Hagen. Andrea Honickel wechselt zur Stadtbücherei. Die patente Kulturexpertin hat die beliebte Umsonst-und-draußen-Sommerreihe Muschelsalat 26 Jahre lang federführend organisiert.

„Das ist mein 26. Muschelsalat. Und mein letzter,“ sagt Andrea Honickel. Resolut, wie man sie kennt, doch auch mit Wehmut in der Stimme. Andrea Honickel – das „Gesicht des Muschelsalates“ – verlässt das Kulturbüro. „Aus persönlichen Gründen“, wie sie unterstreicht. Beim Kulturamt, wie das Kulturbüro früher hieß, habe sie sich immer wohl gefühlt, „ich durfte über viele Jahre meinen Traumberuf ausüben“, doch in den letzten Monaten habe sich durch die Einführung des Fachbereichs Kultur viel geändert. Durch Umstrukturierungsmaßnahmen wurde das Kollegium extrem verkleinert, die Arbeitsabläufe werden nun stark reglementiert.

„Zum 1. September wechsele ich zu Hagen Medien. Konkret gesagt, betreue ich den Veranstaltungsbereich in der Stadtbücherei auf der Springe. Die Sparte soll ausgebaut werden, und ich glaube, dass mir mein Netzwerk und meine bisherigen Erfahrungen mit Förderprojekten und -töpfen nützlich sein werden. Ich hoffe, dass ich im Bereich Stadtbücherei – wie früher im Kulturamt - wieder etwas bewegen kann“, blickt Honickel mit Zuversicht gepaart mit ein wenig Melancholie in Richtung Herbst.

Der diesjährige Muschelsalat, der am Samstag, 6. Juli, im Rahmen der „Extraschicht“ eröffnet wird, ist noch unter Andrea Honickels „bewährter Fuchtel“ entstanden.

„Jeder traut sich, mich anzusprechen“

Warum sie von Künstlern, Sponsoren und Kollegen gleichermaßen geschätzt wurde und wird? Andrea Honickel überlegt kurz, sagt dann mit Bestimmtheit: „Jeder traut sich, mich anzusprechen, mich zu loben , aber auch zu kritisieren.“

Die patente Frau vor Ort, die weniger die große Bühne als „das Zupacken, wenn’s drauf ankommt“ liebt, war stets Ansprechpartnerin für die Künstler. „Nur beim ersten Muschelsalat 1986 war ich wenig eingebunden.“ Aber dann . . .Die ersten zehn Jahre fanden alle Veranstaltungen im Rahmen des Kultursommerprogramms in der Konzertmuschel im Volkspark statt, seit etwa 15 Jahren heißt es auch ,Muschel on Tour’.

Muschelsalatretter in Sorge

Der Blick nach vorn fällt nicht unbedingt rosig aus: Kürzungen im Kulturbereich sparen auch den Muschelsalat nicht aus. Vielerorts wird gemunkelt, dass die beliebte Reihe – erst Recht nach Andrea Honickels Weggang – eingeatmet wird. Die Muschelsalatretter, die das Festival auch in diesem Jahr wieder ideell und ­finanziell (mit 7000 Euro) unterstützen, sorgen sich ebenfalls um die Zukunft der beliebten Umsonst- und draußen-Reihe. Während der Veranstaltungen werde man das Gespräch mit den Zuschauern suchen und auf die Brisanz der Lage aufmerksam machen, so die Retter. Die Sparkasse unterstützt das Sommerprogramm mit 10.000, Enervie mit 7000 Euro. Der Fachbereich Kultur schießt 23.000 Euro (inkl. 5000 Euro aus dem Fördertopf ,Interkulturelle Mittel’ für die Reihe „Odyssee“) hinzu.