Hagen. . Kurz nach dem Start der närrischen Session hat vor dem Erweiterten Schöffengericht in Hagen der Prozess gegen einen früheren Hagener Karnevalsprinzen und dessen Frau begonnen. Der Vorwurf lautet Steuerhinterziehung und Vorenthalten von Sozialabgaben. Der Schaden soll bei einer Million Euro liegen.
Vor mehr als 20 Jahren erstürmte ein Pärchen das Hagener Rathaus und ließ sich von Oberbürgermeister Dietmar Thieser froh gelaunt den Schlüssel aushändigen. Es war der 11. November, auch damals der Karnevalsauftakt in Hagen. Seit dem 12. November 2013, sieht es für das ehemalige Hagener Prinzenpaar gar nicht mehr lustig aus. Die früheren Tollitäten stehen vor Gericht – Vorwurf der Steuerhinterziehung in Millionenhöhe.
Pornofilm-Produzent
Für den Ex-Faschingsprinzen war das Leben ein einziges Auf und Ab. Der gelernte Dreher versuchte sich glücklos als Betreiber einer Model-Agentur und als Pornofilm-Produzent im Geschäft mit dem Sex. Richtig erfolgreich war er jedoch mit einer GmbH, die sich ganz allgemein „Wartung, Sicherheit und Reinigung“ auf die Fahne geschrieben hatte: Zu Spitzenzeiten arbeiteten an die 1200 Mitarbeiter in ganz Deutschland für das Hagener Unternehmen.
Die Service-Firma hatte sich auf Industriereinigungen spezialisiert, professionell geputzt und gesäubert wurde bei Automobilkonzernen und Kfz-Zulieferern. Als wohlhabender Firmenchef zeigte sich der jetzige Angeklagte im hiesigen Karneval spendabel. Bei der Großen Hagener Karnevalsgesellschaft (GHK) wurde er zum „Senator“ ernannt und durfte den Faschingsprinzen geben. Seine Ehefrau, damals seine Prinzessin, drückt ebenfalls die Anklagebank.
Bei Verurteilung droht Gefängnisstrafe
Zwischen 2003 und 2008 sollen Einnahmen teils nicht verbucht und Arbeitslöhne nur unvollständig erfasst worden sein. Dadurch wären Lohnsteuern und Sozialversicherungsabgaben in Höhe von einer Million Euro verkürzt worden. Deshalb droht im Falle einer Verurteilung vor Gericht eine Gefängnisstrafe ohne Bewährung. Ein Jeck’ würde sagen: „Zelle statt Kamelle“.