Hagen. . Sessionsauftakt im Rathaus: Pünktlich um 11.11 Uhr übernimmt Prinz Holger I. die Macht über die Hagener Narren.
Zum zweiten Mal in Folge hat Hagen einen Karnevalsprinzen, der nicht in Hagen wohnt: Holger I. Kunz-Runge und seine Prinzessin Monika II. Zwehr leben zwar in Herdecke.
Doch mit Fug und Recht lässt sich behaupten, dass der aus Boele stammende Herrscher über das närrische Volk, der gestern im Rathaus die Regentschaft übernahm, eine Hagener Karnevalsinstitution darstellt: „Der Holger hat den Karneval mit der Muttermilch aufgesogen“, bestätigte Thomas Sieker, 2. Vorsitzender der Boeler Loßröcke und seit 30 Jahren mit dem neuen Prinzen befreundet: „Ich bin einer der wenigen, die ihn noch mit vollem Haar kennen, muss aber zugeben, dass er seinen Scheitel mit Würde trägt.“
Bandstahlschneider und Friseurin
Prinz Holger I. ist Bandstahlschneider und arbeitet seit 28 Jahren bei Theis. Seine Mitregentin, die aus Herdecke stammt und mit der er zusammen lebt, führt einen Friseursalon in Wengern. Der Orden des Prinzenpaares versinnbildlicht diese Beziehung: Er zeigt neben dem Wappen der Loßröcke die Hagener Eiche, das Herdecker Wappen und das Wasserschloss Werdringen, das bekanntlich so ziemlich auf der Grenze der Nachbarstädte steht.
In der Session 2004/2005 zogen beide als Oberloßrockpaar durch die Säle. Der Prinz hat in seiner karnevalistischen Karriere mehrere Ämter bekleidet, nun hat sich sein Traum erfüllt: „Es ist geschafft“, schrie er geradezu ins Mikrofon, musste er sich doch Luft verschaffen, um sein Lampenfieber abzubauen: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich nach 35 Jahren Bühnenerfahrung nervös werden könnte.“
Vorgänger verleiht Orden
Einen weiteren Orden erhielt Kunz-Runge von seinem Vorgänger Erdinc I. Özcan-Schulz (40), der als erster türkischstämmiger Prinz Geschichte in NRW geschrieben hatte. „Es war eine geile Zeit“, fasste der Wuppertaler sein Prinzendasein an der Seite von Alexandra Bender (23) zusammen. Und Oberbürgermeister Dehm fügte hinzu, Erdinc I. habe der Stadt gut getan: „Im Karneval machen wir Hagener eben auch mal mit guten Nachrichten Furore.“
Wer Rang und Namen unter den Narren hat, der schunkelte bei der Karnevalseröffnung im Ratssaal mit. „Ich glaube, so viele Symbolfiguren wie wir hat keine zweite Stadt“, staunte selbst Moritz Padberg, Vorsitzender des Festkomitees, über das Treiben, das die Jecken aus allen Stadtteilen vereinte. Stukenförster Dieter Stemmer brachte es auf den Punkt: „Werte schwinden, Werte gehen, unsere Heimat bleibt bestehen.“