Hagen. Der Kölner Künstler Gunter Demnig war im Dezember erneut nach Hagen gekommen, um zwölf weitere Stolpersteine zu verlegen. Die kleinen Gedenktafeln aus Messing, die Demnig vor dem letzten Wohnort ermordeter Menschen in den Bürgersteig einlässt, erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus, darunter zahlreiche Juden. Jedes Opfer erhält seinen eigenen Stein.

Abermals war der Kölner Künstler Gunter Demnig im Dezember nach Hagen gekommen, um zwölf weitere Stolpersteine zu verlegen. Diese kleinen Gedenktafeln aus Messing, die Demnig vor dem letzten Wohnort ermordeter Menschen in den Bürgersteig einlässt, erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus, darunter zahlreiche Juden. Jedes Opfer erhält seinen eigenen Stein.

Das Besondere diesmal: Unter den Spendern, die die Steine finanzierten, befanden sich Jugendliche der Gesamtschule Eilpe. Sie hatten sich im Unterricht bei Kunst- und Geschichtslehrer Christoph Liebelt mit der NS-Vergangenheit aus­einandergesetzt, viele von ihnen waren erstmals mit dem Holocaust konfrontiert worden.

„Ich war schockiert, ich wusste nicht, dass so etwas passieren konnte“, berichtet Mehsem Yikgez (15), und ihre Klassenkameradin Lisa Becker (15) fügt hinzu: „Vorher habe ich nie auf Stolpersteine geachtet. Jetzt passe ich auf.“

Junge Straßenmaler

Die Schüler hatten sich im Juli als Straßenmaler betätigt und in der Fußgängerzone zehn großformatige Bilder von berühmten Künstlern aufgetragen, um Geld für die Verlegung eines Stolpersteins zu sammeln. Straßenbilder und Stolpersteine riefen einen ähnlichen Gestus hervor, so Lehrer Liebelt: „Die Vorbeigehenden gucken nach unten.“ Die Resonanz war jedenfalls größer als erwartet, die Passanten belohnten das Engagement der Jugendlichen mit insgesamt 543 Euro, die für vier Stolpersteine reichten. Der neue Stolperstein für Klara Marx in der Stresemannstraße 18 wurde allerdings von Johanna Stoll (57) aus Dresden gestiftet. Klara Marx war die jüngste Schwester ihres Großvaters, wurde 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert und zwei Jahre später in Auschwitz ermordet.

Stolpersteine

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Johanna Stoll, die in der DDR aufwuchs, konnte erst nach der Wiedervereinigung in Erfahrung bringen, dass zahlreiche ihrer Vorfahren umgebracht worden waren: „Mein Vater, der vor den Nazis in die Sowjetunion geflüchtet war, hat nie über diese Dinge gesprochen.“

Zahlreiche Vorfahren umgebracht

Die Stolpersteine würden der Geschichte Namen und Gesichter verleihen, so Frau Stoll: „Und das finde ich wichtig.“ In der Stresemann­straße 18 befindet sich heute eine Wäscherei. Gleich neben dem Stein für Klara Marx befindet sich jener für ihren Sohn Walter, der zunächst von Hagen nach Dachau und von dort über Lodz ins Vernichtungslager Chelmno (Kulmhof) deportiert wurde, wo er im Mai 1942 ermordet wurde.