Hagen. . Um 10.30 Uhr beginnt am Mittwoch die traditionelle Mai-Kundgebung im Volkspark in Hagen. Eine Stunde zuvor sind alle Interessenten bereits zu einem Gottesdienst in die Johanniskirche eingeladen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund erwartet einen Auftritt mit breiter Brust und starken Debatten. Erfreulich ist der Mitgliederzuwachs bei der Jugend.

„Gute Arbeit, sichere Rente, soziales Europa“ – mit diesem Dreiklang will der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Hagen zur Maikundgebung am Mittwoch, 1. Mai, die Bürger in den Hagener Volkspark locken. Dabei sieht Regionsgeschäftsführer Jochen Marquardt die Arbeitnehmerorganisationen durchaus im Aufwind: „Mitgliederzuwächse – vor allem bei der Jugend – lassen uns mit breiter Brust auftreten.“

Ursachen für diese zarte Trendwende sieht der heimische DGB-Frontmann zum einen in der engeren Zusammenarbeit mit den Beschäftigten in den Betrieben. Zum anderen sorge die aktuelle politische Stimmung im Lande dafür, dass die Menschen sich wieder den Gewerkschaften zuwenden würden. Marquardt denkt dabei vor allem an die in seinen Augen brennenden Themen Mindestlohn, Gerechtigkeit bei der Arbeits- und Lohnverteilung sowie Beteiligungschancen an demokratischen Prozessen.

Bundestagswahlkampf wirft Schatten voraus

„Der Einstieg in die Auseinandersetzungen des Bundestagswahlkampfes sowie die Tarifrunden in der Metall- und Elektroindustrie (Lohnerhöhungen) und im Einzelhandel (Manteltarifvertrag) dürften in diesem Jahr den Maitag zudem dominieren“, rechnet der Hagener DGB-Chef mit pointierten Debatten auch abseits des Podiums. Eine Verdreifachung der Leiharbeit im vergangenen Jahrzehnt und ein steter Zuwachs bei den Werkverträgen hätten die Arbeitswelt zu ihrem Nachteil verändert. Hinzu käme, dass immer weniger Arbeitnehmer von ihrem Lohn leben könnten: „Jede vierte Beschäftigung findet sich im Minijob-Bereich, weil die Menschen die Zusatzjobs brauchen, um sich finanziell über Wasser halten zu können."

Gleichzeitig kündigt Marquardt an, dass bei der künftigen Gewerkschaftsarbeit das Thema „Sichere Renten“ weiter in den Fokus rücke: „Unser Ziel ist es, die Rente mit 67 auszusetzen und ein weiteres Absenken des Rentenniveaus zu verhindern.“ Außerdem gelte es, die Arbeitsmarkt- und Industriepolitik auf europäischer Ebene neu zu ordnen, damit die anhaltende Kürzungspolitik, die das Wirtschaftswachstum einbrechen lasse, ein Ende habe.

DGB-Bundesvorstandsmitglied Beate Mensch wird erwartet

„Das gleiche Problem haben wir ja auch hier vor Ort“, blickt Marquardt auf die Volmestadt. „Hagens Finanzen lassen sich durch immer wieder neue Sparpakete nicht retten. Wir erhöhen permanent die Dosis einer Medizin, die ohnehin nicht wirkt.“ Das Ergebnis könne jeder in diesen Tagen am eigenen Leib erfahren: „Wenn die Straßenlöcher in Hagen sich so weiterentwickeln, haben wir bald wieder neue Schwimmbäder“, macht der DGB-Regionalgeschäftsführer deutlich, dass in Hagen der Verfall vor allem im baulichen Bereich immer sichtbarer werde.

Zu den Fakten der Veranstaltung: Die Maikundgebung im Hagener Volkspark beginnt um 10.30 Uhr mit der Begrüßungsrede durch den Hagener DGB-Chef Jochen Marquardt. Im Anschluss spricht als Gastrednerin Bundesvorstandsmitglied Beate Mensch. Bereits um 9.30 Uhr beginnt in der Johanniskirche eine ökumenische Andacht mit Dechant Dieter Osthus und Superintendent Bernd Becker. Im Anschluss (ca. 10 Uhr) bewegt sich ein Demonstrationszug vom Kirchplatz zum Volkspark. Zum Rahmenprogramm gehören neben Informationsständen der Gewerkschaften und Verbände auch ein Solidaritätsfest mit internationaler Küche, Folklore und Musik. Der passende Rahmen für intensive Gespräche.