Hagen-Selbecke. An den fünf Samstagen im Juni startet das Freilichtmuseum Hagen eine Aktion, die nach dem Prinzip der Wertschätzung vorgeht. Die Gäste zahlen an diesen Tagen keinen festen Preis, sondern das, was ihnen der Museumsbesuch auch wert ist.
Ob im Supermarkt, an der Tankstelle oder im Schwimmbad: Wir zahlen für Produkte oder Dienstleistungen einen festen Preis. Ausnahmen, in denen gegeben wird, wie viel man möchte, oder Fälle, in denen man selbst entscheidet, ob man überhaupt etwas bezahlt oder nicht, gibt’s wenige.
Trinkgelder in Kneipen oder Restaurants, ein Dankeschön an Straßenkünstler oder Spenden für wohltätige Zwecke fallen einem da ein, viel mehr aber nicht. In Kürze geht aber auch das Freilichtmuseum diesen ungewöhnlichen Weg, der das Prinzip „Zahlen Sie so viel, wie Sie möchten“ verfolgt.
Besucher bewerten das Preis-Leistungsverhältnis
Konkret: An den fünf Samstagen im Juni werden die Besucher am Eingang über besagte Aktion informiert – sie betreten also ohne zu bezahlen das Gelände. Später am Ausgang zahlen die Gäste dann den Preis, den sie für angemessen halten. „Wir möchten erfahren, wie die Besucher das Preis-Leistungsverhältnis bewerten und was ihnen der Besuch des Freilichtmuseums tatsächlich wert ist“, unterstreicht Museumsleiter Uwe Beckmann den Sinn des Experiments.
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Wissenschaftliche Studien haben erwiesen, dass die Konsumenten das Preismodell „Pay What You Want“ (PWYW) nicht ausnutzen. Besucher, die es sich leisten können und wollen, zahlen demnach mehr als der Durchschnitt, Schnäppchenjäger und Sparfüchse etwas weniger. Aber auch wenn der Durchschnittspreis an den ausgewählten Projekttagen nicht voll erzielt wird, erhoffen sich Beckmann und sein Team positive Nebeneffekte wie Mundpropaganda.
Mit Bedacht habe man keine Saure-Gurken-Zeit ausgewählt, sondern echte Top-Tage. „Bei durchschnittlichem bis gutem Wetter zählen wir an jedem Juni-Samstag 500 bis 600 Besucher“, erläutert der Museumschef.
Vergleichbares Projekt gab es im Zoo Münster
„Das Hagener Freilichtmuseum ist das erste Museum, in dem ,PWYW’ getestet wird“, unterstreicht LWL-Kulturdezernentin Barbara Rüschoff-Thale. Vergleichbare Projekte habe es bislang nur im Zoo Münster (um die ungeliebte Winterzeit attraktiver zu gestalten), in Restaurants in z.B. Wien und Frankfurt sowie in einer Weinhandlung in Berlin gegeben.
Zwei Mitarbeiter des Instituts für Marketing der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster begleiten die Studie in Hagen. Man hofft, Näheres über Erwartungen und Beweggründe der Freilichtmuseums-Besucher zu erfahren.