Haßley. Von 1,3 Millionen Euro Mehrkosten für den Kanalbau auf Haßley war bislang die Rede. Jetzt kommen noch einmal 700.000 Euro drauf. Stillstandskosten, die der Wirtschaftsbetrieb Hagen an die ausführende Firma überweisen muss, weil an 141 Tagen der Bohrer nicht bohren konnte.
Es war eine gute Nachricht, fürwahr: Am Donnerstag hatte diese Zeitung darüber berichtet, dass der Bohrer auf Haßley am anderen Ende des Tunnels angekommen war, ohne ein weiteres Mal festzustecken. Grund zum Feiern gibt es aber nicht. Denn am Dienstag holt das ganze Baustellen-Desaster die Mitglieder des Verwaltungsrats des Wirtschaftsbetriebs Hagen (WBH) wieder ein. Da geht es unter Ausschluss der Öffentlichkeit um die Kosten, die der unterirdische Gau auslöst.
Rund 1,3 Millionen Euro waren bislang fällig, weil das Rohrvortriebsverfahren stockte. Noch einmal 700.000 kommen jetzt nach Informationen unserer Zeitung hinzu. Stillstandskosten, die der WBH und damit der Gebührenzahler an die ausführende Firma Sonntag überweisen muss. Die Gesamtkosten für das Projekterhöhen sich damit auf 4,76 Millionen Euro brutto.
An 141 Arbeitstagen ruhte der Bohrer
In zähen Verhandlungen hatten sich WBH und die Firma Sonntag nicht auf einen gemeinsamen Nenner einigen können. Um eine kostspielige gerichtliche Auseinandersetzung abzuwenden, hatten sich beide Seiten auf eine Schlichtung durch einen Sachverständigen Rechtsanwalt geeinigt. Dessen Vorschlag liegt nun vor und ist Bestandteil einer Vorlage, über die der Verwaltungsrat entscheiden muss.
Zwischen dem 27. November und dem 6. Mai hatten die Arbeiten auf Haßley geruht. Zieht man Feiertage sowie Tage mit Frost ab, bleiben unterm Strich 141 Arbeitstage, an denen der Bohrer hätte bohren können. Was allerdings nicht ging, weil sich ein Gesteinsmassiv auf das Rohr gesetzt hatte, das hinter dem Bohrer in 20 Meter Tiefe vorgepresst wird.
Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft soll Controlling übernehmen
Auf einer Länge von 634 Metern soll sich der Kanal in Richtung Ölmühlenbach in der Donnerkuhle erstrecken, über den einmal das Gelände des Möbelhauses Sonneborn auf Haßley entwässert werden soll. Er war so dimensioniert worden, dass er gleichzeitig auch durch mehrere Schächte eine Rückhaltefunktion ausüben konnte und auch die Autobahn 45 nach endgültigem sechsspurigen Ausbau über den Kanal entwässert werden konnte. Dies war ein Argument für das aufwändige Projekt. Zumindest so lange, bis sich der Landesbetrieb Straße dazu entschloss, doch lieber über einen eigenen Kanal zu entwässern.
Entscheiden muss der Verwaltungsrat auch über ein Angebot der Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft. Die soll künftig das Controlling über die Stadttöchter übernehmen. Und in diesem Fall als neutrale Instanz die Projektabwicklung unter kaufmännischen und weniger unter technischen Kriterien untersuchen.
WBH-Vorstand schließt "schuldhaftes Verhalten" aus
Zumindest der WBH-Vorstand ist überzeugt, richtig gehandelt zu haben: „Wir haben alle notwendigen Voruntersuchungen gemacht“, hatte Hans-Joachim Bihs denn auch erklärt, es sei ein Baugrundrisiko eingetreten, das man nicht hätte ausschließen können. „Ein schuldhaftes Versagen liegt nicht vor.“
Die Arbeiten am Kanal laufen unterdessen bis Ende des Jahres weiter. Die Schächte müssen noch gebaut, Anschlüsse hergerichtet werden. An seinem Ende muss der neue Kanal an den Ölmühlenbach angeschlossen werden.