Der Kahlschlag auf dem Tücking vor fünf Jahren tat vielen Auto - und Radfahrern im Norden und Westen der Stadt weh. Denn bis dato war die alternative Route von Vorhalle in die Stadt oder von Haspe nach Vorhalle auch immer eine Fahrt durch ein schönes Stück Natur in Hagen.
Der einzige Trost damals: Im höher gelegenen Teil des Wolfskuhler Weges eröffnete sich ein traumhafter Panoramablick über Vorhalle, Wetter und Herdecke. Doch den gibt es jetzt nicht mehr. Die Vegetation kehrt zurück. Muss jetzt wieder gerodet werden?
Kahlschlag nach Gerichtsurteil
Was deutsche Gerichte so ausurteilen, ist nicht immer gleich im ganzen Land nachvollziehbar. Das Oberlandesgericht Hamm hatte im März 2007 zu Gunsten einer Radfahrerin entschieden, die bei einer Tour in Meschede von einem herabstürzenden Ast getroffen worden war.
Seither ist die junge Grundschullehrerin querschnittsgelähmt. In dem Urteil machte das OLG den Waldbesitzer verantwortlich. Er sei seiner Verkehrssicherungspflicht nicht nachgekommen. Er sei für eine sorgfältige Baumpflege zuständig und hätte erkennen müssen, das eine Rotbuche geschädigt war.
Die beiden Waldbesitzer auf dem Tücking ließ das Urteil aufhorchen. Um jeglichen Eventualitäten vorzubeugen und der im Mescheder Fall angeprangerten Verkehrssicherungspflicht nachzukommen, entschieden sich die Waldbesitzer Hans de Myn und Thomas Funke für den Kahlschlag an einem der beliebtesten Schleichwege im Hagener Norden.
„Das war für mich auch nicht schön damals“, erinnert sich der Vorhaller Hans de Myn, „aber ich wollte und will einfach kein Risiko eingehen.“ Von Haspe aus kommend gehören de Myn 62 Hektar Wald entlang der rechten Straßenseite des Wolfskuhler Weges. Der linke Bereich, bis auf einen kleinen Teil, gehört Thomas Funke.
Nun hat sich der Mischwald in den vergangenen fünf Jahren wieder berappelt und ist zügig wieder angewachsen. Der Panoramablick ist weg und in diesen Tagen regiert wieder hohes sattes Grün entlang der Straße. Müssen wir befürchten, dass bald wieder ein Kahlschlag angeordnet wird?
Droht wieder eine Rodung?
„Nein“, sagt Hans de Myn, „wir werden einen fünf Meter breiten Streifen entlang der Fahrbahn freimachen. Der Rest des wieder heranwachsenden Waldes bleibt stehen.“
Der fünf Meter breite Streifen sei nicht nur nötig, um Autofahrer vor möglicherweise herabstürzendem Geäst zu schützen, sondern auch vor Rehwild auf Nahrungssuche. „Dass gerade alles so schön buschig nachwächst, mag das Rehwild“, sagt de Myn. Also futtert es sich in der Dunkelheit auch an der Fahrbahn entlang. Der fünf Meter breite Frei-Streifen soll es künftig von der Straße weghalten.
„Ohne das Urteil damals, hätte ich den Kahlschlag nie gemacht“, sagt Waldbesitzer de Myn. Er stellt in der Nachbetrachtung aber auch fest, dass die Rodung vor allem im oberen Bereich des Wolfskuhler Weges Vorteile gebracht habe. „Wir hatten an dieser Stelle einen Kronenschluss. Es fiel nur wenig Licht auf die Straße. Und im Winter taute die Straße unter dem Kronenschluss nicht auf und war länger vereist. Das ist jetzt nicht mehr so.“ Dafür gibt es an jener Stelle nun aber auch keinen Ausblick mehr auf den Hagener Norden.
Waldbesitzer aus Leidenschaft
De Myn besitze den Wald aus Liebe zur Natur und aus idealistischen Gründen: „Ich bin der Natur verbunden und liebe den Wald. Deshalb nehme ich auch gerne die Kosten für die Rodungsarbeiten auf mich.“
Wobei der eigentlich ungewollte Kahlschlag vor fünf Jahren am Ende trotzdem ein ausgeglichen bilanziertes Geschäft gewesen sei, weil man den Holzertrag beim Kahlschlag gegenrechnen müsse, so Hans de Myn.
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