Hagen. . In Gevelsberg ist die Privatisierung des „Schwimm-in“ gescheitert, andernorts aber betreiben Vereine und Unternehmer Bäder erfolgreich - jedoch nicht ohne Zuschüsse der Gemeinden.

Sommer, Sonne, Hitze. Wer kann, taucht ab, erfrischt sich im oder am Wasser. So sind die Bäder in Südwestfalen, mindestens diejenigen unter freiem Himmel, in diesen Tagen sehr gut besucht. Da kommt die Nachricht, dass das Schwimmbad-Konzept in Gevelsberg baden gegangen ist, irgendwie zur Unzeit.

Dort ist ein Privatbetreiber aus Herne mit seinen Plänen für das „Schwimm-in“ untergegangen. Die Stadt hübschte das Bad für den Betreiber auf, investierte insgesamt 16 Millionen Euro unter anderem in eine Saunalandschaft. Dafür versprach das Unternehmen der Kommune eine schwarze Null in der Bilanz. Es wollte Hallen- und Freibad aus den Einnahmen mit der Sauna subventionieren. Vor der Privatisierung hatte Gevelsberg bis zu 600 000 Euro Zuschuss in den Betrieb gesteckt.

Ein Minusgeschäft

Doch die Rechnung der privaten Betreibergesellschaft aus Herne ist nicht aufgegangen: Statt einer ausgeglichenen Bilanz präsentierte sie der Stadt kaum ein Jahr nach der Privatisierung ein Minus von 400 000 Euro. „Wenn das Herner Unternehmen es nicht schafft, dann keiner“, warnt ein Konkurrenzunternehmer, der sich darauf spezialisiert hat, Bäderkonzepte für Kommunen auszuarbeiten. Gevelsberg will den Betrieb nun wieder selbst übernehmen.

Dabei gibt es in Südwestfalen durchaus immer mehr Bäder, die privat gemanagt werden, viele davon sind als Bürgerbäder in der Hand von Vereinen, weil die Kommunen sparen müssen. Fünf Jahre schon führt zum Beispiel der ­Bürgerbadverein das Waldfreibad Leitmecke in Menden ehrenamtlich. Geld verdienen - das könne man mit einem solchen Freibad allerdings nicht, betont Ulrich Stolte, Geschäftsführer des Vereins.

Oberwasser hat man im Freibad Leitmecke, weil die Vereinsmitglieder ehrenamtlich arbeiten. Von 6:15 Uhr in der Früh bis abends um 20 Uhr. „Die fröhlichen Gesichter der Kinder sind unser Lohn“, so Ulrich Stolte. 3 Euro kostet der Eintritt für Erwachsene, für Kinder- und Jugendliche 1,70 Euro. 180 000 Euro hat der Verein bereits in das Bad gesteckt - aus Einnahmen, Eigen- und Sponsorenleistungen. Und dennoch kommt das Bad nicht ohne Zuschuss der Stadt aus. Doch der sei viel geringer als zu Zeiten, in denen die Kommune das Bad noch selbst betrieben hatte, so Stolte.

320 000 Euro Minus habe Nachrodt-Wiblingwerde jedes Jahr mit dem Hallenbad gemacht. Nun zahlt sie nur noch 80 000 Euro für die Betriebskosten, vergütet zudem die Stunden fürs Schulschwimmen, erklärt Sabine Karisch vom Trägerverein Gartenhallenbad. Zum 1. April haben Ehrenamtliche in der Kommune das Bad übernommen. Das Kassenhäuschen ist nun nur noch zu Stoßzeiten besetzt, ansonsten melden sich die Besucher beim Schwimmmeister und geben ihm das Eintrittsgeld. So habe man die Arbeit reduziert.

Und doch gibt es mehr zu tun, denn die Besucherzahlen wurden innerhalb von vier Monaten verdreifacht, rechnet Sabine Karisch stolz vor. Sie führt das darauf zurück, dass man wieder zwei Stunden Frauenschwimmen pro Woche anbiete, mehr Kurse wie Aqua-Fitness und Aqua-Zumba, eine Schülerparty zum Ferienbeginn, Spielenachmittage für die Kleinen.

Darauf setzt man auch in Lennestadt, wo die Lenne-Therme nicht ehrenamtlich, sondern privatwirtschaftlich geführt wird. Indem man die Besucherzahlen steigere und die Betriebskosten senke, hole man als Unternehmer einen „Vorteil“ aus den Bädern. Dennoch geht es nicht ohne Zuschuss der Kommune. Ein Besucher verursache 13,50 Euro Kosten, zahle aber nur 3,50 Euro Eintritt, rechnet man bei der Lenne-Therme vor, deren Betreiber weitere Bäder in Hilchenbach, Burbach und Drolshagen unterhalten.

Lauter Gewinner

Der Vorteil der Städte: keine unvorhersehbaren Kosten mehr, sondern ein im Etat fest eingeplanter Zuschuss. Zudem werde die Verwaltung entlastet, Mitarbeiter könnten anders eingesetzt werden. Die Stadt nehme ferner Miet- und Pachtkosten ein. Und schließlich zahle der Bad-Betreiber Gewerbesteuern in die Stadtkasse.

Auf dem Trockenen also müssen am Ende weder Kommunen noch Betreiber sitzen.