Hagen-Haspe. . Der durchschnittliche Karnevalist zeichnet sich wohl durch drei Eigenschaften aus: Erstens ist er stets in Feierlaune, zweitens bewegungsfreudig und drittens in der Regel trinkfest. Bei der großen Prunk- und Galasitzung der KG Grün-Weiß Haspe im Vereinshaus St. Bonifatius kamen die heimischen Karnevalisten am Samstag daher voll auf ihre Kosten.

„Wir haben das ganze Jahr gearbeitet und Geld gesammelt, nur um heute alles verquasen zu können“, sagt Vereinspräsident Rainer Bartelheim, als er sich auf den Weg zu seinem Platz auf der Bühne macht. In den folgenden vier Stunden wird sich dort ein Feuerwerk des Karnevals abspielen, bei dem Feierlaune, Bewegungsfreude und Trinkfestigkeit in ihrer reinsten Form ausgelebt werden können.

Den Spaß am Feiern bekommt vor allem einer zu spüren: Der blinde Sänger Tobias Fechner darf die Bühne erst nach der vierten Zugabe verlassen. Durch die Rauchschwaden in der aus allen Nähten platzenden Halle dringen auch Minuten später noch Rufe, die ein weiteres Lied fordern.

Währenddessen baut auf der Bühne ein Bündel konzentrierter Energie seine Kulisse auf, das sich bald mit einem Donnerschlag entlädt: Die „Dolls Company“ bringt das alt-ehrwürdige Gebäude an der Berliner Straße zum Erzittern. Womit auch die Bewegungsfreude eine ganz neue Facette bekommt: Ihren Auftritt mit „Tanz und Artistik“ zu umschreiben, verkauft dieses Puppenspektakel weit unter Wert. Denn die Energie überträgt sich auf das Publikum, das längst nicht mehr auf den Stühlen sitzt.

Aufgewärmt worden ist es nämlich schon vorher: Seine Bewegungsfreude scheint der durchschnittliche Karnevalist durch intensive Kniebeugen auszuleben. Wann auch immer ein Showact die Bühne betritt und wieder verlässt, heißt es: Aufmarsch – aufstehen, jubeln, hinsetzen. Abmarsch – aufstehen, jubeln, hinsetzen. Diese ständige sportliche Betätigung mag die Basis für die Trinkfestigkeit bilden, die in Haspe traditionell durch den „Hasper Maggi“ auf eine besondere Probe gestellt wird.

Prinz Erdinc I. bedankt sich überschwänglich

Seine Tollität, Hagens Karnevalsprinz Prinz Erdinc I., jedenfalls muss erst die „Wacholdertaufe“ bestehen, bevor er sein Geschenk empfangen darf. Dies soll ihm laut Vereinsstatuten „das künftige Leben erleichtern“: Eine Armverlängerung für seine weitsichtige Hoheit ist es, die ihm das Lesen ohne Brille auch in Zukunft ermöglichen soll. Mit wacholderschwerer Zunge bedankt sich der Prinz mit Migrationshintergrund überschwänglich – „der kommt ja aus Wuppertal“, ruft Bartelheim in gespielter Empörung. Der Saal tobt. Und steht schon wieder auf den Beinen.

Verleihung der Hagener Eiche

picturegallery-258043_1037321.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-258043_1037313.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-258043_1037322.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-258043_1037314.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-258043_1037315.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-258043_1037316.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-258043_1037317.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-258043_1037323.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-258043_1037318.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-258043_1037319.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-258043_1037320.jpg
© WP Michael Kleinrensing
1/11