Hagen. Es klingt wie schlecht erfunden: Ein betrunkener Doktor parkt mit seinem Wagen mitten auf der Autobahn 1 in Hagen. Er schläft hinterm Steuer, bis die Polizei ihn aufweckt. Der Fall ist genau so in Hagen passiert und wurde jetzt vor Gericht verhandelt.

Die Nacht zum 30. August wird Autobahnpolizist Andreas Dörfelt so schnell nicht vergessen. Um 3.42 Uhr kam über Funk der Notruf: „In Höhe der Ausfahrt Hagen-West steht in Richtung Köln ein Auto auf der Fahrbahn.“ Zunächst noch ein ganz gewöhnlicher Einsatz. Doch als der Streifenwagen vor Ort eintraf, war dann doch alles anders als sonst.

Auf der Mittelspur der Autobahn A1 parkte ein BMW mit Gütersloher Kennzeichen. Kein aufgestelltes Warndreieck, keine Warnblinkanlage – lediglich das Abblendlicht dimmte. Zuvor war das Fahrzeug noch an der Leitplanke entlang geschrappt, nunmehr schien der Fahrer hinter dem Steuer tief zu schlafen. Um ihn aufzuwecken, mussten die Polizisten laut gegen die Scheibe klopfen, dazu die Fahrbahn betreten. „Eine lebensgefährliche Situation“, erinnert sich Beamter Dörfelt, „die Autos rauschten mit knapp 150 Sachen an uns vorbei.“

Fahrer muss sich vor Strafrichter verantworten

Der eingeschlafene Fahrer (44), ein promovierter Ingenieur mit eigener Firma im Ostwestfälischen und Wohnsitz in Moskau, hatte sich jetzt vor Strafrichter Albrecht Bogumil zu verantworten. „Grob verkehrswidrig und rücksichtslos“, so der Vorwurf, hätte er die Gesundheit anderer Verkehrsteilnehmer gefährdet. Zur Tatzeit kreisten 1,03 Promille Alkohol in seinem Blut.

Der Angeklagte: „Damals musste ich jeden Tag 20 Stunden für die Firma arbeiten, war darum total übermüdet. Deshalb habe ich auch vier Gläser Wein getrunken. Ich wollte noch einmal meine drei Kinder sehen, bevor ich nach Russland zurückfuhr.“

Die Strafe

Staatsanwältin Marie-Josée Lagemann: „Dass jemand mitten auf der Autobahn sein Auto abstellt um zu schlafen, habe ich in meinem Leben noch nie gehört. Man kann von Glück sagen, dass bei der gefährlichen Aktion niemand ums Leben gekommen ist.“

Der Hagener Amtsrichter verhängte wegen fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs eine Geldstrafe von 2000 Euro. Diese dürfte den Ingenieur, der sein monatliches Nettoeinkommen auf 3000 Euro bezifferte, nicht besonders hart treffen. Wohl eher der zusätzliche Entzug des Führerscheins – mit zehn Monaten Fahrverbot.

„Dann werde ich jetzt wohl öfter den Flieger nehmen müssen“, sprach der Mann mit dem Doktortitel und nahm das Urteil an.