Hagen. Sind die Wasserpreise in Hagen in ganz Westfalen am höchsten? Die Nachricht ist in der Welt, seit die Lifestyle-Zeitschrift „Men’s Health“, sonst eher Spezialist in Sachen Tipps für den männlichen Waschbrettbauch, sich in einer Rangliste dem Kosten-Thema angenommen hat.

Sind die Wasserpreise in Hagen in ganz Westfalen am höchsten? Die Nachricht ist in der Welt, seit der Internetdienst „Westfalen heute“ die Schlagzeile „Trinkwasserpreise in Westfalen: Hagener zahlen am meisten“ verbreitet hat.

Demnach sind die Kosten für den Kubikmeter Wasser in den 50 größten deutschen Städten höchst unterschiedlich: Sie liegen zwischen 1,24 Euro (Mühlheim/Ruhr) und 2,67 Euro (Solingen). Hagen nimmt mit 1,87 Euro/Kubikmeter deutschlandweit Rang 28 ein, in Westfalen allerdings den Platz als teuerste Kommune.

Wasserpreise in kleinen westfälischen Städten deutlich höher

Bei Uwe Reuter, Sprecher des heimischen Wasserversorgers Enervie, stoßen solche Erhebungen auf wenig Freude. Er hält sie für methodisch nicht redlich.

Fakt ist tatsächlich: Es wurden bei weitem nicht alle Wasseranbieter in Westfalen untersucht. „Men’s Health“ hat ja nur die 50 größten deutschen Städte untersucht, davon liegen allerdings nur acht in Westfalen. In einer Reihe von kleineren westfälischen Städte sind die Wasserpreise zum Teil deutlich höher als in Hagen.

Abseits dieser statistischen Komponenten kritisiert Reuter aber, dass die örtlichen Gegebenheiten nicht berücksichtigt worden seien. So habe man es in Hagen mit erschwerten Bedingungen zu tun: „Die Topographie mit den vielen Bergen macht es schwieriger, ein Trinkwassernetz zu unterhalten. Wir müssen mehr Hochbehälter bauen, als das im flachen Münsterland der Fall ist.“

Noch auf Industrie ausgelegt

Zudem machten sich auch der Strukturwandel und der Bevölkerungsschwund beim Wasserpreis bemerkbar. Das Trinkwassernetz sei auf große Industriebetriebe, die früher einen immensen Wasserbedarf gehabt hätten, ausgerichtet. „Die Querschnitte der Wasserleitungen sind vielfach noch sehr groß“, so Reuter. „Um die Trinkwasserqualität zu halten, müssen die Leitungen regelmäßig gespült werden.“

Um die dauerhaften Kosten zu mindern, müssten große Teile des Wassernetzes zurückgebaut werden – das seien erheblich Investitionen. Zudem gebe es viel weniger Einwohner – und die würden etwa durch sparsame Waschmaschinen und Geschirrspülmaschinen auch viel weniger Wasser nutzen.

Andere Großstädte billiger

Zudem werde auch nur der Kubikmeterpreis verglichen, nicht aber die Grundkosten, die jeder Verbraucher für seine Wasseruhr bezahlen müsse. Die erheblichen Investitionen in die Wasserwerke am Hengsteysee und an der Hasper Talsperre würden auch nicht berücksichtigt.

Allerdings: Andere westfälische Großstädte, die auch den Strukturwandel durchlebt haben, sind zumindest beim Kubikmeterpreis günstiger: In Dortmund, Bochum, Herne oder Gelsenkirchen zahlt der Verbraucher bis zu 30 Cent weniger.