Hagen. . Waffen Becker wird 100 Jahre alt. In all den Jahren hat sich in dem Geschäft am Märkischen Ring vor allem eines verändert: die Kundschaft. Von der Jagd bis zur Selbstverteidigung - unsere Zeitung war zu Gast im größten Waffenschrank der Stadt.

In einen Angelshop gehen Angler ‘rein. In einen Sportladen gehen Sportler ‘rein. Demnach müssten in einen Waffenladen eigentlich Jäger ‘reingehen, oder? Nein, nur teilweise richtig. Denn die Kundschaft bei Waffen Becker am Märkischen Ring hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Nur einer ist derselbe geblieben: Inhaber Willi Becker. Zum 100-jährigen Jubiläum seines Geschäfts hat Becker uns durch den größten Waffenschrank Hagens geführt.

Leise ist wohl schon zu laut. Die Jacke auf dem Kleiderständer ist geräuschlos. Wer sich im Wald also langsam anpirscht, kann eigentlich nur noch gerochen werden – vorausgesetzt, seine Kleidung ist nicht auch noch geruchlos. Sowas gibt es hier nämlich auch. Jagd- und Sportwaffen, Trachtenmode, Elektroschocker, Pfeffersprays, Messer, Ferngläser, Hüte. Der Kundenstamm ist groß. Und der von außen so klein aussehende Laden hat eine Strahlkraft bis weit ins Sieger-und Sauerland.

Großer Gebrauchtwaffenmarkt im Internet

In der Welt der Waffen und Gewehre hat sich viel getan in den vergangenen Jahren. „Es hat zwei Gesetzesnovellierungen gegeben“, sagt Willi Becker, „zwei, die großen Einfluss auf unser Geschäft haben.“

Neuregelung eins: Waffen müssen in einem speziellen Waffenschrank aufbewahrt werden. Und den baut man sich nicht mal eben selber, sondern muss ihn kaufen. Die Folge: Wer Waffen erbte oder noch welche zu Hause lagerte, aber nicht das Geld für einen Waffenschrank aufbringen wollte oder konnte, gab die Waffen fortan weiter an die Händler. „So entstand ein beachtlicher Gebrauchtwaffenmarkt“, sagt Becker. Einer, den sein Geschäft auch über das Internet bedient.

Neue Gesetzeslagen

Gesetzesnovelle Nummer zwei: Das Erbenprivileg fiel weg. Wer eine Waffe erbte, aber gar nicht zum Besitz einer Waffe berechtigt ist, muss sie entweder verschrotten oder an Dritte veräußern. „So kam die zweite Welle von Waffen auf dem Markt“, sagt Becker.

In der oberen Etage seines Geschäfts bewahrt Becker die Jagdwaffen auf. Preislich ist alles dabei. Hier gibt es auch Waffen für knapp 20.000 Euro. „Wenn man eine Waffe gut pflegt, kann sie 50 Jahre halten“, sagt der Chef.

Nachfrage im Bereich der Selbstverteidigung steigt

Im Erdgeschoss werden jene fündig, die um ihre eigene Sicherheit fürchten. Becker: „Das Gesetz sieht nur eingeschränkte Möglichkeiten der Selbstverteidigung vor.“ Die Sprays dürfen gegenüber Menschen nur bei Vorliegen einer Notlage und einem rechtswidrigen Angriff als Notwehr angewendet werden. Die Nachfrage im Selbstverteidigungsbereich sei hoch, sagt Becker.

Gemeinsam mit seiner Frau Mechthild führt er den Laden in dritter Generation. In zwei, drei Jahren möchte sich der 69-Jährige gerne zur Ruhe setzen. „Wir sind auf der Suche nach jemandem, der das Geschäft weiterführen möchte“, sagt er. Seine beiden Söhne werden es nicht tun. Willi Becker, Sohn eines Büchsenmachers, ist gelernter Kaufmann, hat sich seinen Wissensschatz aber über Jahrzehnte selbst angeeignet. „Die Jagd wird es immer geben“, sagt er, „und Menschen, die das Rüstzeug dazu brauchen.“ Auch der Bereich der Selbstverteidigung und der Trachtenmode habe stetig steigende Nachfrage. Neben seinem Geschäft führt Becker noch das Schießzentrum Schöpplenberg und gibt Seminare. Nur für die Jagd bleibt ihm nicht mehr so viel Zeit. „Dafür spannt mich das Geschäft einfach zu sehr ein.“