Hagen. . Wer hat in der Nacht auf den 22. September 1944 den niederländischen Widerstandskämpfer Aldert Klaas Dijkema erschossen? Zu dieser Frage schweigt der angeklagte Siert B. (92) aus Breckerfeld inzwischen.

Wer hat in der Nacht auf den 22. September 1944 den niederländischen Widerstandskämpfer Aldert Klaas Dijkema (36) erschossen? „Neuhäuser“, antwortete Siert B. (92) im Juli 2012 vor laufender Fernsehkamera und entlastete sich damit selbst eines Mordes.

Inzwischen schweigt der betagte Breckerfelder öffentlich zu diesem Thema. Deshalb wurde gestern, am zweiten Tag im NS-Verfahren vor dem Schwurgericht, der verhängnisvolle TV-Bericht des Politmagazins „Panorama“ im Gerichtssaal abgespielt – und das gesendete Interview offiziell ins Verfahren eingeführt.

"Bekannt und beliebt"

Der bundesweit ausgestrahlte Fernsehbeitrag zeigt Siert B. im gemütlichen Wohnzimmer und beginnt mit den Worten: „Hier in Altenbreckerfeld ist der Mann bekannt und beliebt, obwohl er einen Mord begangen haben soll.“

Das Geschehen auf dem verlassenen Fabrikgelände im holländischen Appingedam, in der Tatnacht, die nunmehr 69 Jahre zurückliegt: Vier Schüsse sollen gefallen sein, die Kugeln trafen Widerstandskämpfer Aldert Dijkema von hinten, auch in den Kopf. „Neuhäuser war’s. Ich lief rechts und er lief links neben ihm. Auf einmal hörte ich den Knall. Dann fiel der Mann“, verteidigte sich Siert B. vor der Kamera. Der schwer beschuldigte August Neuhäuser, einst SS-Oberscharführer, war damals sein Vorgesetzter. Er verstarb 1985.

Journalist verweigert Aussage

NDR-Redakteur Robert Bongen (38), einer der beiden Panorama-Autoren, berief sich im Zeugenstand auf sein Auskunftsverweigerungsrecht als Journalist.

Von dem in Breckerfeld aufgenommenen TV-Interview wurden nur wenige Sequenzen gesendet, etwa zehn Minuten ungekürztes Rohmaterial könnten dem Gericht vielleicht noch hilfreich sein. Ob der Norddeutsche Rundfunk auf freiwilliger Basis die Aufnahmen zur Verfügung stellen würde, fragte Richterin Heike Hartmann-Garschagen noch freundlich an. „Das muss ich mit dem Justiziar bereden“, erklärte Bongen.

Der freiberufliche NDR-Journalist Ralf Hoogestraat (54): „Wir haben die Geschichte ja nicht selbst ausgegraben. Zwei Tage zuvor stand das alles schon in der örtlichen Presse.“

Das vierköpfige Fernsehteam sei von den betagten Eheleuten in Breckerfeld freundlich aufgenommen worden: „Die Familie war sehr nett und zuvorkommend uns gegenüber. Es gab sogar Kaffee und Kuchen.“