Hagen-Mitte. . Das beliebte Brecht-Stück „Die Dreigroschenoper“ feiert am Samstag im Hagener Theater Premiere.

Die „Dreigroschenoper“ gehört zu den meistgespielten ­Stücken von Bertolt Brecht. Dennoch war die „Ludenoper“ in Hagen seit mehr als 60 Jahren nicht mehr zu sehen. „Da wir aber auch in dieser Spielzeit wieder eine Eigenproduktion im Bereich Schauspiel mit Musik anbieten, haben wir uns für den Brecht-Weill-Klassiker entschieden“, erläutert Dramaturgin Maria Hilchenbach. Genau wie bei den „Comedian Harmonists“ sei auch in diesem Fall von den Akteuren Flexibilität gefordert, denn die Hagener Fassung arbeite mit Sängern, die schauspielern und nicht – wie in der Uraufführung 1928 – mit singenden Schauspielern.

Sex und Ökonomie regieren auch heute die Welt

Bei der Premiere am Samstag um 19.30 Uhr im Großen Haus wie auch bei den weiteren Aufführungen sitzen zehn Musiker im Orchestergraben, wobei Alexander Ruef eine Doppelfunktion zukommt. Er ist nicht nur Musikalischer Leiter der „Dreigroschenoper“, sondern spielt auch selbst Klavier und Harmonium. „Wir haben viele opernhaft-klassische Elemente eingebaut“, verrät Ruef und versichert, dass das Stück, welches die These, Sex und Ökonomie regiere die Welt in den Fokus stellt, auch heute noch top-aktuell sei.

Rückblick: 1728 wurde in England „The Beggar’s Opera“ von John Gay uraufgeführt. Die fürs niedrige Volk geschriebene Bettleroper, die in den Verbrechervororten Londons spielt, war auch dank der gängigen Musik, die in den Straßen gesungen wurde, ein Riesenerfolg und verstand sich als Parodie auf die am Hofe aufgeführten Händel-Opern.

Brecht-Fassung frenetisch umjubelt

200 Jahre später sah Brechts Mitarbeiterin Elisabeth Hauptmann in London eine modernisierte Fassung der Bettleroper, war vom Stück fasziniert und machte den Autor Brecht auf Gays Werk aufmerksam. Brecht bearbeitete das Stück neu, Kurt Weill begann mit der Komposition der Musik. 1928, zur Eröffnung des neuen „Theaters am Schiffbauerdamm“ in Berlin, wurde Brechts „Ludenoper“ erstmals gespielt – und frenetisch umjubelt.

Ausstatter Jan Bammes hat für die Hagener Fassung ein 20er-Jahre-Bühnenbild erstellt, das eine Indu­striehalle als Versteck des charmanten Straßenbandenchefs Macheath, ferner Gefängnis, Hurenhaus und Hochzeitsstätte symbolisiert. Auch die Kostüme entführen in die Zeit der Weimarer Republik.