Hagen/Arnsberg/Siegen.. Wirtschaftsexperten aus der Region Südwestfalen blicken optimistisch ins neue Jahr 2014. Die Konjunktur-Aussichten schätzen sie als günstig ein. Allerdings: die steigenden Energiekosten machen den Unternehmen Sorge.
Die Konjunktur brummt, die Auftragsbücher sind meist gut gefüllt, die Firmen in der Region weitgehend ausgelastet, und die Arbeitslosenquote ist niedrig. Beste Voraussetzungen für die südwestfälische Wirtschaft also, um schwungvoll ins Jahr 2014 durchzustarten. Oder doch nicht? Von dieser Zeitung befragte Experten zeigen sich vorsichtig-optimistisch, was die Konjunkturaussichten für unsere Region betrifft.
Export steigt weiter
Der Export steigt weiter, die Beschäftigung bleibt hoch und wird weiter zunehmen - sie findet ihre Grenze dort, wo der Mangel an Facharbeitern beginnt, ist sich Arndt Kirchhoff sicher, Geschäftsführender Gesellschafter der Kirchhoff-Gruppe (Iserlohn/Attendorn). „2014 wird aber für die Unternehmen auf jeden Fall leichter als 2013“, sagt er und prophezeit „leichtes Wachstum“.
Dennoch gibt es Risiken für die heimischen Unternehmen. Ein Risiko entspringt einem unklaren Unsicherheitsgefühl mancher Unternehmer. Indikator ist die trotz der Niedrigzinsphase seit einiger Zeit zu beobachtende Investitionszurückhaltung, die die Unternehmen bei Neueinstellungen eher abwarten lässt. Die Ungewissheiten nehmen zu.
„Bei der Planung für unser Kreditgeschäft rechnen wir erstmals seit Jahren für 2014 wieder mit einem Rückgang der betrieblichen Investitionen“, sagt Harald Peter, stellvertretender Vorstandschef der Sparkasse Siegen, dem größten Institut in der Region. Seiner Ansicht nach macht der Industrie besonders das Thema Energiekosten Sorge. Dass die Investitionsbereitschaft der südwestfälischen Firmen 2014 verhalten bleibt, glaubt auch Michael Griese, Vorstandsmitglied der Volksbank Bigge-Lenne. Er rät zu einer gewissen Vorsicht, trotz der aktuell guten Lage.
Sorge vor höheren Energiekosten
Die Sorge vor noch höheren Energiekosten bestätigt Hermann-Josef Droege, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen: „Es gibt eine große Unsicherheit bei den Betrieben hinsichtlich der politischen Weichenstellungen für 2014“, ist er überzeugt. Das beginne bei der Währungspolitik und reiche über politische Bemühungen, den starken deutschen Export zu bremsen bis zur Angst der Industrie vor den Folgen des Brüsseler Beihilfeverfahrens zu Ausnahmen im Erneuerbare-Energien-Gesetz.
Im Kern, so Droege, geht es bei Unternehmen, die sich das leisten können, um die Frage: Lohnt es sich noch, hier zu investieren oder müssen wir unsere Produktion ins Ausland verlagern? Im Moment sei jedenfalls bei den Betrieben eine große Diskrepanz zwischen positiver Lagebeurteilung und pessimistischer Erwartungshaltung zu konstatieren, merkt er an.
„Unter dem Strich ein kleines Wachstum“ sieht der Chefvolkswirt und stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK Arnsberg, Dr. Ralf A. Hueß, für 2014. „Ich bin etwas ratlos, weil kein klarer Konjunkturtrend für das kommende Jahr erkennbar ist“, sagt er. Die Konsumnachfrage entwickle sich freundlich, die Auslandsmärkte auch. Nur die Investitionsnachfrage nicht. Insgesamt sind für Hueß die wirtschaftlichen Perspektiven im Kreis Soest für 2014 positiver als im Hochsauerlandkreis. Das habe etwas mit der Wirtschaftsstruktur zu tun - schließlich seien konsumnahe Industrien eher am Hellweg vertreten, während im Hochsauerland die Herstellung von Investitionsgütern dominiere. Höhere Energiekosten könnten Hueß zufolge die Investitionsgüterindustrie treffen.
„Seitwärtsbewegung“
Das Ganze soll aber, so die Voraussage der Experten, 2014 auf dem südwestfälischen Arbeitsmarkt keine spürbar negativen Auswirkungen haben. Die Firmen halten ihre Stammbelegschaften. „Wir haben es schon das ganze Jahr mit einer „beharrlichen Seitwärtsbewegung am Arbeitsmarkt zu tun“, sagt Ulrich Brauer, Pressesprecher der Arbeitsagentur Hagen. Es seien keine konjunkturellen Impulse auszumachen - und „insofern ist nicht damit zu rechnen, dass sich der Arbeitsmarkt in der Region über das saisonale Maß hinaus bewegt.“
Spürbar ist Brauer zufolge wegen der Investitionszurückhaltung der Betriebe die schwache Arbeitskräftenachfrage - ansonsten gebe es „keine Besorgnis erregende Entwicklung“ in Südwestfalen wie etwa verstärkte Kurzarbeit. Sein Fazit: „Wer jetzt beschäftigt ist, hat gute Chancen, nicht arbeitslos zu werden.“ Dies gelte auch umgekehrt.