftigungslose, die sich nicht gemeldet hatten, etwa nach einer Familienphase, ehemals geringfügig Beschäftigte, Arbeitssuchende nach einer Qualifikation. „Und qualifizierte Zuwanderer, die als Ärzte oder Pfleger arbeiten“, ergänzt sein Kollege Ulrich Brauer aus Hagen. „Dieser Kreis konnte die Nachfrage der Arbeitgeber eher decken als geringer Qualifizierte“, so Müller.
Qualifikationen und Anforderungen passen nicht immer zusammen
Bleibt die eher zunehmende Arbeitslosigkeit - von einem in der Region sehr niedrigen Niveau - aufgrund der rückläufigen Arbeitskräftenachfrage durch die Betriebe. „Auch Unternehmen in Branchen, die gerade eine Auftragsdelle haben, versuchen, ihre Stammbelegschaften zu halten“, erklärt der Sprecher - und, etwas gespreizt: „Ihre Positionierung bei Neueinstellungen ist eher verhalten.“ Das betrifft vor allem die großen Maschinen-, Anlagen- und Walzenbauer aus dem Siegerland, bei den Autozulieferern im Kreis Olpe sieht es offenbar besser aus. Und, so ergänzt Müller: „Die Qualifikationen der Bewerber und die Anforderungen der Firmen passen nicht immer zusammen“, es sei eine Herausforderung für die Arbeitsverwaltungen, für eine bessere Qualifizierung zu sorgen.
Bewerber haben es nicht leicht
Auch wenn die vorhanden ist, haben es Bewerber nicht immer leicht: „Derzeit ist auch die Nachfrage nach Fachkräften mäßig“, konstatiert Franz-Josef Mockenhaupt, Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen. Derzeit litten einige wenige Maschinen- und Anlagenbauer aus der Region mit hoher Beschäftigtenzahl und Vorlieferanten aus der Region an Auftragsmangel: „Das wird sich in diesem Jahr noch am Arbeitsmarkt niederschlagen. Möglicherweise stehen wir wieder vor schwierigeren Zeiten.“ Aber wie gesagt: Die Region Südwestfalen klagt auf hohem Niveau.