Hagen. Enttäuschende Bilanz: 106 junge Menschen sind nach Angaben der Agentur für Arbeit in Hagen immer noch ohne Ausbildungsplatz.
Nur, weil sich viele gemeinsam bemühen, bedeutet das nicht, dass dieses Mühen auch von Erfolg gekrönt ist. „Die Ergebnisse sind im Kern enttäuschend“, sagt Thomas Helm, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit mit Blick auf den Hagener Ausbildungsmarkt.
Unterschiedliche Sichtweisen
Und da mochten ihm weder Jochen Marquardt vom Deutschen Gewerkschaftsbund noch Werner Sülberg, Geschäftsführer des Märkischen Arbeitgeberverbandes, widersprechen. Wenngleich Gewerkschafter und Arbeitgebervertreter naturgemäß unterschiedlicher Ansicht sind, was die Ursachen betrifft.
Fest aber steht: Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage ist zu groß. Und zwar noch größer als auf Landesebene. Konkret bedeutet das: 5193 gemeldeten Bewerbern standen im gesamten Bezirk der Arbeitsagentur (Hagen und Ennepe-Ruhr-Kreis) 3009 gemeldete Ausbildungsplätze gegenüber. Aktuell sind noch 242 Bewerber ohne Ausbildungsstelle. Offene Stellen gibt es aber nur noch 79. In Hagen stehen 106 Bewerbern 30 offenen Stellen gegenüber.
Viele Hochqualifizierte ohne Stelle
Allein der doppelte Abiturjahrgang reicht da als Erklärung nicht mehr aus. Hinzu kommen laut Helm auch Kürzungen der Landesregierung bei geförderten Stellen. Insbesondere über den hohen Anteil an hochqualifizierten, die ohne Stelle sind, wundert sich Oberbürgermeister Dehm: „Das passt so gar nicht in die Diskussion um einen Fachkräftemangel. Für alle Beteiligten bleiben noch eine Menge Hausaufgaben zu erledigen.“
Zentrale Frage bleibt für Jochen Marquardt, wie es gelingen könne, die Unternehmen dazu zu bewegen, mehr Ausbildungsstellen anzubieten. Ein Horn, in das auch Eric O. Schulz, Geschäftsführer der Agentur Mark stößt: „Nur jedes fünfte Unternehmen bildet überhaupt aus. Auch das ist ein Teil der Wahrheit.“
„Zwang zur Übernahme“
Was Hans-Peter Rapp-Frick, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer, so dramatisch nicht sieht. „Immerhin liegen die Zahlen immer noch über denen, über die wir Anfang des Jahrtausends diskutiert haben“, relativiert er. Dass in der Metallbranche weniger Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen, führt der Märkische Arbeitgeberverband auf den Tarifabschluss zurück: „Mit dem Zwang zur Übernahme wird Ausbildung ausgebremst.“
Im Handwerk, so Michael Plohmann, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, gäbe es noch Ausbildungsstellen: „Aber es gibt gerade bei uns Gewerke, die keine Auszubildenden finden. Tatsachen, wie die, dass der Maurerberuf anstrengend ist oder dass Bäcker früh raus müssen, lassen sich nicht verleugnen.“